Baumwollwirtschaft nachhaltig gestalten

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Nachhaltigkeit und Wertschöpfungssteigerung in der Baumwollwirtschaft in Usbekistan. 
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Usbekistan
Politischer Träger: Qishlоq va suv хo'jаligi vazirligi (Ministry of Agriculture and Water Resources)
Gesamtlaufzeit: 2019 bis 2023

Ausgangssituation

Usbekistan ist der weltweit siebtgrößte Exporteur für Baumwolle. Damit erzielt die Naturfaser seit jeher bedeutende Exporterlöse. Eine leistungsfähige Baumwollwirtschaft trägt zudem zur wirtschaftlichen und ländlichen Entwicklung des Landes bei. Jedoch gewährleistet eine erfolgreiche Landwirtschaft allein noch keine volkswirtschaftliche Entwicklung. Bisher fehlt es der Baumwollwirtschaft an weiterverarbeitenden Strukturen, sodass nur Rohbaumwolle exportiert wird. Potenziale, um Arbeitsplätze zu schaffen, kurze Lieferwege zu nutzen und langfristige Geschäftsverhältnisse aufzubauen, werden nicht ausgeschöpft. 

Der Baumwollanbau führt zudem zu komplexen Herausforderungen. Unsachgemäßer Chemikalieneinsatz und falsche Bewässerung bedrohen die Umwelt. Niedriglöhne, Gesundheitsrisiken und schlechte Arbeitsbedingungen bis hin zu Kinder- und Zwangsarbeit verletzten Menschenrechte und fordern Veränderungen.

Aktuelle Reformen gestalten die Baumwoll- und Textilwirtschaft Usbekistans weitreichend um: Die Privatisierung der vormals staatlichen Landwirtschaftsbetriebe erfolgt in Clustern, die die Landwirtschaftsbetriebe und Verarbeitungsstätten bündeln. Dadurch lassen sich Marktmechanismen einführen und die Verarbeitungs- und Handelsschritte vereinigen. Dieser Prozess ist auch als vertikale Integration bekannt. Erntequoten wurden abgeschafft, Kinderarbeit und systemische Zwangsarbeit wurden erfolgreich bekämpft: Dies erkannte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) offiziell an. Ein tiefgreifender Wandel ist vollzogen. 

Usbekistan bietet nun vielseitige Chancen, die Baumwolllieferkette fair und nachhaltig zu gestalten. Die Cluster-Struktur ermöglicht den Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette innerhalb eines Landes und eine systematische Einführung von ökologischen und sozialen Maßnahmen. Die Reformbereitschaft der Regierung begünstigt außerdem Partnerschaften mit Politik, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft sowie mit internationalen Unternehmen. Ziel ist es, transparente, faire und langfristige Kooperationen einzugehen, welche Einfluss auf das Wohlergehen aller Beteiligten entlang der Lieferkette haben. 

Ziel

Die Wertschöpfung aus nachhaltiger Baumwolle ist in Usbekistan gestiegen.

Vorgehensweise

Das Projekt ist Teil des Globalvorhabens „Nachhaltigkeit und Wertschöpfungssteigerung in Agrarlieferketten“, das mit sechs verschiedenen Lieferketten in acht Ländern agiert. In Usbekistan treibt das Vorhaben langfristige Fortschritte in den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten der Baumwoll- und Textilwirtschaft voran. Dabei kooperiert es eng mit dem usbekischen Landwirtschaftsministerium. 

Eine zentrale Rolle spielen weltweit anerkannte Standards und Zertifizierungen. Diese sichern die Einhaltung sozialer und ökologischer Kriterien und schaffen Zugang zu neuen Märkten. Das Projekt informiert über die Standards und Zertifizierungen durch Trainings sowie Dialog- und Wissensplattformen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Einbindung von Frauen und jungen Erwachsenen.

Workshops zu nachhaltigen Anbaumethoden (Better Cotton Standard System, BCSS) und Arbeitnehmerrechten vermitteln Wissen an die Entscheidungstragenden und Betroffenen. Technische Innovationen zu Bewässerungssystemen, Bodenanalyse und Schädlingsbekämpfung schonen Umwelt und Anbauende und erhöhen die Baumwollqualität. 

In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft unterstützt das Vorhaben die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien, unter anderem durch ein Exportförderungsprogramm. In einem Business-Inkubator werden lokale Handwerks- und Kunsthandwerksfirmen in Unternehmensführung geschult. Dies stärkt das lokale Netzwerk und bewahrt und fördert die traditionelle Textilwirtschaft.

Wirkung

Im ersten Projektjahr nahmen 200 Personen an Trainings zu ressourcenschonender Bewässerung, Erhalt der Biodiversität und sozialen Standards teil. Einige Cluster testeten digitale Schädlingsfallen: Die Methode erlaubt zielgerichtete Schädlingsbekämpfung und verhindert den übermäßigen Einsatz von Chemikalien auf dem Feld.

Stand: Januar 2021

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