Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen Regierungen weltweit eigene Klimaschutzziele erarbeiten und umsetzen. Die GIZ berät rund 50 Länder dabei, ambitionierte Ziele zu formulieren, anzupassen und zu realisieren. Das Ziel: das Klima schützen und die Wirtschaft zukunftsfähig machen.
Mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 haben rund 190 Länder einen gemeinsamen Fahrplan für den Klimaschutz verabschiedet. Darin bekennen sie sich zu dem Ziel, die Treibhausgasemissionen so weit wie möglich zu reduzieren. Dafür verpflichten sich alle ratifizierenden Staaten der gleichen Aufgabe: eigene Klimaschutzpläne (Nationally Determined Contributions, NDCs) zu erarbeiten und umzusetzen.
So gleich die Vorgabe für alle ist, so unterschiedlich sind die daraus entstehenden Anforderungen für die Länder. Je nach wirtschaftlichen Schwerpunkten gibt es mehr oder weniger starke Emissionstreiber, entsprechend individuell müssen die NDCs aussehen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt daher im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) und Bundesumweltministeriums (BMU) rund 50 Länder dabei, für sich passende Klimaziele zu formulieren und auch in die Praxis umzusetzen.
Südafrika: Klimaneutralität statt Kohle
Südafrika etwa ist einer der 20 größten Kohlendioxid (CO2)-Emittenten der Welt. Ein Grund dafür ist, dass Strom hauptsächlich aus Kohlekraftwerken kommt. Das Land setzt sich aber ehrgeizige Klimaziele: Bis 2050 will Südafrika klimaneutral werden und langfristig auch aus der Kohleindustrie aussteigen. Die GIZ berät die südafrikanische Regierung bei der Zielformulierung und liefert wichtige Grundlagen wie aktuelle Daten zu Emissionen.
Die neuen Klimaziele bedeuten aber auch grundlegende Veränderungen für Wirtschaft und Arbeitsplätze. In der Provinz Mpumalanga im Nordosten Südafrikas etwa sind Kohleminen und -kraftwerke seit Jahrzehnten wichtige Wirtschaftsfaktoren. Der geplante Kohleausstieg droht die ohnehin wirtschaftlich angespannte Lage in der Region weiter zu verschärfen.
Neue Chancen für Regionen identifizieren
Daher engagiert sich die GIZ dafür, Mpumalanga als Standort für eine grüne Wirtschaft aufzubauen. Dafür unterstützt sie eine Kooperation zwischen Regierung, Privatwirtschaft und Wissenschaft, die neue wirtschaftliche Perspektiven für die Region ermittelt. Jesse Burton von der Universität Kapstadt ist Teil des Projektteams: „In den nächsten zehn bis 15 Jahren wird sich die wirtschaftliche Landschaft in Mpumalanga drastisch verändern, die Projektpartnerschaft hilft mit ihren unterschiedlichen Perspektiven dabei, den Weg dorthin zu navigieren“, sagt sie. Erste Ideen gibt es bereits: Die Bedingungen für Windkraft sind in der Provinz vielversprechend und gut mit der Landwirtschaft vereinbar, die in der Region ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Zudem könnten bestehende Stromtrassen auch Energie aus Windrädern transportieren. Diesen und weitere Ansätze prüft das Projektteam nun auf langfristige Aussichten.
Das Pilotprojekt in Mpumalanga ist Teil von „Just Transition“ („fairer Wandel“), dem Grundsatz, den die südafrikanische Regierung für den strukturellen Wandel definiert hat. Ziel ist es, durch grundlegende Veränderungen die beruflichen Aussichten für die Menschen zu verbessern. Die GIZ unterstützt Just Transition sektorübergreifend in verschiedenen Projekten für Klimaschutz, den Ausbau erneuerbarer Energien und neue Jobperspektiven.
Kolumbien: Mit besseren Daten zu ehrgeizigen Zielen
Auch Kolumbien hat die Messlatte für sich selbst hoch angelegt. 2020 hat das Land seine NDCs aktualisiert und will nun seine Emissionen bis 2030 um mehr als die Hälfte reduzieren. Damit ist Kolumbien bei den Klimazielen Vorreiter in Lateinamerika. Die GIZ hat die kolumbianische Regierung dabei unterstützt, Einsparpotenziale zu ermitteln und Methoden zu entwickeln, die die Effizienz der Maßnahmen auswerten. Nidya Chaparro hat den Prozess für das kolumbianische Umweltministerium mitbetreut: „Die Arbeit der GIZ hat uns geholfen, wichtige Daten zu erfassen und machbare Ziele zu ermitteln, die wir in den NDCs festhalten“, sagt sie.
So arbeitet die GIZ zum Beispiel dafür, ein lokales Klima-Monitoringsystem aufzubauen, das regionale Daten erfasst und in ein nationales Monitoring aufnimmt. So sollen klare Rückschlüsse über den Stand der Ziele möglich sein. Mit diesen transparenten Prozessen hat Kolumbien gleichzeitig gute Chancen auf Finanzierungen aus internationalen Klimaschutzfonds.
Darüber hinaus unterstützt die GIZ Kolumbien dabei, Klimaschutz und Klimaanpassung miteinander zu vereinbaren. In der Landwirtschaft will die Regierung nicht nur Emissionen einsparen, sondern auch mit den Veränderungen des Klimawandels zurechtkommen. Die GIZ fördert daher Pilotprojekte, in denen etwa effizientere Düngemittel zum Einsatz kommen und verschiedene Kulturen gemeinsam oder im Wechsel angepflanzt werden. Damit soll die Landwirtschaft klimafreundlich und zukunftsfähig werden.
Stand: November 2021