16.07.2012

Interviewangebot vor der Welt-Aids-Konferenz 2012, Washington 22. bis 27. Juli

Aids: „Gefängnisse wirken wie ein Durchlauferhitzer“

Bonn / Eschborn, Wenn viele Menschen auf sehr engem Raum zusammenleben, dann ist die Gefahr groß, sich mit einer Infektionskrankheit anzustecken. Dies gilt besonders für Gefängnisse. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, die im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums gegen die Aids-Epidemie arbeitet, engagiert sich deshalb in Kamerun auch in Gefängnissen.

„Wir arbeiten in den zehn größten Gefängnissen Kameruns, erreichen damit knapp die Hälfte der 23.000 Häftlinge im Land“, sagt Jürgen Noeske, bei der GIZ zuständig für die Arbeit in den Haftanstalten. „Im Landesdurchschnitt sind 4,3 Prozent der Kameruner HIV-positiv, in den Gefängnissen ein Drittel mehr.“

Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Prävention, Diagnostik und Behandlung von Infizierten. Beim Thema Aids herrscht große Offenheit. „Zur Vorbeugung und Aufklärung der Gefangenen bilden wir so genannte Peer Educators aus, also Mitgefangene, auch Wachpersonal“, so Noeske. „Sie treffen bei Ihresgleichen den richtigen Ton und besitzen eine größere Glaubwürdigkeit.“ Mit diesen Multiplikatoren erarbeiten die GIZ-Berater Erziehungsmodule mit denen sie sich an Mitgefangene richten, etwa warum es wichtig ist, sich auf das Virus testen zu lassen. Wie kann ich mich schützen? Oder was passiert mit jemandem, der HIV-positiv getestet ist? Oft organisieren sich die Peer Educators auch in Selbsthilfegruppen, einige sind selbst infiziert.

Wer neu ins Gefängnis kommt, wird offen angesprochen, sich freiwillig einem Aidstest zu unterziehen. Zur eigenen, aber auch zur Sicherheit der anderen Inhaftierten. 95 Prozent gehen diesen Schritt. 8500 dieser Tests liefen im vergangenen Jahr in den Gefängnissen, mit denen die GIZ kooperiert. Noeske: „Wir haben erreicht, dass das Gesundheitssystem des Landes auch in den Haftanstalten Anwendung findet.“ Dies bedeutet, dass nicht nur HIV-Tests und Laboruntersuchungen kostenlos sind, sondern auch die Behandlung der Häftlinge im Falle einer Infektion. „Mit der Arbeit in den Gefängnissen leisten wir in Kamerun einen wichtigen Beitrag gegen die Ausbreitung von Aids“, ist Noeske überzeugt.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen. Sie unterstützt die Bundesregierung in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und in der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ trägt dazu bei, dass Menschen und Gesellschaften eigene Perspektiven entwickeln und ihre Lebensbedingungen verbessern.

Wenn Sie ein Interview mit GIZ-Experte Jürgen Noeske führen wollen, vereinbaren Sie bitte einen Termin mit der Pressestelle, T: 06196-79-1177.