20.10.2020

Äthiopischer Waldkaffee: Vom Durchschnittsprodukt zur Premiummarke

Kaffee aus den Wäldern Äthiopiens findet auf dem internationalen Markt noch wenige Abnehmer. Bessere Qualitätsstandards und Vermarktung sollen das ändern.

166 Liter – so viel Kaffee trinken Deutsche durchschnittlich in einem Jahr. Der weltweit größte Produzent der beliebten Sorte Arabica ist Äthiopien. Kaffee macht dort etwa ein Drittel des gesamten Exportvolumens aus. Ungefähr ein Sechstel der Bevölkerung lebt von dessen Anbau oder Handel. Fast die Hälfte des äthiopischen Kaffees wächst wild in Wäldern. Dieser „Waldkaffee“ findet auf dem internationalen Markt aber bisher nur wenige Abnehmer. 

Schon seit 2018 ist die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag der Initiative Partnerships for Forest in Äthiopien tätig. Gemeinsam mit in Genossenschaften organisierten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern arbeitet sie daran, den Waldkaffee auf dem internationalen Markt zu etablieren.

Dafür gibt es noch einige Herausforderungen: Die Qualität des Waldkaffees schwankt, weil die wilden Bohnen oft unterschiedlich reif sind und nach der Ernte nicht fachgerecht weiterverarbeitet werden. Deshalb haben die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Schwierigkeiten, den Kaffee gewinnbringend zu verkaufen. Zugleich sind die Naturwälder, deren Schatten für den Waldkaffee unabdingbar ist, durch Landwirtschaft und Siedlungsbau gefährdet. Dennoch gilt der Kaffee geschmacklich und mit seiner vollständig biologischen Herstellung als Produkt mit großem Potenzial für internationale Abnehmer.

Um dieses Potenzial auszuschöpfen, unterstützt die GIZ die Genossenschaften im ersten Schritt mit Schulungen. Mehr als 10.000 Personen wurden zu Ernte und Verarbeitungsmethoden fortgebildet. Mit diesen Maßnahmen konnten die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern die Qualität des Kaffees verbessern und ihr Einkommen um mehr als ein Viertel erhöhen. Für die Anbindung an den Markt vermittelt das Bundesunternehmen Kontakte zwischen Genossenschaften und Händlern. Die Exportpreise für Waldkaffee sind so um fünf Prozent gestiegen. Zudem berät die GIZ die Genossenschaften dabei, Bio- und Fairtradesiegel zu erwerben: Bereits 28 Kooperativen haben entsprechende Zertifikate erworben. 

Der Waldkaffee soll langfristig als Premiummarke aufgebaut werden, die eine transparente und effiziente Lieferkette vorweisen kann. So werden auch Anreize geschaffen, den äthiopischen Naturwald zu schützen, um dort einen besonderen und attraktiven Kaffee zu ernten. 

Partnerships for Forests ist ein Programm mit achtjähriger Laufzeit (2015-2023), das durch das britische Ministerium für Auswärtiges, Commonwealth und Entwicklung (FCDO) finanziert wird. Das Programm zielt darauf ab, Investitionen aus dem Privatsektor in Wälder und nachhaltige Landnutzung anzukurbeln. Der Fokus liegt dabei auf dem Aufbau von sogenannten Waldpartnerschaften zwischen Unternehmen, öffentlichen Akteuren und lokalen Gemeinschaften, um Wälder und Land nachhaltig zu bewirtschaften.  

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