©authentic.network

09.06.2021

Blockchain gegen gefälschte Medikamente

Viele Medikamente in Afrika sind gefälscht. Das kann Menschenleben kosten. Ein Chemnitzer Startup geht mit einem entwickelten Code gegen die Nachahmungen in Côte d’Ivoire vor – unterstützt von einem Berater der GIZ.

Rund zehn Prozent aller Medikamente, die in Entwicklungs- und Schwellenländern verkauft werden, sind laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefälscht und ohne Wirkung. In einigen Regionen Afrikas dürfte die Quote deutlich höher liegen. Auch in Côte d’Ivoire ist das ein Problem: Viele Ivorer müssen sich ihre Medikamente aus finanziellen Gründen auf den lokalen Märkten besorgen, wo die imitierten Arzneien nahezu unbehelligt zirkulieren. Das kann gravierende Folgen haben – im schlimmsten Fall kostet es Menschenleben: 116.000 Malaria-Tote pro Jahr gehen in Afrika auf das Konto von Fälschungen.

Per Code: Hilfe aus der deutschen Wirtschaft

Eine Lösungsidee kommt vom Chemnitzer Startup authentic.network, das eine auf Blockchain-Technologie basierende Anwendung entwickelt hat. Die Blockchain ist eine Datenbank, die aus einer Kette („chain“) von Datenblöcken („block“) besteht. Während herkömmliche Datenbanken einen zentralen Speicherort haben, sind die Datenketten einer Blockchain auf einer Vielzahl vernetzter Rechner gespeichert und werden dezentral gesteuert, validiert und verwaltet. Auf jedem Rechner liegt dieselbe Datenkette mit denselben Informationen. Der von authentic.network entwickelte digitale Code, der in Form eines grünen Hakens auf die Medikamente geklebt wird, nutzt die Vorteile dieser Technologie. Pharmaunternehmen und Importeure können ihre Produkte mit dem Code versehen, den die Verbraucher mit einer kostenlosen Smartphone-App einscannen. Innerhalb von Sekunden ist klar, ob es sich bei dem erworbenen Produkt um ein echtes Medikament oder um eine Fälschung handelt. Derzeit wird die Technologie in Zusammenarbeit mit dem ivorischen Gesundheitsministerium und den relevanten Industrieverbänden bei Malaria-Medikamenten getestet.

Brückenbauer und Sparringspartner vor Ort

Unterstützt wird das Projekt von Rene Megela in der Küstenmetropole Abidjan: Der 55-jährige Betriebswirtschaftler ist Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, die das Vorhaben im Auftrag des Bundesentwicklungsministerium (BMZ) durchführt. Als „Business Scout“ begleitet Megela Kooperationen zwischen deutschen Unternehmen und der Elfenbeinküste.

„Wichtig ist es, vor Ort die richtigen Partner für die Unternehmen zu finden“, erklärt Rene Megela. „Zusammen arbeiten wir daran, dass der Markteintritt so glatt wie möglich verläuft.“ Auf seinem Schreibtisch landen aber auch Fragen wie: Wie melde ich ein Gewerbe vor Ort an? Wie bekomme ich den Container aus dem Hafen? Wo finde ich einen Landvermesser und einen guten Notar? „Die Klärung genau dieser Details ist sehr wertvoll und bestimmt, ob ein Unternehmen vor Ort erfolgreich sein wird“, sagt Megela.

Nachhaltiges Engagement der Privatwirtschaft

Seit Gründung der GIZ 2011 fördern die Business Scouts ein nachhaltiges und verantwortungsvolles Engagement der Privatwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern. In rund 40 Ländern weltweit beraten die GIZ-Expert*innen deutsche, europäische und lokale Unternehmen zu den Förder-, Finanzierungs- und Kooperationsangeboten der Entwicklungszusammenarbeit, vernetzen sie mit potenziellen Partnern und initiieren Kooperationsprojekte.

Die Business Scouts in den Partnerländern sind entweder in die Auslandsbüros der GIZ integriert oder arbeiten bei den Auslandshandelskammern (AHK) und Delegationen der Deutschen Wirtschaft. So schlagen sie die Brücke zwischen Privatwirtschaft, Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit. Ziel ist, dass – wie im Fall vom Chemnitzer Startup– alle Seiten profitieren.

 

Potenziale auch für andere Bereiche und Länder

Die Erfolge „seiner“ deutschen Unternehmen in Côte d’Ivoire spornen Rene Megela an: „Im Fall der Technologie von authentic.network geht es um ein brisantes Thema“, sagt er. „Der Handel mit gefälschten Medikamenten ist in Afrika ein Multi-Millionen-Geschäft.“ Die digitale Technologie könne in Zukunft Leben retten.

Und die Reise ist noch lange nicht zu Ende, denn der Einsatz der Technologie aus Chemnitz ist nicht auf Malaria-Medikamente beschränkt. So hat das Projekt die Zusammenarbeit mit einem deutschen Konsortium angestoßen, das Covid-19-Schnelltests in der Côte d‘Ivoire herstellt und mit einem Code versieht, um die Echtheit der Tests zu bestätigen.

Zusammen mit authentic.network arbeitet Megela bereits an der Weiterführung der Technologie in andere Bereiche – und an der Ausweitung in andere afrikanische Länder wie Niger und Ruanda.

Weitere Informationen