"Südostasien: Satellitendaten sichern Einkommen von Reisbauern"

Ernteausfall-Versicherung nutzt Satellitendaten zur Schadensermittlung

Rund 60 Prozent der indischen Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft, obwohl sie mit hohen Einkommensrisiken verbunden ist. Extreme Wetterbedingungen wie Dürren oder Überflutungen bedrohen mitunter ganze Ernten. Allein in Asien, wo der überwiegende Teil der weltweiten Reisvorräte angebaut wird, hat es in den letzten zwei Jahrzehnten fast 3.000 Naturkatastrophen gegeben, die zu Verlusten in Höhe von mehr als einer Billion US-Dollar geführt haben.

Erste Ernteausfallversicherungen gibt es in Indien schon seit 1972, die Programme wurden immer wieder erweitert und angepasst. Eine 2016 von der Regierung des indischen Bundesstaats Tamil Nadu eingeführte Ernteausfallversicherung ist die erste, die die Satellitentechnik des „RIICE“-Projekts pilothaft einsetzt.

RIICE sammelt Daten darüber, auf welcher Fläche zu welchem Zeitpunkt Reis angebaut wird und errechnet die zu erwartende sowie die tatsächliche Ernte. Bei den Ernteprognosen werden auch Wetter- und Bodendaten, Reissorten, Anbaumethoden sowie – nach Naturkatastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen – Informationen über verdorrte Felder oder verfaulte Saaten eingerechnet. Diese Ernteprognosedaten werden von Versicherungsgesellschaften genutzt; sie können damit deutlich flexibler, transparenter und schneller reagieren. Das ist wichtig, denn für viele Bauern hängt die Existenz im Schadensfall von einer schnellen Entschädigung ab. Das war ohne den Satellitendateneinsatz bislang erst nach der Ernte möglich, und die Versicherungsmitarbeiter mussten die Schäden vor Ort begutachten. Dieser Prozess konnte sich über Monate hinziehen. Die auf den Satellitendaten beruhenden Prognosen ermöglichen eine viel schnellere Entschädigung. „Die RIICE-Technik bietet großes Potenzial, um die Effizienz der Ausfallversicherungen für die Bauern zu erhöhen“, erklärt M. K. Poddar von der Agricultural Insurance Company of India, dem größten Agrarversicherer Indiens.

Unter Zuhilfenahme der Satellitendaten können geschulte Experten mit einer Sicherheit von rund 90 Prozent die zu erwartenden Ernteerträge errechnen. Stellt sich heraus, dass sich Saatgut aufgrund von Dürren nicht wie gewünscht entwickelt, können Versicherer schon lange vor der eigentlichen Ernte damit beginnen, Bauern für den prognostizierten Ausfall zu entschädigen. Kann aufgrund einer Naturkatastrophe gar nicht erst gesät werden, kann die Versicherung im indischen Bundesstaat Tamil Nadu schon zu Beginn der Saison ein Viertel der Versicherungssumme an die versicherten Bauern auszahlen. Dieses Geld können sie in Saatgut für eine spätere Aussaat investieren und so ihre Einkommensverluste abmildern.

Derzeit sind in Indien 35 Millionen Bauern gegen Ernteausfälle versichert.


Stand: März 2017