Wenn alle gewinnen – mehr Pflegekräfte für Deutschland
In Deutschland fehlen Pflegekräfte – gleichzeitig finden viele qualifizierte Fachkräfte im Ausland keine Arbeit. Das Programm Triple Win bringt beide Seiten fair und verlässlich zusammen.
„Wir brauchen dringend Verstärkung“, lautet die einhellige Botschaft aus deutschen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Der Druck wächst: Laut Statistischem Bundesamt wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2055 auf bis zu 8,2 Millionen steigen. Zugleich werden voraussichtlich bis 2040 mindestens 150.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.
Digitale Lösungen und künstliche Intelligenz erleichtern zwar viele Arbeitsbereiche – aber eines bleibt klar: Pflege braucht Menschen. Während auf der einen Seite also Personal fehlt, finden viele qualifizierte Fachkräfte in Ländern außerhalb der EU keine Arbeit. Genau hier setzt das Programm Triple Win an, das die GIZ gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) umsetzt: Es bringt beide Seiten zusammen, unterstützt und schafft so Vorteile für alle Beteiligten – für die deutschen Einrichtungen, die Pflegekräfte selbst und deren Herkunftsländer.
Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat die GIZ durch das Programm Triple Win seit 2013 mehr als 8.000 Pflegefachkräfte und Auszubildende aus Partnerländern an rund 400 Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Deutschland vermittelt, davon sind bereits mehr als 6.000 eingereist. Laut einer Befragung fühlen sich mehr als 90 Prozent der vermittelten Mitarbeiter*innen bei ihren neuen Arbeitgebern wohl. Sie würden den Service weiterempfehlen. Aktuell vermittelt Triple Win Pflegefachkräfte aus den indischen Bundesstaaten Kerala und Telangana, aus Indonesien, von den Philippinen, aus Tunesien sowie Auszubildende aus Kerala.
Ein Pionier für faire Fachkräftemigration
Seit 2013 vermittelt Triple Win im Auftrag deutscher Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen Pflegekräfte und Auszubildende aus Drittstaaten und gilt mittlerweile als Vorreiter für faire, ethische und nachhaltige Fachkräftemigration. „Triple Win hat vielfach Maßstäbe gesetzt, zur Entwicklung von Gütekriterien für das Siegel ‚Faire Anwerbung Pflege Deutschland‘ beigetragen und inspiriert mit seinen Ansätzen auch andere Anbieter und Länder“, erklärt Björn Gruber, Leiter Fachkräftemigration und Skills Partnerships bei der GIZ.
International genießt das Programm eine hohe Anerkennung: Die Internationale Organisation für Migration und der Internationale Gewerkschaftsbund würdigen Triple Win als Best Practice.
Wichtig sei dabei vor allem, dass internationale Regeln fairer Migration eingehalten werden. So haben am Ende alle etwas davon: Die Fachkräfte können zu fairen Bedingungen in Deutschland arbeiten und leben. Die Herkunftsländer profitieren, weil Arbeitslosigkeit sinkt und finanzielle Rücküberweisungen von den Pflegekräften in die jeweiligen Heimatländer fließen. In Deutschland können Kliniken und Pflegeeinrichtungen offene Stellen mit qualifiziertem Personal besetzen.
Sorgfältige Auswahl und verlässliche Prozesse
Damit die Vermittlung funktioniert, braucht es klare Regeln. Triple Win arbeitet bei der Vermittlung von Fachkräften und Auszubildenden ausschließlich mit Ländern zusammen, die ein Überangebot an Pflegefachkräften haben – die Philippinen, Tunesien, Indonesien und die indischen Bundesstaaten Kerala und Telangana. Basis des Programms sind Vermittlungsvereinbarungen der Bundesagentur für Arbeit mit den jeweiligen Partnerländern. Die Arbeitsverwaltungen der Partnerländer sind eng eingebunden: Sie informieren Interessierte, veröffentlichen Stellenausschreibungen und begleiten den Bewerbungsprozess. Auswahlgespräche vor Ort stellen sicher, dass nur geeignete Kandidatinnen und Kandidaten nach Deutschland kommen. Als Kooperationsprogramm öffentlich-rechtlicher Partner können sich Arbeitgeber darauf verlassen, dass ihre Abschlüsse in Deutschland anerkennungsfähig und alle Dokumente vollständig geprüft sind.
Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Deutschland haben die Fachkräftevermittlung von Triple Win bisher genutzt.
Begleitung von Anfang an
Die Pflegekräfte lernen Deutsch und absolvieren ein Vorbereitungsprogramm, das sie auf ihre Arbeit und ihr Leben in Deutschland vorbereitet und von pflegepädagogisch qualifizierten Trainerinnen und Trainern geleitet wird. Viele von ihnen haben selbst einen Migrationshintergrund und wissen aus eigener Erfahrung, welche Fragen und Herausforderungen auftreten können. Bereits hier im Herkunftsland wird die Brücke zwischen der Pflegekraft und Deutschland gebaut.
Auch Aspekte der Altenpflege sind Teil des Programms. Hinzu kommt ein eintägiges Orientierungstraining, das auf das Leben und Arbeiten in Deutschland vorbereitet – von Behördengängen bis zum Alltag im neuen Umfeld.
Zudem gewinnen Ausbildungspartnerschaften an Bedeutung: In Kooperation mit Universitäten in Deutschland und in verschiedenen Partnerländern bestehen Global Skills Partnerships, die Fachkräfte schon während ihrer Ausbildung gezielt auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereiten.
Planungssicherheit für Arbeitgeber garantieren
Auch die Arbeitgeber sind intensiv eingebunden. Für sie bedeutet die Zusammenarbeit vor allem Planungssicherheit und Entlastung: Die Fachkräfte sind bereits sprachlich, fachlich und kulturell auf ihre Aufgaben vorbereitet, alle behördlichen Schritte sind organisiert und die Qualifikationen geprüft. Dadurch sparen die Einrichtungen Zeit und Ressourcen bei der Personalgewinnung, können offene Stellen zuverlässig besetzen und profitieren von gut integrierten, motivierten Mitarbeitenden.
„Uns ist wichtig, dass die Pflegekräfte nicht allein gelassen werden“, sagt Gruber. „Wir begleiten sie Schritt für Schritt – von der fachlichen Vorbereitung über die Anerkennung ihrer Abschlüsse bis hin zum Start im neuen Arbeitsumfeld.“
Positive Bilanz der Fachkräfte
Natürlich gibt es Herausforderungen – vom Deutschlernen bis zur bürokratischen Anerkennung der Ausbildung. Doch die Rückmeldungen sind positiv: Die Pflegekräfte fühlen sich integriert, entwickeln sich beruflich weiter und bauen sich in Deutschland eine neue Zukunft auf. Viele absolvieren zusätzliche Fortbildungen und legen damit den Grundstein für ihre Karriere. „Wir schaffen Perspektiven, die über die erste Anstellung hinausgehen – für die Menschen, für die Einrichtungen und für die Herkunftsländer“, so Gruber.