Ausgangssituation
Über eine Milliarde Menschen, das sind etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung, leben mit einer Behinderung – ungefähr 80 Prozent von ihnen in Entwicklungsländern. Bisherige Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Menschen mit Behinderungen häufiger in Armut leben als Menschen ohne Behinderungen. Gleichzeitig ist empirisch belegt, dass soziale Sicherungssysteme Armut mindern können. Es existieren jedoch wenige Hinweise darauf, ob auch Menschen mit Behinderungen, vor allem Mädchen und Frauen, von solchen Sicherungssystemen profitieren. Es ist weiterhin nicht belegt, inwieweit der Zugang zu Gesundheitsdiensten und anderen sozialen Dienstleistungen die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen fördert oder, anders betrachtet, ob der Ausschluss ihre gesellschaftliche Teilhabe beeinträchtigt. Eine umfassende Forschung zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Systemen der sozialen Sicherung in Entwicklungs- und Schwellenländern gibt es bislang nicht.
Ziel
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die deutsche und die internationale Entwicklungszusammenarbeit sowie die wissenschaftliche Gemeinschaft verfügen über, auf evidenten Forschungsergebnissen beruhende, gendersensible und entwicklungspolitisch relevante Empfehlungen (Toolbox) für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in soziale Sicherungssysteme.
Vorgehensweise
Die GIZ hat ein internationales Konsortium beauftragt, das in Peru und Tansania für das Projekt forscht. Dazu analysieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Dokumente und erheben quantitative sowie qualitative Daten zur inklusiven und geschlechtersensiblen Planung, Durchführung und Bewertung von sozialen Sicherungsprogrammen. Auf Basis der Auswertung dieser Daten entwickeln die Forscherinnen und Forscher Vorschläge und Empfehlungen, wie sich soziale Sicherungssysteme inklusiv gestalten lassen. Zielgruppe dieser sogenannten Toolbox sind vor allem Projektverantwortliche der Entwicklungszusammenarbeit, die sich mit dem Aufbau sozialer Sicherungssysteme beschäftigen. Ein Beirat, der aus Wissenschaftlern sowie Expertinnen und Experten aus der Praxis besteht, begleitet und berät das Forschungsprojekt von Deutschland aus.
Wirkungen
Die Verantwortlichen und Mitarbeitenden aus Projekten der deutschen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit nutzen die Empfehlungen und Ansätze des Forschungsteams. Sie können so auf fundierte Erkenntnisse und Verfahren zurückgreifen, um inklusive und geschlechtersensible soziale Sicherungssysteme zu gestalten. Langfristig kann das dazu beitragen, die Armut von Menschen mit Behinderungen und deren Familien zu mindern. Im Rahmen des Forschungsprojektes tauschen sich Mitarbeitende des BMZ, anderer Behörden und Institutionen, Vertreterinnen und Vertreter von Selbstvertretungsorganisationen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der beteiligten Forschungsinstitute untereinander aus. Hierzu organisiert das Projekt Veranstaltungen und Workshops in Deutschland, Peru und Tansania.