Ausgangssituation
Weltweit sind 200 Mio. Menschen, davon 75 Mio. Jugendliche (15 bis 24 Jahre) arbeitslos. Weitere 400 Mio. Menschen werden in den kommenden 10 Jahren in den Arbeitsmarkt eintreten, so dass 600 Mio. neue Arbeitsplätze benötigt werden.
Arbeitslosigkeit allein ist in vielen Ländern jedoch unzureichend, um die bestehenden Beschäftigungsprobleme zu erfassen. Viele Menschen sind informell oder prekär beschäftigt und arbeiten unter schlechten Arbeitsbedingungen, bei hoher Arbeitsbelastung, niedriger Produktivität und Bezahlung. 900 Mio. Beschäftigte sind weltweit trotz Arbeit arm (working poor), d.h. ihnen und ihren Familien stehen weniger als 2 US$ pro Kopf und Tag zur Verfügung. Für Jugendliche ist die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu sein, mehr als doppelt so hoch wie für Erwachsene. Auch die Beschäftigungssituation von Frauen ist in der Regel schlechter als die von Männern: Sie sind häufiger arbeitslos, stärker von prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen und werden generell schlechter bezahlt als Männer.
Menschenwürdige und produktive Beschäftigung ist maßgeblich für die Erwirtschaftung von Einkommen, Armutsreduzierung, Produktivität und wirtschaftliches Wachstum. Sie trägt zudem auch wesentlich zu sozialer Sicherheit und Kohäsion sowie zu Konfliktprävention und Verminderung ungewollter Migration bei. Produktive und menschenwürdige Beschäftigung ist daher Schlüsselfaktor für Entwicklung. Dies spiegelt sich bisher jedoch noch unzureichend in der entwicklungspolitischen Praxis wider.
Ziel
Das Sektorvorhaben (SV) verfolgt daher das folgende Ziel: „Strategien und Ansätze zur Beschäftigungsförderung sind stärker in der deutschen und internationalen EZ verankert."
Vorgehensweise
Das (SV) engagiert sich dafür, die Beschäftigungswirkungen der EZ zu erhöhen und Beschäftigungsziele stärker in der deutschen und internationalen EZ zu verankern. Hierzu berät das SV das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zu aktuellen Prozessen und Themen der Beschäftigungsförderung. Das Vorhaben entwickelt neue und verbesserte konzeptionelle Ansätze zur Beschäftigungsförderung basierend auf bisherigen Lernerfahrungen und neuen fachlichen Herausforderungen. Es fördert die Verankerung und Umsetzung des Ziels der Beschäftigungsförderung in Vorhaben der deutschen EZ, insbesondere über die Pilotierung innovativer Ansätze. Zur Erreichung seines Ziels kooperiert das SV mit anderen nationalen und internationalen Akteuren aus EZ, Wissenschaft, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft.
Wirkungen
Das SV unterstützt das BMZ bei der Erarbeitung eines entwicklungspolitischen Konzepts „Gute Beschäftigung und Einkommen für alle", das zu einer höheren Wirksamkeit der deutschen EZ für mehr produktive und menschenwürdige Arbeit beitragen soll. Zu den vom Vorhaben bereits erzielten Wirkungen gehört die erfolgreiche Mitwirkung bei der internationalen Positionierung der deutschen EZ zu beschäftigungsrelevanten Themen, u.a. im G20-Prozess und bei der Verankerung des Ziels der Beschäftigungsförderung in der Post-2015-Entwicklungsagenda. Das Sektorvorhaben berät ausgewählte EZ-Programme zu Fragen der Beschäftigungsförderung mit dem Ziel, deren Beschäftigungseffekte zu erhöhen. Es beteiligt sich an der Organisation von Fortbildungen zu beschäftigungs- und arbeitsmarktpolitischen Themen und trug durch Studien, Workshops und Fachgespräche zur konzeptionellen Weiterentwicklung, insbesondere im Bereich der Methoden zum Nachweis von Beschäftigungswirkungen, den Themen Green Jobs, Beschäftigungsförderung in fragilen Kontexten, Arbeitsmarktanalysen und Frauenbeschäftigung bei.
Das SV fördert die Anwendung eines integrierten Ansatzes für Beschäftigung in der Praxis. Mit dem Handbuch "Produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle" zur Beschäftigungsförderung in der EZ wurde eine umfassende Handreichung für politische Entscheidungsträger/-innen und Praktiker/-innen vorgelegt, das aktuell überarbeitet wird.