Ausgangssituation
Myanmar steht nach der im Jahr 2011 eingeleiteten schrittweisen politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes vor der großen Herausforderung, die Grundlagen für eine stetige wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Zunehmende Direktinvestitionen aus dem Ausland, Privatisierungen und die Einrichtung von Industrieparks und Sonderwirtschaftszonen dokumentieren eindrucksvoll die Geschwindigkeit der Reformprozesse und wirtschaftlichen Öffnung.
Die staatlichen Institutionen der Berufsbildung können den aufkommenden Bedarf nach adäquat ausgebildeten Fachkräften jedoch nicht mehr bedienen. Ausbildungsinhalte und -methoden entsprechen nicht den Anforderungen einer modernen Wirtschaft. Darüber hinaus fehlt dem Berufsbildungssystem eine den neuen Anforderungen angemessene gesetzliche und institutionelle Grundlage. Strategien und Prozesse zur Gestaltung der Berufsbildung müssen daher in enger Kooperation mit der Wirtschaft auf allen Ebenen des Berufsbildungssystems eingeführt, aufgebaut und gestärkt werden.
Ziel
Die Bedarfsorientierung der beruflichen Bildung in Myanmar ist verbessert
Vorgehensweise
Anknüpfend an die Kooperationsbeziehungen der 1980er-Jahre, unterstützt das Vorhaben beispielhaft das vom Industrieministerium betriebene Industrial Trainingscenter (ITC) in Sinde bei der Ein- und Durchführung einer bedarfsorientierten Berufsbildung. Darüber hinaus soll das ITC Sinde als Weiterbildungszentrum für Lehrkräfte von Trainingseinrichtungen des Industrieministeriums dienen. Als zukünftiges Center of Excellence werden von hier aus nicht nur die Lehrkräfte der anderen ITCs weitergebildet, sondern auch neue Trainingskurse entwickelt und an den weiteren fünf ITCs eingeführt.
Durch Organisationsberatung und begleitende Pilotmaßnahmen unterstützt das Projekt die dem Arbeitsministerium unterstellte nationale Behörde für Berufsstandards (National Skills Standard Authority, NSSA), ihr Mandat besser wahrzunehmen. Die Behörde entwickelt nationale Berufsbildungsstandards, prüft die Berufsschüler und zertifiziert erworbene Berufskenntnisse.
Gemeinsam mit dem Arbeits-, Industrie-, Wissenschafts- und Technikministerium und der Privatwirtschaft entwickelt das Projekt ein auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zugeschnittenes Berufsbildungskonzept. Es beinhaltet einen nationalen Bildungsplan sowie ein neues Berufsbildungsbildungsgesetz. Zudem koordiniert das Projekt die Sektorarbeitsgruppe „Beschäftigungsmöglichkeiten", an der Vertreter der an der Berufsbildung beteiligten Ministerien teilnehmen. Die Arbeitsgruppe sucht den Dialog mit Vertretern aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Dadurch, dass das Projekt sowohl die Vertreter von Ministerien als auch Berufsschulen berät, ist es den Partnern gemeinsam möglich, neue Konzepte der beruflichen Bildung zu entwickeln und zu erproben. Diese Erfahrungen lassen sie in den Reformprozess des myanmarischen Berufsbildungssystems einfließen.
Wirkungen
Die Qualität der Ausbildung an Trainingseinrichtungen des Industrieministeriums, insbesondere am ITC Sinde, hat sich durch neu entwickelte Schulungsmaterialien und Maschinen sowie die technische und pädagogische Fortbildung von Lehrkräften verbessert. Auch die nationale Behörde für Berufsstandards hat sich weiterentwickelt. Sie hat Kriterien für Prüfungen und die Zertifizierung von Berufskenntnissen erarbeitet und nationale Standards von sechs Berufen in der Praxis getestet. So konnte die Behörde die Berufskenntnisse von 120 jungen Menschen, auf Level 1 zertifizieren. Die Dokumentation notwendiger Organisationseinheiten und deren Prozesse zur landesweiten Durchführung von Prüfungen hat begonnen. Diese Aktivitäten gehen Hand in Hand mit der Beratung politischer Institutionen zur Entwicklung eines nationalen Berufsbildungsgesetzes, dessen Entwurf Anfang 2015 zur Abstimmung ins Parlament eingebracht werden soll.