2014.9111.7

SIF KH - Reintegration ehem. vietnamesischer Flüchtlinge

Auftraggeber
EM-Dummy
Land
Kambodscha
Dauer
Partner
Ohne politischen Träger - Direkt mit Bevölkerung oder Nichtregierungsorganisationen (NGO)

Kurzbeschreibung:

Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen, Flüchtlinge reintegrieren"

Land / Laufzeit: Kambodscha 2014 - 2017

Name des Projekts: „Förderung einer konfliktsensiblen und menschenrechtsbasierten (Re-)Integra-tion ehemaliger vietnamesischer Flüchtlinge".

Ausgangssituation:

Jahrzehnte gewaltsamer Konflikte führten in Kambodscha zu massiven Bevölkerungsbewegungen, Flucht und Vertreibung. Die Folgen dieser Gewalt beeinträchtigen bis heute eine nachhaltige und sozial gerechte Entwicklung. Insbesondere die vietnamesische Minderheit sowie die aus dem Süden des heutigen Vietnam stammenden Khmer-Krom-Gruppen leiden unter historisch verwurzelter Diskriminierung.

Zurzeit der Khmer Rouge in den 1970er-Jahren wurden Tausende Vietnamesen aus Kambodscha deportiert oder wurden Opfer ethnischer und politischer Säuberungen. In den 1980er-Jahren lebten schätzungsweise bis zu einer halben Million Vietnamesen in Kambodscha, darunter zahlreiche ehemalige Flüchtlinge. Die Behörden behandelten sie jedoch nicht als Rückkehrende, sondern als Einwanderer. Heute sind schätzungsweise fünf Prozent der kambodschanischen Bevölkerung ethnische Vietnamesen. Unter anderem aufgrund ihrer Staatenlosigkeit sind sie die sozial schwächste Bevölkerungsgruppe.

Eine vermeintliche vietnamesische Bedrohung prägt die Wahrnehmung und die Einstellungen vieler Kambodschaner. Mangelnde Geschichtsaufarbeitung und ungeklärte Territorialkonflikte in den Grenzregionen zwischen Kambodscha und Vietnam sowie zunehmende vietnamesische Investitionen und daraus resultierende Landkonflikte verstärken die Stigmatisierung. Die öffentliche Diskussion um vietnamesische Minderheiten ist in Kambodscha hochgradig politisiert, polarisiert und durch nationalistische Emotionen geprägt.

Ziel:

Die (Re-)Integration der langansässigen vietnamesischen Minderheiten, insbesondere der zurückgekehrten Flüchtlinge, ihre politische Teilhabe sowie ihre Rechtslage sind verbessert. Das Bewusstsein für die prekäre Situation dieser Gruppen ist erhöht. Der soziale Zusammenhalt in multiethnischen Kommunen ist gestärkt und Konfliktpotenzial reduziert. Die Zukunftschancen der ethnischen Minderheiten sind erhöht.

Vorgehensweise:

Der Zivile Friedensdient (ZFD) trägt dazu bei, die spezifischen Ursachen des sozioökonomischen Ausschlusses der vietnamesischen Minderheiten zu ermitteln, Kooperation und friedliche Konflikttransformation zu stärken sowie ein Bewusstsein für die prekäre Rechtslage dieser Gruppe zu schaffen. Der ZFD bezieht zivilgesellschaftliche Träger in seine Arbeit ein und kooperiert mit lokalen Behörden.

Grundlagenforschung über historischen Erfahrungen und sozioökonomische Bedarfe, wie Einkommen, Gesundheit und Zugang zu Bildung, verbessert die Informationslage über die vietnamesischen Minderheiten. Die Forschungsergebnisse sollen im öffentlichen Diskurs dazu beitragen, Vorurteile und Ängste vor einer vermeintlichen Vietnamisierung und Ausbeutung durch Fremde abzubauen.

Durch Dialogprozesse sowie Informations-, Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit werden unterschiedliche Akteure miteinander vernetzt, um ihre Kompetenzen zur gewaltfreien Konfliktbearbeitung zu steigern.

Betroffene selbst sowie lokale Behörden werden über die Rechtssituation vietnamesischer Minderheiten aufgeklärt. Mittelfristig trägt dies zu mehr Rechtssicherheit für ethnische Minderheiten bei. Eine Rechtsberatung für Betroffene, Radiosendungen über interethnische Beziehungen, Theaterworkshops, Dokumentationen und Filme, Trainings sowie öffentliche Veranstaltungen sorgen darüber hinaus für Aufklärung und Information.

Das Projekt ist Teil der BMZ Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren".

Wirkungen:

Die Informationslage zur Situation der vietnamesischen Minderheiten hat sich deutlich verbessert. Menschenrechtsverletzungen wurden dokumentiert und umfangreiche Daten erhoben. Dieser Prozess führte auch zu einer erfolgreichen Vernetzung verschiedener Gemeinden ethnischer Vietnamesen und Khmer Krom mit lokalen Autoritäten. Dialogprozesse werden angenommen und zum Kennenlernen und für Austausch genutzt.

Ein während des Projektes produzierter Film dokumentiert die Migrationsgeschichte und damit einhergehende Erfahrungen der ethnischen Minderheiten. Er regt die Zuschauenden dazu an, Stereotype zu hinterfragen. Ein Forumtheater fördert die Auseinandersetzung mit Rassismus und Diskriminierung und stellt historische Narrative, das heißt sinnstiftende, emotionale Deutungsmuster, in Frage. Der Film wurde zusammen mit jungen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren unterschiedlicher Herkunft – Khmer, Khmer-vietnamesische sowie vietnamesische Kinder und Jugendliche – produziert.

Vertreterinnen und Vertreter der vietnamesischen Minderheiten setzen ihr neu erworbenes Wissen über ihre rechtliche Situation in Verhandlungen mit lokalen Behörden ein. Sie können so Konflikte im Dialog konstruktiv bearbeiten.

 
Weitere Projektinformationen

CRS-Schlüssel
15220

Kombifinanzierung
  • Engagement Global GmbH (1,19 Mio. €)
Entwicklungspolitische Kennungen

Signifikantes Nebenziel:

  • Gleichberechtigung der Geschlechter

Zuständige Organisationseinheit
G220 Frieden und Sicherheit

Auftragsvolumen (aktuelles Projekt)
1.192.864 €

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