Ausgangssituation
Die Hälfte der ländlichen Bevölkerung Malis lebt unterhalb der Armutsgrenze und ist unter- oder mangelernährt. Der herkömmliche Regenfeldbau schafft es aufgrund der klimatischen Veränderungen und des starken Bevölkerungswachstums nicht, Einkommen und Ernährung der Bevölkerung zu sichern. Mali verfügt jedoch über große Wasserreserven, die sich für den Ausbau der Bewässerungslandwirtschaft und die Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion für eine Steigerung der Einkommen und Verbesserung der Ernährung nutzen lassen. Trotz einer verbesserten Koordinierung der Akteure in der Kleinbewässerung ist insbesondere bei der Planung und der Inwertsetzung von Kleinbewässerungsanlagen die landwirtschaftliche Abteilung des Landwirtschaftsministeriums (DNA) nicht genügend beteiligt, sodass Voraussetzungen für eine effiziente und nachhaltige Nutzung der Anlagen nicht genügend berücksichtigt werden. Hierzu gehören Maßnahmen zum Schutz des Bodens und zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, zur Verhinderung von Erosion und der Versandung der Stauwehre sowie die Berücksichtigung standortspezifischer Gegebenheiten der jeweiligen Wassereinzugsgebiete. Fehlende oder mangelhafte Organisation der Wassernutzer führt zu Mängeln in der Instandhaltung der Bewässerungsinfrastruktur sowie zu ineffizienter und wenig nachhaltiger Wassernutzung und wenig angepassten Bewässerungsmethoden. Unangepasste Nacherntetechnologien (Ernteverfahren, Konservierung, Lagerung und Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse) haben hohe Verluste zur Folge. Unzureichende Kenntnisse in der Vermarktung der Produkte führen zu Einkommensverlusten.
Ziel
Die planerischen, produktiven, ernährungssensitiven Rahmenbedingungen für eine in der Kleinbewässerungslandwirtschaft tätige Bevölkerung sind verbessert.
Vorgehensweise
Die Bundesregierung fördert über die FZ den Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur durch den Bau von Kleinstaudämmen und die Einrichtung von Bewässerungsflächen. Mit dem aktuellen Vorhaben unterstützt die GIZ, im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), umfassend die nachhaltige Nutzung der geschaffenen Anbauflächen.
Das Projekt berät und unterstützt das malische Landwirtschaftsministerium bei der Erarbeitung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Koordination des nationalen Programms für Kleinbewässerung. Es schult dessen Mitarbeiter und die der nachgeordneten Behörden darin, dass sie ihre Aufgaben zur Einhaltung der Normen und Standards bei Bau und Betrieb der Bewässerungsinfrastruktur besser wahrnehmen und die Bauernorganisationen bzw. ihre Komitees bei der Erarbeitung standortbezogener Managementpläne mit den daraus abzuleitenden Maßnahmen zu Bewirtschaftung, Schutz und Instandhaltung der Bewässerungsanlagen unterstützen können. Mit landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen entwickelte das Projekt Curricula und Lehrerfortbildungen, um die Ausbildung für Dienstleistungsberufe in der Bewässerungslandwirtschaft zu verbessern. Das Vorhaben fördert auch die Öffnung der staatlichen Dienste für die Einbeziehung einer pluralistischen Vertretung der Zivilgesellschaft, die Beteiligung von Frauen und jungen Menschen in den Dialog- und Planungsprozessen, insbesondere in den Bodenrechtskommissionen zum Thema Zugang zu Land, und trägt zur Vermittlung von im Prozess benötigten Kompetenzen der Akteure und ihrer Organisationen bei.
Die Bauern und Bäuerinnen lernen, Flächen nachhaltig zu bewirtschaften, landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie Reis und Gemüse, fachgerecht zu lagern, zu verarbeiten und zu vermarkten und die Ernährung ihrer Familien zu verbessern. In Aufklärungskampagnen und Schulungen vermitteln das Projekt und die Agrarberater der Bevölkerung dazu das notwendige Wissen. Sie kann so allmählich das wirtschaftliche Potenzial der Kleinbewässerung für eine rentable Landwirtschaft und zur besseren Ernährung nutzen. Dabei wird die Beteiligung von Frauen, jungen Menschen oder spezifischen Nutzergruppen, wie wandernden Viehhaltern, an der Bewirtschaftung der Kleinbewässerungsanlagen angestrebt.
Das Projekt arbeitet vor allem mit Bauern und Bäuerinnen aus dem Binnendelta des Niger in den Regionen Timbuktu und Mopti, im Dogonland und in den Regionen Koulikoro/Bélédougou sowie Sikasso. 2017 kamen Maßnahmen in der Region Kayes und Gao hinzu.
Das Vorhaben wird von der Europäischen Union und der kanadischen Regierung kofinanziert. Curricula und Lehrerfortbildungen werden in Zusammenarbeit mit dem Consulting-Konsortium AFC/ECO entwickelt.
Wirkungen
Die Nationale Direktion für Ländliche Infrastruktur (DNGR) koordiniert die Aktivitäten verschiedener nationaler und internationaler Organisationen, die sich für die Förderung der kleinbäuerlichen Bewässerungslandwirtschaft einsetzen. Deren Mitarbeiter bearbeiten inzwischen alle Belange der Kleinbewässerungslandwirtschaft.
Ein Handbuch über gute Praktiken in der Kleinbewässerungslandwirtschaft sowie das technische Handbuch für Kleinstaudämme liegen vor und werden fortlaufend auf den aktuellen Stand gebracht. Das Projekt erarbeitete zusammen mit 5 regionalen landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungszentren in den Regionen Kayes, Koulikoro, Mopti, Ségou und Sikasso 22 Curricula mit insgesamt 233 Modulen. Sie sind die Grundlage eines hochwertigen Aus- und Fortbildungsangebots, das die zentralen Bereiche der Kleinbewässerungslandwirtschaft umfasst. 746 Mittler, davon etwa ein Viertel Frauen, wurden nach diesen Lehrplänen fortgebildet. Private Agrardienstleister arbeiten gleichfalls mit den neuen Inhalten.
Mehr als 4.000 Produzenten, davon etwa 60 Prozent Frauen, wurden in verbesserten Techniken des Reis- und Gemüseanbaus, Nacherntetechnologie, landwirtschaftlichem Unternehmertum und in Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse geschult: Über 90 Prozent der Bewässerungsanlagen werden von kleinbäuerlichen Familienbetrieben intensiv genutzt.
In Bezug auf die wirtschaftliche Situation ist eine deutliche Verbesserung erkennbar: Von den unterstützten Nutzerkomitees verwalten bereits 96 % ihre Bewässerungsanlagen selbst und halten sie in Stand. Die Deckungsbeiträge der Hauptanbaukulturen konnten in mehreren Regionen deutlich gesteigert werden. In Mopti wurden sie für Tomaten mehr als verdreifacht. Bei Reis lag die Steigerung bei 15 % und für Schalotten bei 40 %. In Koulikoro steigerten sie sich um 28 % für Tomaten und zwei Drittel für Zwiebeln. In Sikasso hat sich der Deckungsbeitrag für Reis verdoppelt, für Kartoffeln ist er um knapp ein Viertel gestiegen. Für den Bereich Ernährungssicherung weisen die Ergebnisse der Endline-Erhebung von Anfang 2019 eine deutliche Verbesserung auf.
In Gao (Migrationspartnerschaften) wurden 12 Kleinunternehmen im Bereich der Gemüseproduktion gegründet. Während des ersten Anbauzyklus produzierten diese Kleinunternehmen mehr als 120 Tonnen Kartoffeln, Zwiebeln und Schalotten im Wert von fast 61.000 EUR. Derzeit laufen Machbarkeitsstudien für eine Molkerei, eine moderne Metzgerei mit verbesserten Verkaufsständen sowie einer Gerberei.
In Kayes („Migrationspartnerschaften") wurden bisher 120 Jugendliche in landwirtschaftlichem Unternehmertum geschult und 60 in Techniken der Fischzucht. 40 schwimmende Käfige wurden installiert. Zusätzlich wurden Frauengruppen mit insgesamt 450 Mitgliedern auf 5 Anbauflächen im Gartenbau (Anbau von Gemüse und Kartoffeln) unterstützt.