Ausgangssituation
Die Hälfte der ländlichen Bevölkerung Malis lebt unterhalb der Armutsgrenze und ist unter- bzw. mangelernährt. Der herkömmliche Regenfeldbau schafft es auf Grund der klimatischen Veränderungen und des starken Bevölkerungswachstums nicht, Einkommen und Ernährung der Bevölkerung zu sichern. Mali verfügt jedoch über große Wasserreserven, die für den Ausbau und die Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion sowie für eine bessere Ernährung im Rahmen der Kleinbewässerungs-landwirtschaft genutzt werden können.
Anfang 2012 verabschiedete die Regierung Malis das Nationale Programm für Kleinbewässerung. Es fehlt jedoch sowohl auf staatlicher Seite als auch bei öffentlichen und privaten Dienstleistern das Know-how, das Regierungsprogramm umzusetzen. Die kleinbäuerlichen Familienbetriebe kommen bislang nur in begrenztem Maße in den Genuss verbesserter Bewässerungssysteme. Die Erträge landwirtschaftlicher Erzeugnisse sind niedrig und reichen nicht aus, die Ernährungssituation nachhaltig zu verbessern.
Ziel
Staatliche und private Dienstleistungsanbieter tragen dazu bei, dass die kleinbäuerlichen Familienbetriebe die Kleinbewässerungslandwirtschaft einführen und so die wirtschaftliche Lage und die Ernährungssituation Malis verbessern.
Vorgehensweise
Die Maßnahme ist Teil eines gemeinsamen Programms von deutscher FZ und TZ. Im Rahmen einer delegierten Kooperation wurde das Programm zunächst in den Jahren 2011 bis 2014 von der kanadischen Entwicklungsorganisation (CIDA) und seit April 2014 von der Europäischen Union und seit Oktober 2014 vom kanadischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Handel und Entwicklung kofinanziert.
Die FZ erstellt zunächst die Bewässerungsinfrastruktur (Bau von Kleinstaudämmen, Einrichtung von Bewässerungsflächen) und fördert deren Bewirtschaftung, in der Hauptsache den Anbau von Reis und Gemüse während der ersten beiden Folgejahre.
Die TZ fördert in drei Handlungsfeldern und auf mehreren Ebenen (a) die geeigneten Rahmenbedingungen und institutionellen Kapazitäten im Kleinbewässerungssektor (HF 1), (b) eine Verbesserung der Ausbildung von Dienstleistungsberufen in der Bewässerungslandwirtschaft (HF 2) und (c)die nachhaltige Bewirtschaftung der Kleinbewässerungsflächen, die Verbesserung der Lagerung und Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Reis und Gemüse) sowie deren Vermarktung und eine Verbesserung der Ernährung (HF 3). Hierdurch wird die ländliche Bevölkerung befähigt, das wirtschaftliche Potenzial in der Kleinbewässerung für eine rentable Landwirtschaft und verbesserte Ernährung zu nutzen.
Die Maßnahmen auf Mikroebene (Handlungsfeld 3) betreffen das Binnendelta des Niger (Regionen Timbuktu und Mopti), das Dogonland (Region Mopti) sowie die Regionen Koulikoro/Bélédougou und Sikasso. Maßnahmen auf Meso- und Makro-Ebene (Handlungsfelder 1 und 2) betreffen das ganze Land.
Wirkungen
Die strategische Planungsgrundlage für die Entwicklung der Kleinbewässerungslandwirtschaft in Mali, das Nationale Programm für Kleinbewässerung, wurde am 21.03.2012 durch den Ministerrat verabschiedet. Im September 2014 hat die Regierung das nationale Steuerungskomitee des Programms eingesetzt, im Oktober die regionalen Gremien zu dessen Koordinierung.
Die Nationale Direktion für Ländliche Infrastruktur koordiniert die Aktivitäten verschiedener nationaler und internationaler Organisationen, die sich für die Förderung der kleinbäuerlichen Bewässerungslandwirtschaft einsetzen. Deren Mitarbeiter können inzwischen alle Belange der Kleinbewässerungslandwirtschaft bearbeiten.
Ein Handbuch zu guten Erfahrungen in der Kleinbewässerungslandwirtschaft sowie das technische Handbuch für Kleinstaudämme liegen vor.
Über 90% der im Niger-Binnendelta errichteten Bewässerungsanlagen werden von den kleinbäuerlichen Familienbetrieben intensiv genutzt. Der Reisertrag konnte gegenüber den früheren traditionellen Anbaumethoden verdreifacht werden und auf einem stabilen Ertragsniveau von durchschnittlich 5,8 t/ha gehalten werden. Das zeigt, dass die Bauern und Bäuerinnen die Anlagen fachgerecht unterhalten und Produktionsstandards einhalten. Dieser Standard konnte selbst während der politischen Krise in den Jahren 2012 und 2013 gehalten werden.
Auf den bewässerbaren Ackerflächen um die im Dogonland errichteten Kleinstaudämme lassen sich Zwiebeln und Schalotten anbauen mit einem sehr guten durchschnittlichen Ertragsniveau von 27 t/ha pro Jahr.
In Bélédougou konnten die Reiserträge auf den Bewässerungsflächen um die Kleinstaudämme und die Flussschwellen mit 4 t/ha vervierfacht werden. Die Erträge bei Tomaten liegen zwischen sehr guten 25,6 und 32,5 t/ha.
Die Förderung des Gemüseanbaus hat auch zu einer höheren Teilhabe von Frauen geführt. So konnte ihr Anteil in der Region Koulikoro/Bélédougou und im Dogonland gegenüber 6% im Niger-Binnendelta auf über 30 % deutlich gesteigert werden.
Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion in Kleinbewässerungsanlagen wurde sowohl durch eine Ausweitung der Bewässerungsflächen als auch durch eine Zunahme der Hektarerträge erreicht.
Die gesamte jährliche Reisproduktion der über das Programm geförderten Bewässerungsanlagen und der Überschwemmungssenken im Binnendelta beläuft sich im Augenblick auf 120.000 Tonnen.
Im Dogonland produzierten die Bauern auf 16,6 ha neu geschaffenen Bewässerungsflächen der bis Ende 2012 erstellten sechs Kleinstaudämme 498 t Gemüse. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mit der Fertigstellung und Bewirtschaftung von weiteren fünf Kleinstaudämmen 925 t Gemüse produziert werden können.
Als Grundlage für die Schaffung eines breiten Aus- und Fortbildungsangebots für alle wichtigen Bereiche der Kleinbewässerungslandwirtschaft wurden in den Regionen Kayes, Koulikoro, Ségou und Sikasso in Zusammenarbeit mit vier regionalen landwirtschaftlichen Ausbildungszentren vier Curricula mit insgesamt 46 Modulen erarbeitet. Hinzu kommen 92 regional angepasste Versionen dieser Module, die an die spezifischen Gegebenheiten der jeweiligen Region angepasst wurden. 39 dieser Module wurden in insgesamt 48 Fortbildungskursen mit 98 Trainern und 260 teilnehmenden Fachkräften aus privaten und staatlichen Beratungsinstitutionen unterrichtet. Der Frauenanteil stieg dabei von anfangs unter fünf Prozent auf 33 Prozent. Weitere 100 Frauen möchten in naher Zukunft an den Kursen teilnehmen und haben sich in einem Netzwerk organisiert.
Von den 92 ausgebildeten Fachkräften haben laut einer Stichprobenbefragung bisher etwa 55 Prozent ihr erworbenes Wissen in eigenen Fortbildungskursen weitervermittelt. 90 Prozent der Schulungsteilnehmer bewerten die Inhalte der Module als sehr nützliche, bisher nicht verfügbare Information. Private Agrardienstleister arbeiten mit den neuen Inhalten in ihrer Beratungspraxis.