Ein paar Pflegekräfte in weißen Kitteln. Eine Frau arbeitet einer vom Frauenzentrum bereitgestellten Nähmaschine.

Wirtschaft und Beschäftigung: Pflegekräfte-Programm: Job-Perspektive „in einem Beruf, den ich liebe”

Über Triple Win finden qualifizierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen aus dem Ausland eine Stelle in Deutschland.

© GIZ
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Pflegekräfte-Programm: Job-Perspektive „in einem Beruf, den ich liebe”

Bei Lejla Tarić und Amila Balagić liegen Gesundheitsberufe in der Familie: Wie ihre Mutter sind auch sie gelernte Krankenschwestern. Doch Jobs mit Perspektive sind für Pflegekräfte in Bosnien-Herzegowina rar. Die Schwestern wagen den Schritt ins Ausland mit Hilfe von Triple Win. Das Programm vermittelt Pflegefachkräfte aus sechs Ländern nach Deutschland.

Eine Person in blauem Kittel steht vor einem Computer.

Seit vier Jahren arbeitet Lejla Tarić als Krankenschwester am Universitätsklinikum Heidelberg. „Ich habe einen Job, den ich liebe, in einem Beruf, den ich gelernt habe,“ sagt sie. In Deutschland suchen Kliniken händeringend nach Personal; in Lejlas Heimat Bosnien-Herzegowina wiederum haben Pflegekräfte es schwer, eine Arbeit mit Perspektive zu finden. Auch Lejla war nach ihrem Abschluss auf Arbeitssuche. Den Tipp zu Triple Win gab ihr ihre Mutter: Das Programm der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und der Bundesagentur für Arbeit (BA) vermittelt seit zehn Jahren Pflegekräfte aus dem Ausland nach Deutschland, auch aus Bosnien-Herzegowina.

„Hart, aber es lohnt sich“

Lejla kontaktierte das Triple Win-Büro in der Hauptstadt Sarajevo. „Sie haben mir bei allen meinen Fragen geholfen, beispielsweise welchen Sprachkurs ich brauche oder wie ich meinen Abschluss anerkennen lasse – einfach bei allem.“ Das Universitätsklinikum in Heidelberg, ihr künftiger Arbeitgeber, suchte damals über Triple Win nach Personal. Lejla kannte das Klinikum aus Erzählungen und reiste sogar nach Heidelberg, um sich die Stadt anzusehen. Mit Hilfe von Triple Win bewarb sie sich schließlich auf die Stelle und bekam den Job. 2019 zog sie in ihre neue Heimat.

In Heidelberg musste Lejla erst einmal ihren Neustart organisieren: Unterkunft finden, im Bürgeramt anmelden, Bankkonto eröffnen. Zum Glück stellte der neue Arbeitgeber ihr Helfer*innen zur Seite. Auch Triple Win hat sie weiter beraten. So musste Lejla zum Beispiel in Deutschland den B2-Sprachkurs bestehen, um ihren Abschluss anerkennen zu lassen. Das fortgeschrittene Sprachlevel brauchen alle, die in Deutschland im medizinischen Bereich arbeiten wollen. Die ersten Monate waren mit Arbeit, Schulungen und Vokabeln lernen gefüllt. „Es war hart, aber es hat sich gelohnt“, sagt Lejla. Nach zwei Jahren auf der Inneren Medizin wechselte sie auf die Intensivstation. „Ich kann mich hier weiterentwickeln.“

Im Beruf weiterkommen

Eine Frau mit Brille und einem rosa Stirnband.

Lejlas Schwester Amila hat diesen Weg noch vor sich. Sie hat in Bosnien schon drei Jahre in der Kardiologie Herzpatient*innen versorgt. Amila hat sich 2022 bei Triple Win beworben und hat bereits eine Stelle in Heidelberg in Aussicht. „Wenn ich beruflich weiterkommen will oder auch mit der neuesten Medizin Schritt halten will, kann ich das als Pflegekraft momentan nur im Ausland,“ sagt sie. Für ihren neuen Job in Heidelberg lernt Amila bei der Vorbereitung durch Triple Win auch, was in Deutschland anders funktioniert: „Bei uns gibt es zum Beispiel 24-Stunden-Schichten für Krankenschwestern. In Deutschland wäre das arbeitsrechtlich gar nicht erlaubt.“ Für die nötige Sprachprüfung lernt Amila schon jetzt. Wenn alles klappt, beginnt sie noch diesen Sommer ihren neuen Job an der Kardiologie beim gleichen Arbeitgeber wie ihre Schwester Lejla.  

Eine Gruppe von Menschen mit Kitteln und Gesichtsmasken.

© Universitätsklinikum Heidelberg

Gutes Feedback für Triple Win

Wie Lejla und Amila haben rund 1.000 Pflegekräfte aus Bosnien-Herzegowina in den vergangenen zehn Jahren über Triple Win eine Stelle in Deutschland gefunden. Auf dem lokalen Arbeitsmarkt haben sie wenig Chancen: Den Landesstatistiken zufolge waren im Dezember 2021 rund 7.500 Pflegekräfte arbeitslos. Das ist eine Vorbedingung für Triple Win, denn das Programm rekrutiert nur in Ländern, in denen medizinische Fachkräfte keine Arbeit finden. Emir Čomor koordiniert Triple Win in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo: „Wir arbeiten eng mit den lokalen Arbeitsagenturen zusammen, um nicht Kräfte abzuwerben, die vor Ort benötigt werden.“ Damit halte sich Triple Win auch an den Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Interesse am Programm sei in Bosnien-Herzegowina weiterhin groß, sagt Čomor. „Viele Teilnehmer*innen liken unsere lokale Facebook-Seite oder erzählen, wie gut sie sich in Deutschland eingelebt haben.“

Neben Bosnien-Herzegowina ist Triple Win auf den Philippinen, in Tunesien, Indonesien, Jordanien und im indischen Bundesstaat Kerala aktiv. Zusätzlich vermittelt das Programm Auszubildende in der Pflege aus Vietnam. Seit 2013 hat das Programm mehr als 6.000 Pflegefachkräfte und Auszubildende nach Deutschland vermittelt.

Stand: April 2023

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Referenz

Globale Gesundheit – One Health