Verbesserung der Lebensgrundlagen in ländlichen Gemeinden

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Verbesserung der Lebensgrundlagen in ländlichen Gemeinden in Nepal
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Nepal
Politischer Träger: Ministerium für Frieden und Wiederaufbau
Gesamtlaufzeit: 2009 bis 2013

Nepal. Ein Tabu wird gebrochen: Ein Dalit, ein hochkastiger Jugendlicher und ein Hindupriester teilen das Wasser. © GIZ

Ausgangssituation

Die Distrikte Baitadi und Bajhang im „Far West“ Nepals wurden von der Regierung über viele Jahre vernachlässigt. Im Laufe des zehn Jahre (1996-2006) dauernden Bürgerkriegs hatte sich die sozioökonomische Situation noch verschärft. Zu Projektbeginn lag die Nahrungsmittelsicherheit in Baitadi unter fünf Monaten und in Bajhang unter vier Monaten. Es mangelt an Infrastruktur. Frauen und sogenannte niedrige Kasten werden massiv diskriminiert.

Parlamentarier regten die Übertragung eines erfolgreichen Konzepts aus Nachbardistrikten auf Baitadi und Bajhang an. Die deutsche Bundesregierung entsprach diesem Wunsch.

Die wesentlichen Herausforderungen bestehen darin, den Hunger zu bekämpfen, gleichzeitig nachhaltige Einkommensquellen zu erschließen sowie benachteiligten Gruppen den sozialen und ökonomischen Anschluss zu ermöglichen.

Ziel

Die Lebensgrundlagen der armen und benachteiligten Bevölkerung in den Distrikten Baitadi und Bajhang sind verbessert.

Vorgehensweise

Das Vorhaben setzt an dem ausgeprägten Nahrungsmitteldefizit an. Gemeinsam mit der Distriktregierung und der Bevölkerung vereinbarte Infrastrukturmaßnahmen bieten temporär eine Beschäftigung, die mit Geld und Nahrungsmitteln entlohnt wird. Gleichzeitig entsteht so eine Infrastruktur, die auf lange Sicht die Einkommensmöglichkeiten verbessert.

In den ersten beiden Jahren konzentrierte sich das Vorhaben darauf, die landwirtschaftliche Produktion durch Bewässerung, verbessertes Saatgut und ressourcenschonende Techniken zu steigern. Dann folgte die Kommerzialisierung der Landwirtschaft durch gezielten Anbau von Nahrungsmitteln für den Verkauf, durch Saatgutproduktion, wertsteigernde Weiterverarbeitung und Marketing für die Produkte.

Alternative Einkommensquellen wurden durch Ausbildungen und On-the-job-Trainings erschlossen. Frauen und andere benachteiligte Gruppen verbessern ihre Grundbildung in informellen Lernzentren. Erst wenn sie Lesen, Schreiben und Rechnen können, profitieren sie in gleichem Maße von den Aktivitäten des Vorhabens wie besser gebildete Bevölkerungsteile.

Selbstverwaltete Spar-und Kreditgruppen stellen Kleinstkredite für einkommensschaffende Aktivitäten bereit. Die Lernzentren lösen zunehmend Nachbarschaftskonflikte und starten soziale Kampagnen, zum Beispiel gegen Alkohol und häusliche Gewalt. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer führt das zu einem sozialen Aufstieg und zu Mitbestimmung in der Gemeinde.

Der nationale Partner des Vorhabens ist das Ministerium für Frieden und Wiederaufbau. Das Vorhaben erhält Ko-Finanzierungen vom Welternährungsprogramm (WFP) und der Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO). Kooperationspartner sind außerdem die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und das Kinderhilfswerk (UNICEF).

Wirkung – Was bisher erreicht wurde

14.830 Familien erwirtschafteten durch ihre Arbeit in Infrastrukturprojekten Nahrungsmittel und Geld, um die schlimmsten Engpässe zu überbrücken. Auf diese Weise wurden von 48 Kilometern Straße bereits 33 Kilometer fertig gestellt.

58 Schulen bieten Grundbildung für 17.000 Schüler. Die Nähe zum Wohnort ermutigt vor allem Mädchen und Kinder von benachteiligten Gruppen, dieses Angebot wahrzunehmen.

Neue Bewässerungssysteme für 704 Hektar Land verbessern die Anbaubedingungen für über 4.000 Familien. Mit verbessertem Saatgut steigerte sich die Produktion bei Reis, Mais und Weizen zwischen rund 29 und 56 Prozent. Kommerzielle Produzentengruppen verbesserten ihre Nahrungsmittelsicherheit um 60 Tage.

Nepal. Selbstbewusst in die Zukunft - Schuleröffnung in Bajhang © GIZ

Die schnelle sozioökonomische Entwicklung zeigt sich besonders in der Art, wie Frauen und benachteiligte Kasten sich mittlerweile in der Öffentlichkeit positionieren. Ein erstes öffentliches „Eating together!“ von benachteiligten und hohen Kasten, Regierungsvertretern und einem hinduistischen Priester wurde von Radio und Presse intensiv und wertschätzend verfolgt.