Landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm und Abwasser

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm und Abwasser in Tunesien
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Tunesien
Politischer Träger: Ministère de l’Agriculture
Gesamtlaufzeit: 2011 bis 2014

Ausgangssituation

 In Tunesien ist die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des Landes; der landwirtschaftliche Sektor ist mit 16 Prozent am Bruttoinlandsprodukt und mit 22 Prozent am Beschäftigungssektor beteiligt. Diese Situation begünstigt die intensive Nutzung landwirtschaftlicher Flächen mit erheblichen negativen Auswirkungen auf die Wasser- und Bodenressourcen. Verstärkt durch nicht angepasste landwirtschaftliche Nutzung und unregelmäßige heftige Niederschläge trocknen die Böden aus und verarmen. Behandelter Klärschlamm spielt daher eine wichtige Rolle bei der Anreicherung des Bodens mit organischem Material. Gleichzeitig werden der in erheblichen Mengen anfallende Klärschlamm in den Kläranlagen und die damit verbundenen Umweltbelastungen verringert. Zurzeit produzieren 109 Kläranlagen jährlich rund 238 Millionen Kubikmeter geklärtes Abwasser und etwa 242.000 Kubikmeter Klärschlamm mit einem Flüssigkeitsgehalt von 18 bis 70 Prozent; über die Hälfte davon entsteht im Großraum Tunis. Tunesien steht damit vor der Herausforderung, sichere Wege für die Verwertung oder Entsorgung der anfallenden Klärschlämme zu finden. Nur etwa 25 bis 30 Prozent der Klärschlämme fallen im ländlichen Raum an, ohne Belastung durch Industrieabwässer. Diese Klärschlämme werden auf natürlichem Wege getrocknet und können in der Landwirtschaft verwertet werden. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat die GIZ beauftragt, die tunesische Regierung dabei zu unterstützen, ihre Umweltpolitik in der Landwirtschaft auszuweiten und auf Nachhaltigkeit auszurichten.

Ziel

Das Management und die Überwachung der sicheren Nutzung von Klärschlamm in der tunesischen Landwirtschaft sind verbessert.

Vorgehensweise

Das Projekt fügt sich in die nationale Strategie des staatlichen Kläranlagenbetreibers ONAS (Office National de l'Assainissement) zur Verwertung von geklärtem Abwasser und Klärschlamm ein. Der Umsetzungsplan der ONAS, 2006 mit finanzieller Unterstützung der KFW Entwicklungsbank erstellt, sieht drei Wege vor: landwirtschaftliche Nutzung, Verbrennung und Deponierung.

Im Zentrum des Vorhabens stehen zwei Aufgaben:

  • Aufbau eines Monitoring- und Kontrollsystems
    Zusammen mit den Organisationseinheiten weiterer eingebundener Ministerien (Gesundheit und Umwelt) unterstützt das Vorhaben die Entwicklung eines Risikomanagements.
  • Verbreitung der landwirtschaftlichen Nutzung von Klärschlamm
    Die Entwicklung einer abgestimmten Gesamtplanung und eines Ausführungsplans wird unterstützt, basierend auf den Ergebnissen von ONAS-Studien zur Analyse der Potenziale, der Mengen und der Qualität des Klärschlamms für den „grünen Weg“ sowie der nutzbaren landwirtschaftlichen Flächen.

Die Bodenfruchtbarkeit soll mithilfe des Klärschlamms verbessert werden, ohne Gefahren für Gesundheit und Umwelt zu verursachen. Die Landwirtschaft soll landesweit von den verbesserten Böden profitieren. Dabei sollen die Auswirkungen der Klärschlammnutzung auf Boden, Umwelt und landwirtschaftliche Produkte dokumentiert werden.

Die Einkommen der Landwirte sollen durch verringerte Produktionskosten und höhere Ernteerträge steigen, sodass sich die Lebensbedingungen verbessern und neue Einkommensquellen – zum Beispiel Kompostierung von Klärschlamm und Grünabfall – erschlossen werden können. Arbeitsplätze, vor allem für Landfrauen, sollen bei der Verwertung der anfallenden Produkte aus den Kläranlagen, wie Klärschlamm und geklärtes Abwasser, entstehen.

Die regional unterschiedlich ausgestatteten und leistungsfähigen Untersuchungslabore für Wasser, Boden und Klärschlamm werden mit Ausbildung und Material unterstützt. Sie sind ein wichtiger Bestandteil im Management der Klärschlammverwertung.

Das Vorhaben arbeitet sektorübergreifend und berücksichtigt die lokale, regionale und nationale Ebene. Es stellt den tunesischen Partnern nationales und internationales Fachwissen zur Verfügung, um aktuelle Probleme zu analysieren und eine Strategie für die Zukunft zu entwickeln.

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Geplant sind darüber hinaus ergänzende Maßnahmen wie Kompostierung mit Risikoanalyse, angewandte Forschung, Ausbildung und Sensibilisierung der Nutzer, Technologietransfer in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft, Verwertung von geklärtem Abwasser, ländliche Abwassersysteme und Grünanlagen.

Ein Pilotprojekt des Landwirtschaftsministeriums (2008–2012) wurde in das Vorhaben zur landwirtschaftlichen Nutzung von Klärschlamm und Abwasser eingebunden.

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