Mobilität und Bildung fördern
Projektkurzbeschreibung
Bezeichnung: Aus- und Aufbau von Kapazitäten im Verkehrssektor in Liberia
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Europäische Union
Land: Liberia
Politischer Träger: Ministry of Finance and Development Planning
Gesamtlaufzeit: 2008 bis 2024
Ausgangssituation
Liberias Straßennetz ist in einem unzureichenden Zustand und erreicht nicht alle Regionen des Landes. Schätzungen zufolge haben mehr als 50 Prozent der Bevölkerung keinen direkten Zugang zum öffentlichen Straßennetz. Weite Teile sind während der Regenzeit von Anfang Mai bis Ende Oktober kaum oder überhaupt nicht passierbar, was die wirtschaftliche Entwicklung bremst.
Das schwache Straßensystem verschärft Armut, vor allem in ländlichen Gebieten, und wirkt sich negativ auf Ernährungssicherheit, Bildungschancen und medizinische Versorgung aus. Damit erschwert es, dass zentrale Menschenrechte sichergestellt werden können, wie das Recht auf Bildung, auf angemessenen Lebensstandard und auf körperliche Gesundheit.
Mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH wurde daher ein Fonds zur Straßeninstandhaltung eingeführt. Darüber fließen Gelder aus einer Kraftstoffabgabe in die Straßensanierung. Noch sind die Planungskompetenzen in der öffentlichen Verwaltung und auch die Leistungen der liberianischen Bauunternehmen jedoch unzureichend. Nur zum Teil werden Straßenbauaufträge in geordneten Ausschreibungsverfahren an lokale Bauunternehmen vergeben und es mangelt an der Durchsetzung von Regeln sowie an qualifizierten Arbeitskräften.
Ziel
Der Straßenbau schafft zusätzliche Arbeitsplätze und die Straßeninfrastruktur ist besser.
Vorgehensweise
Seit 2020 baut das Vorhaben ein Aus- und Weiterbildungszentrum für das Bauwesen auf. Die Europäische Union beteiligt sich an der Finanzierung des Zentrums gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ).
Lokale Bauunternehmen und deren Berufsverbände werden beraten, wie sie in öffentlichen Ausschreibungsverfahren konkurrenzfähiger werden können. Das Vorhaben unterstützt zudem die Schaffung von Arbeitsplätzen, vor allem für Jugendliche, und den Aufbau eines leistungsorientierten Berufsbildungssystems.
Das Vorhaben begleitet Maßnahmen zur Straßeninstandhaltung und unterstützt den Aufbau des Straßeninstandhaltungsfonds. Baubehörden und Bauunternehmen erhalten praktische Begleitung bei der Abwicklung von Bauverträgen. Darüber hinaus unterstützt das Vorhaben das Bauministerium dabei, ein Instandhaltungssystem für Brücken aufzubauen, und berät zu Maßnahmen für Verkehrssicherheit.
Zusammen mit kommunalen Kooperativen baut das Vorhaben Fußpfade zu Zweiradwegen aus, um dadurch Dörfer an das Straßennetz anzubinden. Mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Welthungerhilfe hat es zudem ein Pilotprojekt durchgeführt: Eine nicht asphaltierte Landstraße wurde mit einem speziellen Mittel zur Bodenstabilisierung behandelt, um sie an die immer häufigeren Regenfälle im Zuge des Klimawandels anzupassen. In den nächsten Jahren überprüfen regelmäßige Tests die Beständigkeit der Straße, um aus den Erkenntnissen eine kostengünstige Straßenbaumethode im Land zu etablieren
Das Vorhaben berät darüber hinaus bei der Einführung einer Achslastkontrolle für Lastkraftwagen. Die Umsetzung geschieht durch GIZ International Services.
Die Umsetzungspartner sind das Ministerium für öffentliche Arbeiten, das Verkehrsministerium, die Nationale Polizei, die staatliche Berufsschule Booker Washington Institute sowie der liberianische Bauunternehmerverband, der Verband der Ingenieure und der Architektenverband. Die Ausbildung von technischen Fachkräften für Straßeninstandhaltung wird durch Integration Consulting unterstützt.
Wirkungen
- Das Vorhaben half dabei, den National Transport Masterplan (2012) und das Achsenlastkontrollgesetz (2015) zu verabschieden und den Straßeninstandhaltungsfonds zu gründen.
- Es hat ein nachfrageorientiertes Ausbildungsprogramm für Straßenbauer*innen entwickelt, das vom Bildungsministerium anerkannt ist. Zehn Ausbilder*innen wurden geschult, 45 jüngere Menschen absolvieren eine Ausbildung als Straßenbautechniker*innen.
- In Pilotmaßnahmen konnten bislang 325 Arbeitsjahre nachhaltiger Beschäftigung im Straßenbau geschaffen werden (nach der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation).
- Der Bauunternehmerverband kann dank Maßnahmen zur Kapazitätsentwicklung die Interessen seiner Mitglieder besser vertreten.
- Die Beratung des Vorhabens hat sowohl die Planungskompetenzen als auch die Prioritätensetzung bei der Instandhaltung der Straßen vorangetrieben.
- Kleine und mittlere Unternehmen wurden mit Schulungen im Bereich Businessplanung, Angebotskalkulation, Baustellenmanagement unterstützt, um die liberianische Privatwirtschaft bei öffentlichen Vergabeverfahren besser zu qualifizieren
- Gemeinsam mit dem Verkehrsministerium hat das Vorhaben Reformdokumente ausgearbeitet und öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zur Verkehrssicherheit durchgeführt
- Mit der Nationalen Polizei wurde mehr Bewusstsein für die Folgen unzureichender Durchsetzung von Verkehrsregeln geschaffen.
Stand: April 2021