Nachhaltige Nutzung von Ökosystemleistungen in Jordanien

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Nachhaltige Nutzung von Ökosystemleistungen in Jordanien – Energie- und Klimafonds (EKF-ESS)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ)
Land: Jordanien
Politischer Träger: Ministry of Environment (MoEnv)
Gesamtlaufzeit: 2014 bis 2019

Jordanien. Nachhaltiges Weidemanagement ist eine der großen Herausforderungen des Landes. © GIZ

Ausgangssituation

Jordaniens rasches Bevölkerungswachstum und eine Lebensweise auf Kosten der natürlichen Ressourcen belasten die Umwelt und hinterlassen ihre Spuren in einem der wasserärmsten Länder der Welt. Die Folgen des Klimawandels und die Überweidung der ohnehin begrenzten landwirtschaftlichen Nutzflächen üben zusätzlich Druck auf die wenigen Naturressourcen des Landes aus. Die Ökosysteme sind hochempfindlich (vulnerabel), und ihre ökologische Integrität ist stark geschwächt. Zudem nutzt der Mensch diese Ökosysteme für Ackerbau und Viehwirtschaft auf nicht nachhaltige Weise. Das führt dazu, dass die Bodenfruchtbarkeit kontinuierlich abnimmt, Artenvielfalt verlorengeht und die Lebens- und Ernährungsgrundlagen der Bevölkerung insgesamt gefährdet sind.

Im jordanischen Umweltministerium ist man sich bewusst, dass intakte Ökosysteme und ihre Leistungen, etwa das vielfältige, komplexe Zusammenspiel von Wasser, Böden, Tieren, Pflanzen und Menschen für die Wirtschaft, die Ernährung und die Existenzsicherung der Bevölkerung unverzichtbar sind. Gemäß Umweltrecht trägt das Ministerium eine übergeordnete Verantwortung für den Schutz und die Erhaltung der Umwelt. Auch hat Jordanien alle wichtigen globalen Umweltabkommen unterzeichnet. Mehr als 50 anerkannte Nichtregierungsorganisationen arbeiten im Bereich Umwelt, darunter etwa 20 mit dem Schwerpunkt Ökosystemleistungen.

Diesen Voraussetzungen zum Trotz werden Ökosysteme weiterhin nicht nachhaltig genutzt, und Ökosystemleistungen finden zu wenig Beachtung in der jordanischen Politik. Bei Entscheidungen über neue Infrastrukturprojekte, Flächennutzung oder staatliche Investitionen spielen Biodiversität und Ökosystemleistungen keine Rolle. Aus diesem Grund fördert die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine stärkere Berücksichtigung von Biodiversität und Ökosystemleistungen in nationalen Politiken des Landes mittels, des Vorhabens „Nachhaltige Nutzung von Ökosystemleistungen in Jordanien – Energie- und Klimafonds“.

Ziel

Biodiversität und Ökosystemleistungen – zum Beispiel ihre Bedeutung für die Anpassung an den Klimawandel – haben in der nationalen Politikgestaltung zunehmend Berücksichtigung gefunden.

Jordanien. Auswirkungen des Klimawandels und Überweidung der wenigen landwirtschaftlich nutzbaren Flächen üben Druck auf die natürlichen Ressourcen aus. © GIZ

Vorgehensweise

Die GIZ berät das jordanische Umweltministerium auf nationaler Ebene. Die integrierten Fall- und Feldstudien über nachhaltiges Weidemanagement und Ökotourismus steuert eine Consultingfirma. Räumlicher Schwerpunkt ist der Jordangraben zwischen der Grenze zu Syrien im Norden und Karak im Süden des Landes.

Das Vorhaben unterstützt das Umweltministerium dabei, auf politischer Ebene die Bedeutung von Ökosystemleistungen hervorzuheben und als Themenschwerpunkt zu verankern. Die Erarbeitung wirksamer Politikpapiere, Verordnungen und Strategien für Ökosystemleistungen erfolgt unter Mitwirkung aller wichtigen Interessengruppen und unterstreicht die führende Rolle des Umweltministeriums in diesen nationalen Bemühungen. Relevante Daten werden der Öffentlichkeit über ein Informationssystem zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, in der nationalen Biodiversitätsstrategie Ökosystemleistungen mehr Gewicht zu geben und ihre große wirtschaftliche Bedeutung sichtbarer zu machen.

In Zusammenarbeit mit einzelnen Gemeinden, Nichtregierungsorganisationen, dem Privatsektor und lokalen Verwaltungen fördert das Vorhaben ausgewählte Praxisbeispiele aus den Bereichen Ökotourismus und Naherholungsgebiete für die ortsansässige Bevölkerung. Daneben unterstützt es Maßnahmen für ein nachhaltiges Weidemanagement und zwei Frauenkooperativen, die nachhaltige Produkte produzieren und vermarkten. Diese Erfolge veranschaulichen beispielhaft, wie eine wachsende Wertschätzung von Ökosystemleistungen und deren nachhaltige Nutzung signifikant zu sozioökonomischer Entwicklung beitragen können. Die Erkenntnisse aus den Fall- und Feldstudien werden, wissenschaftlich aufbereitet, in die politische Arbeit und in nationale Leitlinien für die Integration von Ökosystemleistungen in Politik und Praxis einfließen.

Auch in den küstennahen und marinen Zonen am Golf von Aqaba wird der Ansatz der Ökosystemleistungen eingeführt und verankert. Darüber hinaus ist ein nationaler Rahmen für den Umgang mit invasiven Arten erarbeitet worden, die den geschwächten Ökosystemen Jordaniens erheblichen Schaden zufügen.

Neben diesen Komponenten werden im Rahmen des Vorhabens Netzwerke aufgebaut und etabliert. Sie verknüpfen Ministerien, staatliche und nichtstaatliche Organisationen, Wissenschaft und Lehre, ökologisch interessierte Medien, Akteure aus dem Agrarsektor und das Nationale Biodiversitätskomitee miteinander. So wird Jordanien für die Region zu einem Exzellenzzentrum für Forschung, Aufklärung und Politik im Zusammenhang mit Ökosystemleistungen.

Die Projektdurchführung begleitet die Consultingfirma GOPA GmbH.