Globalvorhaben Qualitätsinfrastruktur – Indien

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Globalvorhaben Qualitätsinfrastruktur – Indien
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
Land: Indien
Politischer Träger: Ministerium für Verbraucherangelegenheiten, Nahrungsmittel & öffentliche Verteilung (MoCAF&PD)
Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2020

giz-india

Ausgangssituation

Die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Kompatibilität von Produkten und Dienstleistungen gehört zu den wichtigsten Erwartungen, die Verbraucher und Unternehmen an die Qualität stellen. Das System, das die Erfüllung dieser Erwartungen und gesetzlichen Anforderungen gewährleistet, wird als Qualitätsinfrastruktur bezeichnet. Die Festlegung und Umsetzung von freiwilligen Standards und technischen Vorschriften, die Durchführung von Konformitätsbewertungen und Zertifizierungsprozessen, die Gewährleistung der Marktüberwachung und des gesetzlichen Eichwesens, all dies ist ohne die Unterstützung von öffentlichen und privaten Institutionen nicht möglich.

Eine gut funktionierende und international abgestimmte nationale Qualitätsinfrastruktur verringert den Zeit- und Kostenaufwand sowie Unwägbarkeiten, mit denen sich auf dem Weltmarkt tätige Unternehmen vielfach konfrontiert sehen. Dazu gehören beispielsweise voneinander abweichende Normen und unterschiedliche Test- und Zertifizierungsanforderungen, die hohe Kosten für Unternehmen und Verbraucher verursachen, aber kaum zur Verbesserung der Produktqualität beitragen.

Die Zusammenarbeit im Hinblick auf die Qualitätsinfrastruktur belegt eindrucksvoll, dass zwischen Deutschland und Indien gute und enge Beziehungen bestehen: So beläuft sich das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern auf mehr als 17 Milliarden Euro und beide Länder haben großes Interesse daran, die Qualität der zwischen Deutschland und Indien gehandelten Waren und Dienstleistungen zu verbessern. Außerdem sind sich beide Seiten darin einig, dass das Potenzial der bilateralen Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen wie der Industrie oder den digitalen Technologien noch nicht ausgeschöpft ist. Dabei gilt: Je enger die Wirtschaftspartnerschaft zwischen Deutschland und Indien wird, desto wichtiger ist es, sich über die technischen Modalitäten des Handels zu verständigen.

Ziel

Der politische Dialog zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und seinen Partnerministerien trägt zur Überwindung von technischen Handelshemmnissen, der Verbesserung der Produktsicherheit und der Stärkung des Verbraucherschutzes bei.

Vorgehensweise

Der politische und fachliche Dialog zwischen Deutschland und seinen Partnerländern umfasst zentrale Stakeholder beider Seiten, darunter Ministerien, staatliche Stellen der nachgeordneten Ebenen, Industrieverbände und Unternehmen sowie technische und wissenschaftliche Institutionen.

2013 haben das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das indische Ministerium für Verbraucherangelegenheiten und öffentliche Verteilung (MoCAF&PD) die deutsch-indische Arbeitsgruppe Qualitätsinfrastruktur ins Leben gerufen. Seitdem wurden die Themen der Arbeitsgruppe alljährlich neu vereinbart. Zu diesen Themen zählen Bereiche, die für die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern besonders wichtig sind. Diese reichen vom Automobilbau, der Sicherheit von Maschinen und Anlagen und der intelligenten Fertigungstechnik über Medizingeräte und Ladestationen für Elektrofahrzeuge bis hin zu Informationstechnik und Datenschutz.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat die GIZ damit beauftragt, die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen zu unterstützen. Das Projekt fördert in Zusammenarbeit mit den zuständigen Regulierungsbehörden die Entwicklung machbarer Lösungen, um den Zeit- und Kostenaufwand für die Industrie zu verringern. Die Maßnahmen im Überblick:

  • Förderung der Beteiligung von relevanten Stakeholdern, damit diese lernen, häufige aufsichtsrechtliche und technische Probleme zu identifizieren, die privaten Unternehmen den Markteintritt erschweren
  • Unterstützung von Problemlösungsansätzen auf politischer Ebene
  • Organisation von Experten-Workshops und -Konferenzen
  • Erstellung von Berichten und Studien
  • Veranstaltung von Studienreisen, um den Wissensaustausch zu fördern und den Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, neue Vorschriften und technische Richtlinien kennenzulernen

Wirkung

Das Projekt hat verschiedene Maßnahmen organisiert, um Bereiche zu identifizieren, in denen beide Länder gemeinsame Interessen haben und die deshalb von der deutsch-indischen Arbeitsgruppe Qualitätsinfrastruktur bearbeitet werden sollten. So hat das Projekt zu einem Runden Tisch eingeladen, bei dem sich Branchenexperten und staatliche Institutionen aus erster Hand informieren und austauschen können. Diese Diskussionen sollen zur Verbesserung des aufsichtsrechtlichen Umfelds in Indien beitragen. Bei den Veranstaltungen sprachen die Stakeholder über die Entwicklung von harmonisierten Standards für intelligente Fertigungsprozesse, Sicherheitsvorschriften für Maschinen und Anlagen und die Vereinfachung von Verfahren zur Konformitätsbewertung in der Automobilindustrie.

Darüber hinaus hat das Projekt unter Rückgriff auf internationale Best Practices das Feedback deutscher Experten zu den Regelungsentwürfen für neue Konformitätsbewertungen sowie zu anderen Themen koordiniert. Außerdem hält das Projekt die Unternehmen über aktuelle und kommende Änderungen von Vorschriften sowie politische Entwicklungen im Land auf dem Laufenden. Eine weitere Maßnahme bestand darin, die Mitwirkung von Branchenexperten in den Fachausschüssen des indischen Bureau of Indian Standards (BIS) zu fördern – damit hat das Projekt einen aktiven Beitrag zur Entwicklung von Normen in Bereichen wie der Maschinensicherheit geleistet.

Im Rahmen eines deutsch-indischen Pilotprojekts wurde geprüft, inwieweit die gegenseitige Anerkennung von Prüfberichten sinnvoll ist – auch hier hat das Projekt Unterstützung geleistet. Durch die Zusammenarbeit mit den indischen Regulierungsbehörden konnte das Projekt konkrete Herausforderungen angehen, mit denen sich viele Unternehmen bei der Einfuhr von Produkten konfrontiert sehen (beispielsweise bei der Zertifizierung von Medizingeräten).