Aufbau und Integration von Systemen der Sozialen Sicherung

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Aufbau und Integration von Systemen der Sozialen Sicherung
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Weltweit
Gesamtlaufzeit: 2014 bis 2017 

Ausgangssituation

Obwohl soziale Sicherheit ein Menschenrecht ist, leben drei Viertel der Bevölkerung weltweit ohne ausreichende soziale Absicherung. Sie sind nicht vor Lebensrisiken wie Krankheit, Erwerbslosigkeit, Altersarmut oder dem Verlust von Eigentum und Produktionsmitteln geschützt. Ihre Selbsthilfefähigkeit ist reduziert und sie sind beispielsweise dem Risiko ausgesetzt, zu verarmen oder Hunger zu leiden. In vielen Ländern sind traditionelle Solidargemeinschaften die einzige Form sozialer Absicherung. Durch die bevölkerungsdynamische Entwicklung, den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel, steigende Ungleichheit, Klimawandel und Migration geraten diese Strukturen immer häufiger an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.

Maßnahmen und Systeme sozialer Absicherung können Menschen vor Lebensrisiken schützen und Armut verhindern. Gleichzeitig können sie ein breitenwirksames Wachstum fördern, indem ärmere Bevölkerungsschichten in ihrer Produktivität und Investitionsbereitschaft gestärkt werden. Ein umfassendes, über Armutsreduzierung hinausgehendes System der sozialen Sicherung ist besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern von Bedeutung, um Wachstum nachhaltig zu gestalten und Ungleichheit zu reduzieren.

Ziel

Die Effektivität und Sichtbarkeit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) beim Auf- und Ausbau breitenwirksamer Systeme der sozialen Sicherheit sind durch vorbereitende, begleitende und auswertende Maßnahmen gestärkt.

Vorgehensweise

Die Beratungsleistungen des Sektorvorhabens zielen auf einen systemischen Ansatz ab und fokussieren sich auf die Schwerpunkte soziale Absicherung im Krankheitsfall, Grundsicherung, Alterssicherung sowie Unfall- und Mikroversicherung. Der systemische Ansatz der sozialen Sicherung soll sicherstellen, dass die Risiken der Bevölkerung über den gesamten Lebenszyklus abgesichert werden. Einzelne Instrumente der sozialen Sicherung, wie Grundsicherung und Sozialversicherungen, sollen dabei effizient miteinander verknüpft sein. Bei der Politikformulierung sollen Strategien der sozialen Sicherung mit denen der anderen Sektoren, wie Beschäftigung und Ernährungssicherung, abgestimmt sein, um die Effektivität und Nachhaltigkeit sowie die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung zu erhöhen.

  1. Beitrag Deutschlands im internationalen Diskurs


    Das Sektorvorhaben unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) dabei, Strategien für den Auf- und Ausbau von sozialen Sicherungssystemen zu entwickeln. Das Sektorvorhaben berät das Ministerium bei der konzeptionellen Positionierung von sozialer Sicherung in internationalen Prozessen, wie der Post-2015-Agenda und der Entwicklungsfinanzierung. Zudem werden Konzepte und Erfahrungswissen aus Partnerländern für die strategische Richtungsbestimmung des BMZ im internationalen Diskurs aufgearbeitet und zur Verfügung gestellt. Im Auftrag des BMZ arbeitet das Sektorvorhaben in internationalen Gremien mit und führt Veranstaltungen durch.
  2. Konzeptionelle Entwicklung von Instrumenten und Methoden


    Das Sektorvorhaben entwickelt Instrumente und Methoden, wie nachhaltige und breitenwirksame soziale Sicherungssysteme gestaltet werden können. Dies erfolgt im Auftrag des BMZ mit Partnern auf internationaler und Länderebene. Die Instrumentenentwicklung ist breit angelegt und reicht von Analyserahmen für nationale Strategien und Programme, über Instrumente, mit denen soziale Sicherungsmaßnahmen bewertet werden, bis hin zu spezifischen Methoden der Alterssicherung, Grundsicherung und sozialen Absicherung im Krankheitsfall. Darüber hinaus werden innovative Ansätze von Versicherungen weiterentwickelt.
  3. Unterstützung von Partnerländern


    Das Sektorvorhaben unterstützt Partnerländer dabei, soziale Sicherungssysteme auf- und auszubauen. Hierzu werden anwendungsorientierte Konzepte und Beratung in Abstimmung mit Vorhaben der deutschen EZ in den Partnerländern bereitgestellt. Hierbei gilt es, bestehende Vorhaben der deutschen EZ um Programme und Ansätze der sozialen Sicherung sinnvoll zu ergänzen oder Partnerländer bei der Entwicklung von neuen Strategien und Maßnahmen zu beraten.

Wirkungen

Die bisherige Arbeit des Sektorvorhabens trug dazu bei, dass Konzepte zur armutsorientierten Ausgestaltung von Systemen der sozialen Sicherung von politischen Entscheidungsträgern in Partnerländern angewendet wurden und dass sich die deutsche EZ im Bereich soziale Sicherung international positionieren konnte.

Beispielsweise wird die bangladeschische Regierung beim Aufbau eines umfassenden sozialen Sicherungssystems für Beschäftigte im Textilsektor unterstützt und bei der Entwicklung von Sozialversicherungen beraten. Beschäftigte im Textilsektor in Bangladesch, meist junge Frauen, besitzen oftmals keinerlei Absicherung gegen Risiken wie Unfälle am Arbeitsplatz, Krankheit, Erwerbsverlust oder Alter.

Das Sektorvorhaben berät das BMZ im Social Protection Inter-Agency Cooperation Board (SPIAC-B), einem auf Anfrage der G20-Arbeitsgruppe zu Entwicklung eingerichteten Mechanismus, der eine koordinierte und verbesserte internationale Zusammenarbeit zum Ziel hat.

Das Sektorvorhaben im Auftrag von BMZ war maßgeblich an der Initiierung des institutionenübergreifenden Methodenkastens „Inter-Agency Social Protection Assessment“ (ISPA) beteiligt. Gemeinsam mit anderen bilateralen sowie internationalen Organisationen, wie Weltbank, ILO und EU, werden verschiedene Instrumente zur abgestimmten Beurteilung und Beratung von Systemen der sozialen Sicherung in Partnerländern entwickelt.

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