Bildung schafft Perspektiven

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Neue Perspektiven durch akademische Aus- und Weiterbildung für junge Syrer/-innen und Jordanier/-innen
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“
Land: Jordanien
Politischer Träger: Jordanisches Ministerium für Planung und Internationale Zusammenarbeit
Gesamtlaufzeit: 2015 bis 2019

Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“. Jordanien. Beitrag einer Gruppe syrischer Stipendiatinnen im Rahmen der Ausstellung „Nachrichten zum Welt-Flüchtlingstag 2015“ im GIZ-Büro Amman (Foto: Henrike Hilgenfeld) © GIZ

Ausgangssituation

Zwischen 2011 und 2015 flohen mehr als 4,8 Millionen Menschen vor dem Bürgerkrieg aus Syrien. Die Flüchtlinge suchen weltweit Schutz, vor allem aber in ihren Nachbarländern. In Jordanien wurden nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) bis Mitte 2016 mehr als 655.000 Syrer offiziell registriert. Viele von ihnen sind junge Erwachsene, die sich nach den traumatischen Erfahrungen des Krieges und der Flucht eine bessere Zukunft erhoffen. Sie wollen sich weiterbilden, doch ihre finanzielle Situation, ihr Aufenthaltsstatus, mangelnde Fremdsprachenkenntnisse oder fehlende Dokumente stehen einem Studium in Jordanien im Weg. Ohne Perspektive und nach den häufig traumatischen Erlebnissen empfinden viele Flüchtlinge ihre Lage als aussichtlos.

Durch den Flüchtlingsstrom stieg die Einwohnerzahl in Jordanien rasant um zehn Prozent, in nur wenigen Jahren. Vor allem für die ärmeren Bevölkerungsgruppen ist es schwierig, die Flüchtlinge zu akzeptieren, da sie mit ihnen um Ressourcen wie Schulplätze, Wasser und nicht zuletzt um Arbeitsplätze konkurrieren. Auch der jungen jordanischen Generation mangelt es an Perspektiven. Um Konkurrenz und damit sozialen Spannungen entgegenzuwirken, werden sowohl syrische Flüchtlinge als auch junge Jordanierinnen und Jordanier gefördert, denen der Zugang zu akademischer Ausbildung sonst nicht ohne Weiteres möglich wäre.

Ziel

Die Lebensperspektiven von jungen Frauen und Männern aus Syrien und Jordanien in Flüchtlinge aufnehmenden Kommunen sind verbessert.

Syrische und jordanische Stipendiatinnen erarbeiten während einer Schulung eine Übersicht über ihre Konflikte und gehen dabei besonders auf Genderaspekte ein. (Foto: Henrike Hilgenfeld) © GIZ

Vorgehensweise

In Jordaniens Hauptstadt Amman und in den nördlichen Gemeinden unweit der syrisch-jordanischen Grenze leben besonders viele syrische Flüchtlinge mit der einheimischen Bevölkerung zusammen. Für die junge Generation beider Einwohnergruppen ist Bildung eine Chance auf eine bessere Zukunft. Um jungen Menschen eine Hochschulbildung zu ermöglichen, die sich viele finanziell nicht leisten können, vergibt ein Bildungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Stipendien. Empfänger sind zu gleichen Teilen syrische Flüchtlinge und bedürftige Jordanier, die Hälfte aller Stipendiaten sind Frauen.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH GIZ und ihre lokalen Partner ermuntern die Stipendiaten darüber hinaus, sich untereinander und mit Vertretern internationaler Organisationen und Gebern auszutauschen. Die GIZ schafft dafür Netzwerke und organisiert regelmäßige Treffen. In zusätzlich angebotenen Schulungen können die Studierenden ihr Wissen zu bestimmten Themen vertiefen und testen. In Kursen trainieren sie, wie man Konflikte konstruktiv bearbeitet oder vermeiden kann, wie Projekte geführt und Teams geleitet werden, wie man präzise kommuniziert, ansprechend präsentiert und zielgerichtet moderiert.

Letztlich profitieren nicht nur die jungen Frauen und Männer von ihrem Studium und den zusätzlichen Angeboten. Die gut ausgebildeten Jordanier werden zukünftig ihr Land voranbringen. Die syrischen Studienabsolventen wiederum können einerseits die aufnehmenden Gemeinden unterstützen und, nach dem Krieg, einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau ihres Heimatlandes leisten.

Das Projekt ist Teil der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“. Das BMZ stellt darin seit 2014 Mittel bereit, um kurzfristig Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden zu unterstützen sowie langfristig strukturelle Fluchtursachen, wie Armut, Ungleichheit oder Ernährungsunsicherheit, zu beseitigen. Finanziert werden in erster Linie Projekte in Entwicklungsländern, die von Flüchtlingskrisen besonders stark betroffen sind. Dieses Projekt trägt dazu bei, Bildung und Ausbildung zu ermöglichen und die Perspektiven syrischer Flüchtlinge und junger Jordanier deutlich zu erweitern.

Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“. Jordanien. Stipendiaten erarbeiten während einer Schulung in Gruppen eine Übersicht über ihre Konflikte (Foto: Henrike Hilgenfeld) © GIZ

Wirkungen

Insgesamt erhalten 80 junge Menschen die Chance, ein Masterstudium aufzunehmen. Die ersten 39 Stipendiaten sind für das Studienjahr 2015/2016 an vier Universitäten in 21 Fachrichtungen eingeschrieben. Im März 2016 wurden erneut 41 junge Stipendienträger ausgewählt, die im Oktober ihre Studien beginnen. Für das Studienjahr 2016 gab es mehr als 400 Bewerber für die begehrten Förderungen.

Neben ihren Studien engagieren sich 70 Prozent der Stipendiaten in insgesamt 17 sozialen Projekten lokaler oder internationaler Organisationen. Dadurch unterstützen sie beispielsweise ein gewaltfreies Zusammenleben von Jordaniern und Syrern in den Aufnahmegemeinden, leisten psychosoziale Unterstützung für syrische Flüchtlinge oder leiten Spielenachmittage für Waisenkinder und Computerkurse für Studenten.