Zusammenhalt zwischen Nachbarn stärken

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Minderung der Krisenanfälligkeit – Unterstützung von Flüchtlingen und Aufnahmegemeinden
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“
Land: Kamerun, Tschad, Zentralafrikanische Republik
Politischer Träger: Kamerun: Ministerium für Wirtschaft, Planung und Regionale Entwicklung; Tschad: Ministerium für Wirtschaft, Planung und internationale Zusammenarbeit
Gesamtlaufzeit: 2014 bis 2017

Viele Schulgebäude sind in einem desolaten Zustand und können nicht für den Unterricht genutzt werden. Das Vorhaben unterstützt die Instandsetzung. © GIZ

Ausgangssituation

Seit 2013 wird die Zentralafrikanische Republik, eines der ärmsten Länder Afrikas, von einer anhaltenden politischen Krise erschüttert: Immer wieder kommt es zu Gewalt zwischen christlichen Milizen und muslimischen Rebellen. Tausende Menschen sind ums Leben gekommen, Verwaltungen und Sicherheitsstrukturen größtenteils zusammengebrochen.

Lebensgefahr und knappe Nahrungsmittel treiben die teils mittellosen Menschen auf die Suche nach Zufluchtsorten. 450.000 Vertriebene im eigenen Land und ebenso viele Flüchtlinge in den Nachbarstaaten stellen die aufnehmenden Gemeinden in den Grenzgebieten vor große Herausforderungen. Die lokalen und nationalen Behörden können diese nicht allein bewältigen.

275.000 Zentralafrikanerinnen und -afrikaner sind bislang in den Osten Kameruns geflohen. Viele von ihnen haben sich nicht in Aufnahmecamps angesiedelt, sondern in der Nähe von Dörfern. Weitere 110.000 Menschen sind in den Süden des Tschads geflohen. Zusätzlich waren rund 80.000 ursprünglich aus dem Tschad stammende und seit Generationen in der Zentralafrikanischen Republik lebende Migranten gezwungen, in ihr Ursprungsland zurückzukehren. Doch weder Neuankömmlinge noch Rückkehrer sind dort willkommen. Immer wieder kommt es zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung – um Bodenrechte, Wasser, Brennholz und Nahrung, um Bildungs- und Gesundheitsangebote. Damit die Situation nicht eskaliert, müssen alle Betroffenen mit dem Nötigsten versorgt und ihre Lebensbedingungen verbessert werden.

Ziel

Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge, der Rückkehrenden und der lokalen Bevölkerung in den Aufnahmegebieten und den Heimatgemeinden sind verbessert.

Unterstützung von Flüchtlingen und Aufnahmegemeinden Flüchtlinge und Einheimische produzieren gemeinsam Brikett. Das schafft Einkommen, auch für Frauen, und ermöglicht Begegnung und Austausch. © GIZ

Vorgehensweise

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt, im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die vom Flüchtlingszuzug aus der Zentralafrikanischen Republik überforderten aufnehmenden Gemeinden.

Staatliche Institutionen in den betroffenen Regionen in Kamerun, im Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik werden für die Versorgung der Flüchtlinge und in Konfliktlösungsstrategien geschult und unterstützt.

Schulen werden wiederaufgebaut, Infrastruktur wie Krankenhäuser und Gesundheitsstationen oder der Zugang zu Wasser werden verbessert. Um Streitigkeiten um knappes Brennholz zu mindern, stellt das Vorhaben, in Zusammenarbeit mit einem lokalen Sägewerk, alternative Brennstoffe aus Holzspänen zur Verfügung. Außerdem verteilt es energieeffiziente Kochherde an Flüchtlinge und Einheimische.

Begegnung und Dialog zwischen diesen Bevölkerungsgruppen tragen zu einem friedlichen Miteinander bei und dazu, dass Konflikte gewaltfrei gelöst werden. In ihren Heimatgemeinden in der Zentralafrikanischen Republik unterstützt die GIZ Rückkehrer dabei, die Basisinfrastruktur wiederaufzubauen und ihre Lebensgrundlagen zu sichern. Vom Tschad und von Kamerun aus werden grenzüberschreitende Projektansätze für die Zentralafrikanische Republik entwickelt und umgesetzt.

Das Projekt ist Teil der BMZ-Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“. Kurzfristig unterstützt es gleichermaßen Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden. Langfristig mindern nachhaltige Maßnahmen strukturelle Fluchtursachen wie soziale Ungleichheit oder Ernährungsunsicherheit. Dieses Projekt leistet einen Beitrag zur Trinkwasser- und Gesundheitsversorgung, zur Beschäftigung von Flüchtlingen und aufnehmenden Gemeinden sowie zu einem nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen.

Wirkung

Ein großer Teil der Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik hat im Norden und Osten Kameruns Schutz gesucht. Durch 115 neu errichtete oder instandgesetzte Trinkwasserquellen, 30 Handwaschstellen und 26 Latrinen verbessert das Projekt die allgemeinen hygienischen Bedingungen der aufnehmenden Gemeinden.

Um die Nachhaltigkeit der Maßnahmen zu sichern, wurden bisher 26 Fortbildungen für Gemeindeangestellte zum verbesserten Management der Wasserstellen durchgeführt. Bei der Verteilung des Trinkwassers an die zumeist muslimischen Flüchtlingen und die ortsansässigen Christen vermitteln künftig 36 zu diesem Zweck gegründete Brunnenkomitees.

Das Projekt setzt 40 Schulen instand und stattet die Klassenräume mit Schulbänken aus. 5 Ambulanzen und 1 Krankenhaus verbessern die gesundheitliche Versorgung, was sowohl den Flüchtlingen als auch der lokalen Bevölkerung zugutekommt. Für Hilfsarbeiten bei den Baumaßnahmen erhalten Flüchtlinge und Einheimische ein Gehalt als Unterstützung zum Lebensunterhalt.

© GIZ

Im Osten Kameruns fördert das Vorhaben in 9 Aufnahmegemeinden Therapieangebote und Gesprächsgruppen für Menschen mit besonders schweren Gewalterfahrungen. 23 Ansprechpersonen werden in psychosozialer Betreuung geschult, um insbesondere traumatisierte Frauen und Mädchen zu unterstützen.

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