Berufliche Bildung und Beschäftigung für syrische Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Arbeitsmarkt und berufliche Bildung für syrische Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Türkei
Politischer Träger: Vizepräsidialamt
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2019

Ausgangssituation

Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 hat die Türkei mehr als 3,6 Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen (Stand August 2018 laut Flüchtlingshilfswerk UNHCR). Ihre dauerhafte Versorgung und Unterbringung stellt die öffentlichen Institutionen der Türkei vor große Herausforderungen.

Damit Flüchtlinge legal eine Arbeit aufnehmen können, hat die Türkei Anfang 2016 ihre Gesetzgebung geändert: Syrische Flüchtlinge können seither eine Arbeitserlaubnis und Zugang zum Ausbildungssystem erhalten. Sie haben dadurch die Chance, von Hilfsempfängern zu aktiven Mitgliedern der türkischen Wirtschaft zu werden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen oder eine berufliche Qualifikation zu erwerben.

Bisher haben jedoch weder die Arbeitsmarktinstitutionen noch die Berufsschulen an die Bedarfe der Flüchtlinge angepasste Angebote. Vielen Flüchtlingen fehlen notwendige türkische Sprachkenntnisse. Durch den Krieg haben sie ihre Ausbildungen nicht abschließen können und ihre Zeugnisse verloren. Außerdem sind sie mit dem türkischen Arbeitsmarkt und den Beratungsangeboten nicht vertraut.

Ziel

Syrische Flüchtlinge und die türkische Bevölkerung in den aufnehmenden Gemeinden haben besseren Zugang zu beruflicher Bildung und Arbeitsmarktdienstleistungen.

Vorgehensweise

Das Projektziel wird durch Aktivitäten in zwei Handlungsfeldern erreicht:

  • Das Projekt arbeitet mit staatlichen Partnern, wie der türkischen Arbeitsagentur IŞKUR, und ausgewählten nicht-staatlichen Partnern daran, dass die bestehenden Beratungsangebote besser nutzbar für Flüchtlinge sind, beispielsweise indem die Jobmessen inklusiver gestaltet und die Bereitstellung von arabischsprachigen Informationsmaterialen unterstützt wird. In Infoveranstaltungen werden Arbeitsgeber und Jobsuchende über relevante rechtliche Regelungen und kulturelle Unterschiede informiert. Das Projekt fördert Personen, die sich durch Selbstständigkeit oder Unternehmensgründung, einen eigenen Arbeitsplatz schaffen. Die Flüchtlinge sollen so besser in den türkischen Arbeitsmarkt integriert, die Abhängigkeit von Hilfsleistungen verringert und Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden.
  • Das Projekt unterstützt die Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen, die den syrischen Flüchtlingen Zugang zum türkischen Ausbildungssystem ermöglichen. Die Lehrer und das Schulmanagementpersonal werden in Themen wie interkultureller Kommunikation, Konfliktprävention und Berufsberatung weitergebildet. Die 10 Partnerschulen des Projekts erhalten darüber hinaus Ausstattung und Unterstützung bei der Entwicklung von Aktivitäten zur verstärkten Einbeziehung der Familien und der Privatwirtschaft.

Wirkungen

Es wurden 140 Mitarbeiter der türkischen Arbeitsagentur IŞKUR, zu den Themen interkulturelle Kommunikation, Flucht, Migration und Strategie und Management, weitergebildet oder haben an Austauschformaten mit deutschen Institutionen teilgenommen. Die meisten der weitergebildeten Mitarbeiter sind Berufsberater, pro Monat beraten diese Personen mehr als 1.000 Jobsuchende. Die gemeinsam mit der Arbeitsagentur organisierten Karrieretage und Jobmessen wurden bisher von 1.500 türkischen und syrischen Jobsuchenden besucht.

In Kooperation mit der syrisch-türkischen NGO Rizk for Professional Development wurden 470 syrische Jobsuchende in Workshops für den Bewerbungsprozess und Arbeitsalltag in türkischen Firmen fit gemacht. 95 von ihnen, darunter 40 Frauen haben im Anschluss an die Trainings einen Job gefunden.

Bereits jetzt profitieren 3.300 Berufsschüler und Lehrlinge von den besser ausgestatteten Berufsschulen. Die vom Projekt ausgebildeten und zertifizierten Trainer für Planspiele in den Bereichen Unternehmertum und finanzielle Entscheidungsfindung wenden die Methodik regelmäßig an und haben so bereits über 500 Personen erreicht. 170 Berufsschullehrer und Schulmanagementpersonal wurden in den Bereichen interkulturelle Kommunikation, Konfliktprävention und Schulmanagement weitergebildet.