Ziviler Friedensdienst / Sonderinitiative Flucht: Gewaltprävention durch Medien- und Dialogarbeit

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Ziviler Friedensdienst / Sonderinitiative Flucht: Gewaltprävention durch Medien- und Dialogarbeit zum Abbau von Vorurteilen und Stereotypen
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Libanon
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2021

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Ausgangssituation

Seit Beginn der gewaltsamen Auseinandersetzungen in Syrien suchen viele Menschen Schutz im angrenzenden Libanon. Knapp zwei Drittel der Geflüchteten leben in den ärmsten und strukturschwachen Regionen des Landes, der Bekaa-Ebene und dem Nordlibanon. Rund die Hälfte von ihnen ist jünger als 18 Jahre.

Der Libanon hat proportional zur Einwohner*innenzahl weltweit die meisten syrischen Geflüchteten aufgenommen. Rund ein Viertel seiner Bevölkerung sind nach offiziellen Angaben Geflüchtete aus Syrien. Der Libanon hat die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterschrieben und spricht von Vertriebenen. Es gibt keine offiziellen Flüchtlingscamps, die ein Minimum an staatlichem Schutz garantieren könnten. Das Engagement oder wenigstens die Duldung der aufnehmenden Gemeinden und die Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen haben deshalb große Bedeutung. Helfer*innen bewegen sich dabei jedoch, ebenso wie die Geflüchteten selbst, in einem unsicheren rechtlichen Rahmen.

Die anfängliche Hilfsbereitschaft der libanesischen Bevölkerung wich – mit Andauern der Krise – einer zunehmenden Skepsis gegenüber den Geflüchteten. Die Bedenken werden durch Ängste, Stereotypen und Vorurteile verstärkt. Diskriminierung durch die Bevölkerung und staatliche Akteure sowie eine eindimensionale Darstellung der Syrer*innen in libanesischen Medien als Terrorist*innen oder ungebildete Tagelöhner*innen sind weit verbreitet. Punktuell kam es deshalb bereits zu Gewaltausbrüchen. Es besteht die Gefahr zunehmender gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen aufnehmenden Gemeinden und Geflüchteten. Verweigerung der Menschenrechte und Perspektivlosigkeit können sowohl bei den Schutzsuchenden und als auch in den Gastgemeinden zu Radikalisierungen führen.

Ziel

Im Libanon lebende Menschen werden, unabhängig von ihrer Herkunft, respektiert und leben ohne Angst vor Gewaltausbrüchen. Angst, Vorurteile und Diskriminierung gegenüber syrischen Geflüchteten sind abgebaut; Alternativen zur religiösen Radikalisierung werden aufgezeigt.

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Vorgehensweise

Der Zivile Friedensdienst (ZFD) fördert, ergänzend zur humanitären Hilfe, die soziale Integration der syrischen Geflüchteten im Libanon. Um Gewaltbereitschaft langfristig zu mindern, steht der Abbau von Vorurteilen und Stereotypen innerhalb der libanesischen Gesellschaft im Mittelpunkt der Arbeit.

Durch konfliktsensible Medienarbeit, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit wird auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen ein Bewusstseinswandel angeregt. Beispielsweise setzen sich Medienschaffende und Studierende dafür ein, die stereotypen Bilder in den Medienberichten über syrische Geflüchtete zu hinterfragen und darüber in einen Dialog zu treten. Gemeinsam mit Schutzsuchenden erarbeiten sie alternative Erzählformen für deren Anliegen und Geschichten und verbreiten diese.

Der ZFD schafft darüber hinaus Ausdrucksmöglichkeiten und Räume für zu wenig beachtete Gruppen, in denen sich Menschen aus den syrischen Flüchtlingsgemeinden und den aufnehmenden Gemeinden begegnen können. Jugendliche und junge Erwachsene stehen dabei im Zentrum.

Das Projekt ist Teil der BMZ Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“.

Wirkung

Trotz eines zunehmend feindlicheren gesellschaftlichen Klimas gegenüber geflüchteten Menschen setzt sich eine Gruppe von Medienaktivist*innen für eine tatsachenbasierte Berichterstattung zum Thema Migration ein. Eine Online-Medienplattform von und für Geflüchtete berichtet täglich über die Themen, die in den Lagern relevant sind. Über die Ausbildung von Bürgerjournalist*innen erhalten die Geflüchteten selbst eine Stimme. 

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