Biodiversitätserhalt und lokale Entwicklung im mesoamerikanischen Biokorridor

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Biodiversitätserhalt und lokale Entwicklung im mesoamerikanischen Biokorridor
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Länder: Honduras, Nicaragua
Politischer Träger: Generalsekretariat des Systems zur Zentralamerikanischen Integration (SICA); Zentralamerikanische Kommission für Umwelt und Entwicklung (CCAD)
Gesamtlaufzeit: 2013 bis 2018

Borne fontaine: Eine Zapfstellenbetreiberin in der Region Kayes. © GIZ / Simone Schnabel

Ausgangssituation

Die Ökosysteme im Kerngebiet des mesoamerikanischen Biokorridors zwischen Honduras und Nicaragua gehören zu den Gebieten mit der weltweit größten biologischen Vielfalt. Sie erfüllen wichtige ökologische Funktionen und sind grenzübergreifender Lebensraum der indigenen Völker der Garífuna, Pech, Tawahka, Miskitu und Mayangna. Diese Funktionen werden durch fortschreitende Entwaldung immer mehr eingeschränkt. Ursachen dafür sind unkontrollierter Holzeinschlag, Waldbrände und Abholzungen für eine extensive Land- und Viehwirtschaft. Korruption, politische Einflussnahme durch partikulare Holz- und Landwirtschaftsinteressen. Unklare Verhältnisse beim Landeigentum sowie der starke Einfluss der Drogenkriminalität verschärfen die Situation und tragen dazu bei, dass die Waldflächen und damit die Biodiversität weiter zurückgehen. Reduzierung und Degradierung der natürlichen Ressourcen beeinträchtigen die Lebens- und Wirtschaftsgrundlage der ländlichen, vor allem der indigenen Bevölkerung für die Subsistenzwirtschaft, aber auch für eine marktorientierte Produktion.

Ziel

Lokale Akteure im Kerngebiet des mesoamerikanischen Biokorridors haben, mit maßgeblicher Beteiligung von Frauen, das Management ihrer Territorien verbessert.

Vorgehensweise

Der Grundstein für die partizipative Planung und Umsetzung des Vorhabens wurde 2013/14 mit einem ausführlichen Konsultationsprozess in 20 territorialen Versammlungen indigener Gemeinschaften gelegt. Das Projektgebiet umfasst etwa 35.000 Quadratkilometer, die größte zusammenhängende Fläche geschützten tropischen Regenwalds in Zentralamerika.

Das Vorhaben berät in drei Kernprozessen:

  1. Schutz durch Nutzung: Förderung wirtschaftlicher Alternativen in den Schutzgebieten
    Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen werden dabei unterstützt, Projekte zu planen und durchzuführen, um Kenntnisse und Fähigkeiten für umweltfreundliches Wirtschaften zu fördern, zum Beispiel nachhaltige Kakaoproduktion, Gewinnung von Styraxharz und integrierte Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen.

  2. Entwicklung von Ressourcen und Kompetenzen der indigenen Völker und ihrer Organisationen
    Neben der Verbesserung des Projektmanagements sollen indigene Organisationen und ihre Strukturen vor allem gestärkt werden, um die Interessen ihrer Mitglieder effizient wahrnehmen zu können.

  3. Förderung und Schaffung lokaler und binationaler Abstimmungs- und Koordinationsmechanismen
    Das Vorhaben unterstützt nationale und binationale Abstimmungsprozesse zwischen Vertretern öffentlicher Institutionen sowie lokaler und indigener Organisationen für besser koordinierte Aktionen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Waldökosystemen.

Das Vorhaben setzt im Auftrag der Europäischen Union außerdem ein Projekt zur Förderung der Wertschöpfungskette Holz/Möbel in Nicaragua um. Dazu werden Weiterbildungsangebote für Personal und Führungskräfte in Klein- und Mittelbetrieben der Holz- und Möbelindustrie entwickelt sowie Kooperation und Koordination zwischen den Akteuren der Wertschöpfungskette gestärkt.

Wasserturm in Siby, Region Koulikoro. © giz/Simone Schnabel

Wirkungen

In Honduras unterstützt das Projekt den Dialog von Regierungsstellen und indigenen Dachorganisationen. Im März 2016 unterzeichnete die honduranische Forstbehörde (ICF) einen mit Unterstützung des Projekts ausgehandelten Vertrag zum gemeinsamen Management des Biosphärenreservates Río Plátano und der nachhaltigen Nutzung seiner Naturressourcen mit der Miskito-Dachorganisation MASTA, im Mai 2016 einen entsprechenden Vertrag mit dem Volk der Pech.

Im Rahmen einer strategischen Allianz der Dachorganisation MASTA, der ICF, der Kansas University, der Pädagogischen Universität Honduras und des Vorhabens wurden, gemeinsam mit der ansässigen indigenen Bevölkerung, für sechs Gebiete der Miskito Landkarten erstellt. Sie sind die Grundlage für eine angepasste Entwicklungsplanung und Nutzungsordnung in den indigenen Gebieten. Auf diese Weise werden territoriale Governanceprozesse unterstützt, vor allem zur Verwaltung der natürlichen Ressourcen auf den in jüngster Zeit zugunsten der indigenen Gemeinschaften titulierten Landflächen im Biosphärenreservat Río Plátano.

Diese lokalen Prozesse erforderten die Anpassung gesetzlicher Regelungen unter Ausrichtung auf indigene Wertvorstellungen und Rechte. Die honduranischen Forstvorschriften wurden mit Unterstützung des Projekts entsprechend angepasst. Für den Konsultationsprozess mit indigenen Gemeinschaften – gemäß dem von den Vereinten Nationen definierten Prinzip der frühzeitigen und informierten Zustimmung – wurde eine Gesetzesvorlage abgestimmt. Das Gesetz ist auch eine der Voraussetzungen für den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen von Honduras mit der Europäischen Union über Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung und Handel im Forstsektor (FLEGT).

Im Rahmen eines develoPPP-Projekts führten die entwickelten Mindeststandards für nachhaltige, effiziente Nutzung von Styraxharz zunächst zu fairen Produzentenpreisen und zu 43 Prozent höheren Einkommen der Sammler. Das Harz wird derzeit nur in Honduras gewonnen und ist ein traditioneller Rohstoff des Volkes der Pech. Ihr angestammtes Sammelgebiet am Rande des Biosphärenreservats Río Plátano sollte zum Nationalpark erklärt werden. Diese Schutzkategorie hätte die traditionellen Nutzungsrechte der Pech verletzt. Die Ergebnisse eines vom Vorhaben unterstützten Konsultationsprozesses veranlassten das honduranische Parlament die Schutzkategorie zu ändern und das Gebiet Montaña El Carbón zum anthropologischen Waldreservat zu erklären. In dem 34.000 Hektar großen Reservat werden heute, unter dem Ko-Management der nationalen Forstverwaltung und der Pech, sowohl Naturschutz als auch traditionelle indigene Rechte gewahrt. Gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung wurde ein Plan zur nachhaltigen Nutzung von Styrax auf 19.500 Hektar Waldfläche erstellt.

Nicaragua. Sieben Territorialregierungen sind in ihren Fähigkeiten gestärkt Projekte für eine nachhaltige Bewirtschaftung indigener Gemeinden zu entwickeln. Ziele dieser Projekte sind die agroökologische Bewirtschaftung familieneigener Parzellen, die nachhaltige Kakaoproduktion und die sanitäre Grundversorgung des Viehs. Ein wichtiger Aspekt ist die Stärkung der indigenen Basisorganisationen bei der Umsetzung der Projekte. Insgesamt werden damit fast 1.000 indigene Familien der Miskitus und Mayangnas begünstigt.
Die Studie einer lokalen Universität wies eine spürbare Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen der Möbelindustrie nach. Dazu gehören vor allem die Formalisierung der Unternehmen, die Steigerung der Produktivität und ein verbesserter Zugang zu unternehmerischen Dienstleistungen.

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