Gesundheit im Fokus: Verbesserung der Versorgung in Zeiten der Krise

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Binnenvertriebenen, Flüchtlingen und der lokalen Bevölkerung in der Provinz Dohuk im Nord-Irak
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Irak
Politischer Träger: Ministerium für Planung der autonomen kurdischen Regierung
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2021

+++ Im Rahmen der Corona-Pandemie wurde dieses Projekt um Maßnahmen erweitert, die dazu beitragen, der Ausbreitung des Virus entgegenzuwirken und seine Auswirkungen abzuschwächen. +++

Gynäkologin in der Geburtenstation in IDP Camp Kabarto 1, erklärt die Funktion des Inkubators

Ausgangssituation

Seit dem Ausbruch der Syrienkrise und dem Vormarsch des sogenannten „Islamischen Staates“ haben rund eine Millionen Binnenvertriebene und 250.000 Syrer*innen in der nordirakischen autonomen Region Kurdistan Zuflucht gesucht. Die große Zahl an aufgenommenen Binnenvertriebenen und Geflüchteten führte zu einer enormen Überlastung des Gesundheitssystems. Zudem sind viele Menschen durch ihre Fluchterfahrungen traumatisiert. Die kurdischen Behörden können es nicht aus eigener Kraft schaffen, die medizinische und psychosoziale Versorgung der großen Zahl an Betroffenen sicherzustellen.

Ziel

Binnenvertriebene, Geflüchtete und die Bevölkerung in den Aufnahmegemeinden in der Provinz Dohuk werden medizinisch und psychosozial besser versorgt.

Vorgehensweise

Gemeinsam mit den lokalen Behörden arbeitet das Vorhaben daran, die Gesundheitsversorgung für Binnenvertriebene, Geflüchtete und Bewohner*innen in den aufnehmenden Gemeinden zu verbessern. 

Im Vorgängerprojekt wurden im Jahr 2015 bereits sechs Basisgesundheitszentren in verschiedenen Camps errichtet und ausgestattet sowie zwei Krankenhäuser umfangreich renoviert. Aktuell wird das Leistungsangebot durch weitere bauliche Maßnahmen in den Bereichen Geburtshilfe und Notfallmedizin, die Bereitstellung von medizinischer Ausstattung und Trainings für medizinisches und technisches Personal weiter ausgebaut. Vier der Basisgesundheitszentren in den Camps wurden zunächst von Nichtregierungsorganisationen betrieben; inzwischen hat die zuständige Gesundheitsverwaltung deren Leitung übernommen. Zahlreiche Mitarbeiter*innen der Betreiber und des medizinischen Personals rekrutieren sich aus Binnenvertriebenen und Geflüchteten in den Camps. Die Gesundheitszentren bieten sowohl den Bewohner*innen in den Camps als auch der umliegenden Gemeinden unentgeltlich eine medizinische Grundversorgung an. 

Um Notfälle besser und in größerer Zahl behandeln zu können, baut das Vorhaben die Notfallversorgung des Azadi Lehrkrankenhauses in Dohuk aus. So entstehen derzeit zusätzliche Versorgungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Gleichzeitig stellt das Projekt medizinische Geräte zur Verfügung. Dadurch werden Notfallpatient*innen künftig besser versorgt. Ein Schwerpunkt wird in der Behandlung von speziellen Notfällen wie Polytrauma und akuten Herz-Kreislauferkrankungen liegen.

Anhand von Bedarfsanalysen werden Weiterbildungsinhalte für das medizinische und technische Personal definiert und entsprechende Schulungen durchgeführt. Zusätzliche Schwerpunkte sind Fortbildungen im Management von Krankenhäusern sowie die Ausbildung von Fachkräften im psychosozialen Bereich. Hierfür kooperiert das Projekt mit Kliniken aus Europa und der Region, die über die nötigen Fachkompetenzen verfügen.

Um die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Nordirak unter Kontrolle halten zu können werden Fortbildungen kurzfristig zum Thema Prävention und Versorgung von Covid19-Patientinnen und Patienten erweitert. Zusammen mit der italienischen Nichtregierungsorganisation AISPO und dem Direktorat für Gesundheit wurden bis Ende April mehr als 1.700 Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und weiteres Krankenhauspersonal im Gouvernement Duhok/Nordirak umfassend im professionellen Umgang mit der SARS-CoV-2 Infektion geschult.

Dr. Amira Haussain mißt ihrer Parientin den Blutdruck im Kabarto Camp. Fotos: Fabian Schwan-Brandt

Wirkungen

  • Die medizinische Grundversorgung von etwa 50.000 Binnenvertriebenen wurde temporär gesichert. Dazu wurden drei Basisgesundheitseinrichtungen in verschiedenen Camps finanziell unterstützt. Die Leitung haben die Partnerorganisationen MEDAIR und International Medical Corps (IMC) übernommen. 
  • Weitere 10.000 Binnenvertriebene und Flüchtlinge wurden vorübergehend medizinisch grundversorgt. Das Projekt beauftragte dazu die kurdische Nichtregierungsorganisation Heevie mit dem Betrieb einer weiteren Basisgesundheitsstation im Januar 2017. 
  • Im Kabarto Camp ist eine Geburtsstation entstanden. Sie hat im Sommer 2016 ihren Betrieb aufgenommen. 
  • Das Vorhaben hat die Gesundheitsverwaltung mehrere Jahre unterstützt. So konnte die medizinische Betreuung der Camps bis in das Frühjahr 2019 fortgesetzt werden. Seit der Wiederaufnahme der finanziellen Unterstützung durch die Zentralregierung in Bagdad übernimmt diese die Finanzierung der Gesundheitszentren. 
  • Zahlreiche Fachkräfte der Gesundheitsbehörde sowie Mitarbeiter*innen der Krankenhausverwaltung wurden über einen Zeitraum von vier Monaten im Gesundheitsmanagement fortgebildet. 
  • Zusätzlich wurden Trainings zur Verbesserung des Gesundheitssystems in weiteren Bereichen durchgeführt. Dazu zählen zum Beispiel die Gesundheitsfinanzierung oder das Wartungsmanagement.

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