Aufbau einer inklusiven, auf Soziobiodiversitätsprodukten basierenden Green Economy in Amazonien

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Inklusive, auf Soziobiodiversitätsprodukten basierende Green Economy in Amazonien
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ)
Land: Brasilien
Politischer Träger: Brasilianisches Umweltministerium (MMA)
Gesamtlaufzeit: 2015 bis 2017

Aufgeschnittene Kapselfrucht (Paranuss)

Ausgangssituation

Der Amazonas hat weltweit einen hohen Stellenwert in Bezug auf Biodiversität; er steht im Mittelpunkt zahlreicher internationaler Bemühungen zur Verringerung des Klimawandels. Um die fortschreitende Zerstörung der Regenwälder zu stoppen, hat die brasilianische Regierung 2004 den Nationalen Plan zur Prävention und Kontrolle der Entwaldung verabschiedet. Eine der drei Hauptkomponenten befasst sich mit der nachhaltigen Nutzung von Soziobiodiversitätsprodukten.

Bislang sind die Erfolge der brasilianischen Regierung bei der Entwaldungsprävention vor allem den Mechanismen zur Überwachung und Kontrolle der illegalen Abholzung zuzurechnen. Um nachhaltige Nutzungsstrategien zu fördern und der lokalen Bevölkerung nachhaltige wirtschaftliche Alternativen zu bieten, hat die Regierung 2009 ihren Nationalen Plan für die Förderung von Soziobiodiversitätsprodukten lanciert. Der Plan umfasst Marketingmaßnahmen für Kooperativen, Vereinigungen, indigene Bevölkerungsgruppen, Gemeinschaften und Bauernfamilien, die sich nachhaltig in die lokalen, nationalen und sogar internationalen Märkte integrieren wollen.

Durch das Secretaria Especial de Agricultura Familiar e do Desenvolvimento Agrário (SEAD) im Casa Civil do Brasil bietet die brasilianische Regierung ein breites Portfolio an Dienstleistungen und Maßnahmen an, die landwirtschaftliche Familienbetriebe bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützen. In vielen Regionen des Amazonas erreichen die Maßnahmen ihre Zielgruppen jedoch noch nicht. Hauptgründe sind fehlende Informationen sowie organisatorische und logistische Herausforderungen.

Den Erzeugern in Amazonien fehlt bislang der nötige Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und Ausbildungsangeboten – was ihnen den Vertrieb ihrer Produkte auf öffentlichen oder privaten Märkten erschwert. Im Rahmen des Vorhabens soll es deshalb landwirtschaftlichen Familienbetrieben und ihren Erzeugerorganisationen in Amazonien erleichtert werden, Informationen über Angebote und Maßnahmen der Regierung zu erhalten. Außerdem soll das Vorhaben dabei helfen, die Umsetzung der Maßnahmen mit den tatsächlichen Marktgegebenheiten vor Ort abzustimmen. Darüber hinaus arbeitet das Projekt daran, dass innovative Geschäftsmodelle, beispielsweise Partnerschaften mit privaten Unternehmen, erfolgreiche Kooperationen beim Produktmarketing sowie Verteilungs- und Marketinginitiativen, ermittelt, bekannt gemacht und breiter genutzt werden. Das Projekt bietet den Zielgruppen außerdem Fortbildungen an, in denen Kenntnisse über die Struktur und Entwicklung dynamischer, diversifizierter Märkte vermittelt werden.

Ziel

Ziel des Projekts ist die Stärkung, Anpassung und Erstellung von Modellen und Instrumenten für marktorientiertes Management und Förderung nachhaltiger Soziobiodiversitätsprodukte in der Amazonasregion.

© GIZ

Vorgehensweise

Die Einkommen einzelner Bürger, traditioneller Gemeinschaften und landwirtschaftlicher Familienbetriebe in vier brasilianischen Bundesstaaten, Acre, Amapá, Amazonas und Pará, soll gesteigert werden: durch die Integration von Soziobiodiversitätsprodukten aus der Amazonasregion in dynamische und diversifizierte Märkte. Dadurch wird die Inwertsetzung des Regenwalds für traditionelle Bevölkerungsgruppen und Gemeinschaften unterstützt; gleichzeitig wird deren Interesse an der Bewahrung von Waldressourcen gefördert.

Das Projekt leistet technische und maßnahmenorientierte Beratungsdienste und unterstützt den Dialog zwischen öffentlichem und privatem Sektor, um bestehende Instrumente der Marketingpolitik an die Verhältnisse am Amazonas anzupassen. Damit sollen Qualität und Wirksamkeit der öffentlichen Dienste für organisierte und kooperative Erzeugergemeinschaften, etwa Beratungs- und technische Unterstützungsdienste, erhöht werden.

Das Projekt fördert eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstitutionen und dem privaten Sektor. Ziel ist ein besserer Marktzugang für Produkte aus der Amazonasregion sowie die Förderung technischer und logistischer Innovationen, die die Entwicklung von Soziobiodiversitätsprodukten unterstützen. Beispielsweise werden lokale Ideenwettbewerbe genutzt, um die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle in der Amazonasregion voranzutreiben.

Die Bevölkerung, die im Amazonasgebiet arbeitet und Landwirtschaft betriebt, erwirtschaftet derzeit durch die von ihnen vermarkteten Soziobiodiversitätsprodukte erhebliche zusätzliche Einkommen. Ein gutes Beispiel dafür sind Ölsaaten: 2011 wurden über 100.000 Tonnen Öl erzeugt und für mehr als 2,7 Milliarden Reais verkauft. Im selben Zeitraum erzielten im Rohstoffsektor tätige Familien Einnahmen von 525 Millionen Reais aus nachhaltiger Bewirtschaftung von Acai-Beeren und Paranüssen.

Brasilien hat mehrere Maßnahmen eingeführt, die auf die Verteilung von Finanzmitteln und Instrumenten abzielen, um die nachhaltige Vermarktung von in Familienbetrieben hergestellten Soziobiodiversitätsprodukten zu fördern. Mithilfe der GIZ wurden so in den letzten Jahren Strategien für eine inklusive Green Economy in Maßnahmen auf Staats- und Bundesebene integriert. Beispielsweise wurden lokale Lebensmittel und nachhaltige Produktion in das Nationale Ernährungsprogramm für Schulen aufgenommen, was zu erhöhter Nachfrage nach Soziobiodiversitätsprodukten führte.

Zusätzlich wurden in letzter Zeit mehrere Initiativen getestet, die nachhaltige Erzeugung und Marketing von Produkten unterstützen, die am Amazonas gewonnen oder angebaut werden können, ohne den Wald zu zerstören. Beispiele für solche Initiativen sind Partnerschaften mit der Privatwirtschaft – ein Ansatz, der vom aktuellen Projekt nicht nur fortgesetzt, sondern noch vertieft wird.

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