Tropenwälder schützen durch grüne Märkte und nachhaltigen Konsum

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Grüne Märkte und Nachhaltiger Konsum
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Brasilien
Politischer Träger: Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Versorgung (MAPA)
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2020

Ausgangssituation

Der Regenwald in der Amazonasregion Brasiliens schwindet. Die voranschreitende Entwaldung setzt Treibhausgase frei, reduziert die Artenvielfalt und zerstört die Siedlungsgebiete traditioneller Bevölkerungsgruppen. Brasilien hat sich daher, als Beitrag zum Pariser Klimaabkommen, das Ziel gesetzt, die illegale Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Um den Wald zu schützen, sollen nachhaltige Produktionssysteme gefördert werden. Diese basieren beispielsweise darauf, Nüsse oder Früchte im Naturwald zu sammeln, ohne diesen zu zerstören. Ökologische Anbaumethoden in der Landwirtschaft eröffnen den Kleinbäuerinnen und -bauern gleichzeitig eine wirtschaftliche Perspektive. Die zentrale Herausforderung vieler Landwirtschaftskooperativen ist der Marktzugang für ihre Produkte. 

Ziel

Kleinbäuerinnen und -bauern und traditionelle Bevölkerungsgruppen haben einen besseren Marktzugang für nachhaltig hergestellte Produkte aus der Amazonasregion. Sie erhalten und nutzen den Wald, statt ihn zu roden und in Acker- und Weideland umzuwandeln.

Kakaopflanze in einem Agroforstsystem_Foto_Frank_Kraemer_GIZ

Vorgehensweise

Das Vorhaben verbessert die staatliche Förderpolitik für die Vermarktung von nachhaltigen Amazonasprodukten. Dazu hat es fünf Vermarktungskammern in vier Bundesstaaten eingerichtet. Die Beteiligten erarbeiten darin gemeinsam Lösungen, um nachhaltige Wertschöpfungsketten zu fördern. 

Ein wichtiges Element ist, die Förderung von Managementkompetenzen bei Kooperativen. Der Beratungsbedarf reicht von den Grundlagen der Buchhaltung über Geschäftsmodell- und Organisationsentwicklung bis hin zu Nachhaltigkeitssiegeln. Das Vorhaben schult Mitarbeitende ländlicher Beratungsdienste darin, Inhalte zu vermitteln und innovative Beratungsmethoden für ihre Arbeit mit den Kooperativen anzuwenden. 

Zugleich fördert das Vorhaben nachhaltigen Konsum mit Kampagnen, die zum bewussten Konsum motivieren und über Produktionsumstände in der Amazonasregion informieren. Es eröffnet zudem neue Vermarktungskanäle für umweltfreundliche Produkte aus der Amazonasregion. 

Die Privatwirtschaft ist beim Aufbau nachhaltiger Wertschöpfungsketten ein wichtiger Partner: Das Vorhaben fördert öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP), um private Investitionen in nachhaltige Produktionssysteme zu lenken. Dabei wird auch mit sogenannten Impact-Investoren zusammengearbeitet, die auf eine positive soziale und ökologische Wirkung ihrer Investition in der Amazonasregion zielen. 

Für die Umsetzung des Projektes wird die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH von dem Konsortium Eco Consulting/IPAM unterstützt. 

Wirkungen

 

  • Das Vorhaben hat die Sichtbarkeit von Angebot und Nachfrage nachhaltiger Amazonasprodukte erhöht. Dafür wurden die Produkte von 341 Kooperativen und Kleinbauernvereinigungen erhoben und 170 Firmen erfasst. 
  • Fünf bundestaatliche Vermarktungskammern mit über 120 Mitgliedern wurden etabliert. Sie arbeiten in Manaus, Rio Branco, Belém, Macapá und Santarém und ermöglichten zusätzliche Verkaufserlöse über 13 Millionen Euro durch öffentliche Lebensmittelbeschaffungen. Auch indigene Gemeinschaften profitierten von zusätzlichen Einkommen, indem sie ihre Produkte erstmals für die Schulspeisung in indigenen Schulen liefern konnten – dieser neue Ansatz soll nun in ganz Brasilien eingeführt werden.
  • Eine populäre Köchin hat zusammen mit Schulköchinnen  aus der Amazonasregion Rezepte entwickelt, die nachhaltig produzierte und regionale Zutaten verwenden. Das daraus entstandene Kochbuch wird für die Schulspeisung in den Bundesstaaten der Amazonasregion eingesetzt. 
  • 121 Mitarbeitende von ländlichen Beratungsdiensten erhielten Schulungen, um das Management von Kooperativen zu verbessern. Sie berieten 69 Kooperativen in 46 Städten, in denen 5.000 kleinbäuerliche Familienbetriebe organisiert sind. Um die Gleichstellung der Geschlechter zu verbessern, wurden neue Planungsinstrumente in Pilotprojekten angewendet.
  • 225 öffentliche Angestellte, die für die Beschaffung von Lebensmitteln verantwortlich sind, wurden darin geschult, nachhaltige Produkte von kleinbäuerlichen Kooperativen stärker zu berücksichtigen. Somit wurden in 20 Ausschreibungen Einkäufe von Kleinbäuerinnen und -bauern im Wert von 5,5 Millionen Euro ermöglicht.
  • Vorbereitende Schulungen für Kooperativen haben deren Teilnahme an der Biofach-Messe 2018 und 2020 effektiver gestaltet.
  • Der Marktzugang hat sich verbessert: Erstens durch die Stärkung von Wochenmärkten mit Bioprodukten, wodurch 18 Kooperativen mit 400 Familien ihren Umsatz um 80 Prozent steigern konnten. Zweitens durch die Vermarktung von nachhaltigem Fisch aus Wildfang in hochpreisigen Kundensegmenten. Dies führte zu einer Verdreifachung des erzielten Preises, wovon 4.000 Fischerfamilien im Bundesstaat Amazonas profitierten. Drittens wurden Rückverfolgbarkeit und Transparenz für nachhaltige Produkte verbessert. Dadurch können Konsumenten und weiterverarbeitende Industrien die nachhaltige Herkunft der Produkte nachvollziehen. 
  • Der Dialog mit öffentlichen, privatwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Beteiligten der Paranuss- und Açaí-Wertschöpfungsketten wurde etabliert, um technische und politische Rahmenbedingungen für die Produkte zu verbessern und Nachhaltigkeit zu fördern.
  • Das Vorhaben hat drei Partnerschaften mit der Privatwirtschaft ins Leben gerufen, die Investitionen von 4,5 Millionen Euro in die nachhaltige Produktion von Kakao und Açaí-Beeren auslösten. Über 1.000 Familien profitieren von den Maßnahmen. Die Unterstützung eines Start-Up-Programms hat zusätzlich 1 Millionen Euro in nachhaltige Investitionen gesichert. 
  • Gute Praktiken wurden systematisiert und in der Projektregion wiederholt. Umfassende Dokumentationen dieser Beispiele mit Handlungsanweisungen sind auf der Homepage des Landwirtschaftsministeriums zugänglich. 
  • Der Umsatz von Kooperativen in der Amazonasregion mit nachhaltigen Produkten ist von 2017 bis 2019 inflationsbereinigt um 25 Prozent gestiegen.

  

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