Soziale Entwicklung: Frauen fördern Frieden

Ein Informationsnetzwerk unterstützt Aktivistinnen für mehr Teilhabe bei Friedensprozessen.

© UN Women
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Frauen fördern Frieden

Besonders im Nahen Osten und Nordafrika sind Frauen selten an Friedensverhandlungen beteiligt. Dabei ist ihre Stimme entscheidend, um Konflikte dauerhaft zu lösen. UN Women fördert die politische Teilhabe und Vernetzung von Friedensaktivistinnen in der Region. Eine neue mobile Datenbank trägt jetzt auch dazu bei. 

Ein Smartphone-Display leuchtet auf. Eine Friedensaktivistin scrollt sich durch eine Liste von Friedensvereinbarungen aus allen Teilen der Welt – von Irland über Südafrika bis Kolumbien. Unter ihrem Daumen befindet sich eine wahre „Datenbank des Friedens“: Die mobile Anwendung „PeaceFem App“. Sie macht wertvolles Wissen zahlreicher Verhandlungen für Aktivist*innen auf der ganzen Welt zugänglich. Der Fokus liegt auf Frauen, die sich für Frieden engagieren und bislang zu wenig gehört werden. 

Weltweit gibt es fast 3,9 Milliarden Frauen. Das entspricht etwa der Hälfte der Weltbevölkerung. In vielen Teilen der Erde finden sie zu wenig Gehör – so auch im Nahen Osten und Nordafrika. Die Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen (United Nations Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women, UN Women) verfolgt daher das Ziel, die politische Teilhabe zu fördern und Frauen in dieser Region stärker an Friedensprozessen zu beteiligen. Ein gemeinsames Vorhaben mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat dafür ein effektives und schnell zugängliches Informationsangebot für Friedensaktivistinnen mit Fokus auf den Ländern Irak, Jemen, Libyen und Syrien entwickelt. 

Digitalisierung macht Wissen überall verfügbar

Teil dieses Angebots ist die „PeaceFem App“. Aneesa Walji ist Programm-Managerin für inklusive Friedensprozesse bei UN Women und begrüßt, die Verhandlungsführung mit digitalen Lösungen neu zu denken: „Da Nutzer*innen nun im Handumdrehen mit ihrem Telefon auf Vergleichsdaten zugreifen können, verändert die App grundlegend, wie Verhandlungen geführt werden.“ Aktivistinnen und zivilgesellschaftliche Organisationen vor Ort profitieren davon unmittelbar: „Wir sind durch die App in der Lage, wichtiges Wissen miteinander zu teilen. All diese Ressourcen und Informationen an einem Ort zu haben, war äußerst hilfreich“, sagt eine Friedensaktivistin aus dem Nahen Osten.

Damit Aktivistinnen jederzeit und von überall aus auf das erarbeitete Wissen zugreifen können, hat das Programm mit der sogenannten „Peace Agreement Database“ ein eigenes Onlineportal entwickelt, das Strategiedokumente, Studien und Schulungsmaterialien enthält. Sie verbindet landesspezifische Informationen über Friedensprozesse, Gesetzestexte und Verträge. Auch die mobile Anwendung „PeaceFem App“ ist an die Datenbank angeschlossen. Friedensakteur*innen und Verhandlungsteams erhalten damit wichtige Werkzeuge für ihre tägliche Arbeit. Gerade aufgrund der coronabedingten Kontaktbeschränkungen erweisen sich die digitalen Lern- und Austauschformate als nützlich. 

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Frieden entsteht durch gemeinsames Handeln

Um tatsächlich und effektiv Bestand zu haben, brauchen die Friedensprozesse jedoch eine breite gesellschaftliche Unterstützung. Zu diesem Zweck finden regionale Konferenzen statt, bei denen sich Friedensakteur*innen vernetzen und gegenseitiges Vertrauen aufbauen können. Auch Fortbildungen gehören zum Programm. Eine dieser regionalen Konferenzen in Beirut im September 2019 stieß auf besonders großen Anklang. Das Wissen aus dem Workshop sei nützlich, um zu erfahren, was in anderen Ländern vor sich gehe, sagte eine Teilnehmerin. 

Die Förderung der Beteiligung von Frauen steht schon lange auf der internationalen politischen Agenda. Mit der Resolution 1325 forderte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im Jahr 2000 eine stärkere Partizipation von Frauen an politischen Prozessen. In den vier Projektländern, die sich alle im Kriegszustand befinden, änderte der Beschluss jedoch bisher wenig an der gesellschaftlichen Realität. Das Vorhaben unternimmt nun gemeinsam mit den Friedensaktivistinnen wichtige Schritte, um einen langfristigen Wandel hin zu Stabilität und Gleichberechtigung auf den Weg zu bringen. Auch die „PeaceFem App“ wird ihren Beitrag dazu leisten – und zwar einfach und standortunabhängig per Smartphone. 


Stand: Dezember 2020 

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