Arbeiten in fragilen Kontexten

Wo der Staat nicht funktioniert, wo Krisen und Konflikte herrschen, ist bei Entwicklungsansätzen besondere Sensibilität erforderlich.
Ungefähr zwei Drittel aller Einsatzländer der GIZ sind von erhöhter Fragilität betroffen. Diese Staaten weisen Defizite bei der demokratischen und rechtlichen Kontrolle ihres Gewaltmonopols, der Einhaltung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit auf. Mitunter kommen sie ihren Verpflichtungen gegenüber den Bürgern und Bürgerinnen nicht nach und die Versorgung mit öffentlichen Gütern und Dienstleistungen ist ungenügend. Diese Schwächen und gewaltsam ausgetragene Konflikte schränken die Entwicklungsmöglichkeiten der betroffenen Länder erheblich ein. Sie können nicht zuletzt auch ein regionales und globales Sicherheitsrisiko darstellen.
Entwicklungsansätze in fragilen Regionen erfordern eine besonders sensible Umsetzung. Detaillierte Kenntnisse der lokalen Verhältnisse, der handelnden Personen und Institutionen sowie der Dynamiken von offenen und latenten Konflikten sind unverzichtbar und müssen berücksichtigt werden. Ebenso ist ein umfassendes Verständnis möglicher Risiken für das eingesetzte Personal, für die Reputation der GIZ, für den Erhalt von Sachgütern und den Erfolg des Programms sowie die nachhaltige Verankerung seiner Wirkungen erforderlich.
Um sich das notwendige Wissen und Verständnis systematisch zu erarbeiten, nutzt die GIZ den methodischen Rahmen des „Integrated Peace and Conflict Assessment“ (iPCA). Dabei werden Ursachen und Folgen von Konflikten systematisch analysiert. Besonders große Aufmerksamkeit gilt bei der Arbeit in fragilen Situationen den möglichen unerwünschten Nebenwirkungen. Um sie zu vermeiden, folgt die GIZ dem Prinzip des „Do no harm“ und nutzt konfliktsensible Methoden und Ansätze wie auch ein kontextsensibles Wirkungsmonitoring. Das „Safeguards + Gender“ Managementsystem sorgt dafür, vor und während der Umsetzung von Vorhaben Risiken und unerwünschte Wirkungen rechtzeitig zu erkennen und in der Planung zu berücksichtigen. Die Methode hilft auch dabei, Potenziale für eine friedliche Entwicklung mit gerechten Chancen für alle im Blick zu behalten.
In Regionen mit besonders hohen Sicherheitsrisiken kann die GIZ nicht direkt vor Ort präsent sein. In solchen Fällen nutzt sie die sogenannte Fernsteuerung: Mit Hilfe lokaler Partner und des Monitorings über Dritte können Vorhaben, insbesondere der Übergangshilfe, dennoch umgesetzt werden.