Grüne Innovationszentren – Intelligente Bewässerungssysteme für höhere Erträge und Umweltschutz in Tunesien

Tunesien leidet unter einer stetig zunehmenden Wasserknappheit. Für die Landwirt*innen im Hochland bedeutet das vor allem im Fall von bewässerten Sommerkulturen wie Kartoffeln, Chilis und Tomaten eine ernstzunehmende Bedrohung ihrer Ernten. Im Jahr 2016 führte das ansässige Grüne Innovationszentrum dort in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern erfolgreich eine zusätzliche Kartoffelernte ein, die sich als sehr rentabel für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der Region erwies. Die Landwirt*innen neigen jedoch aufgrund mangelnder Expertise dazu, ihre Felder zu überbewässern, was zu einer weiteren Verknappung der lebenswichtigen Ressource führt.

2019 startete das Grüne Innovationszentrum daher in Kooperation dem Agrarforschungsinstitut INAT mit einem ersten Pilotprojekt zur intelligenten Bewässerung. Boden-, Klima- und Kulturdaten werden erfasst und an eine Cloud geschickt. Mit Hilfe einer Software wird der exakte Wasserbedarf und Bewässerungszeitpunkt der Pflanzen berechnet. Landwirt*innen können in einer App auf die Daten zugreifen und sich die Bewässerungsempfehlungen anzeigen lassen. Das knappe Wasser kann so zielgerichtet und sparsam eingesetzt werden, während zudem die Entwicklung und das Gedeihen der Nutzpflanzen optimiert werden.  

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„Am Anfang war ich nicht wirklich von der neuen Technik überzeugt“, erzählt der Landwirt Houssem aus Sra Ouertane von seinen Erfahrungen mit der neuen Technologie. Houssem ist Teilnehmer am Pilotprojekt. „Ich bin seit Jahren Landwirt, was sollen mir da ein paar Stäbe im Boden und eine App helfen können? Doch die Ergebnisse überraschten mich sehr! Ich habe Wasser gespart und zeitgleich mehr und qualitativ hochwertigere Kartoffeln erzeugt. Das System konnte ich ebenso einfach für meinen Chilianbau nutzen. Ich habe es meinen Nachbarn erzählt und die wollen jetzt auch beim Projekt mitmachen!“ Schon nach der ersten Saison erzielten die Projektteilnehmer*innen Wassereinsparungen von bis zu 46% bei einer gleichzeitigen Ertragssteigerung von 15%. Die Wassereffizienz der Betriebe stieg dabei auf 40%, während Betriebsmittel wie Pestizide und Düngemittel deutlich weniger eingesetzt wurden. Die Produzent*innen konnten so nicht nur ihr Land und die Ressourcen der Region schützen, sondern gleichzeitig eine Steigerung ihres individuellen Nettoeinkommens erreichen.  

Die Grünen Innovationszentren, zu denen das Zentrum in Tunesien gehört, wurden im Rahmen der Sonderinitiative "EINEWELT ohne Hunger" (SEWOH) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in 16 Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ins Leben gerufen. Das Programm soll durch Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft die regionale Versorgung mit Nahrungsmitteln verbessern, das Einkommen von kleinbäuerlichen Betrieben, steigern und insbesondere im Bereich der Lebensmittelverarbeitung Arbeitsplätze schaffen. Nach der erfolgreichen Pilotphase im Verlauf des Jahres 2020 die Entwicklung einer kostenfreien App geplant, die Landwirt*innen bei der Erstellung von Bewässerungsplänen assistiert und Empfehlungen zur Bewässerung für sieben Tage im Voraus liefert. Die intelligenten Bewässerungssysteme sollen außerdem auf weiteren Pilotparzellen in anderen Regionen eingesetzt werden. Langfristig ist das System in unterschiedlichsten Ländern und Klimazonen einsetzbar und kann deshalb überall auf der Welt dabei helfen, kostbare Wasserressourcen zu schonen. 

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Sektor: Landwirtschaft
Region: Tunesien, Afrika
Technologie: Intelligentes Bewässerungsmanagement-Tool für Wassereinsparung bei rentabler Produktion
Projektstatus: Pilotierung, Ausweitung geplant