Eine Gruppe von Frauen mit Kopftüchern. Eine Frau arbeitet einer vom Frauenzentrum bereitgestellten Nähmaschine.

Soziale Entwicklung: Gesicherte Zukunft

Krankenversicherung und Unfallschutz: Millionen Menschen in Bangladesch und Indien profitieren.

© GIZ
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Weniger als die Hälfte der Menschen in Asien sind sozialversichert. Unfälle und Krankheiten lassen Betroffene schnell verarmen und gesellschaftlich abrutschen, oft bis unter die Armutsgrenze. Bessere und schnelle soziale Unterstützung bietet den Menschen nun mehr Sicherheit.

Dilruba Begum arbeitete als Näherin in einer großen Textilfabrik in Bangladesch, bis zu ihrem Unfall mit einer Nadel, bei dem sie ihr rechtes Auge verlor. Während ihrer Genesung bekam sie keine finanzielle Unterstützung, nur die Krankenhauskosten direkt nach dem Unfall wurden von ihrem Arbeitgeber übernommen. Den Großteil der anfallenden Kosten trug sie selbst. „Es war eine schwierige Zeit für mich“, erinnert sie sich.

Damit sich Fälle wie der von Dilruba Begum nicht wiederholen, hat die Regierung von Bangladesch nun ein Pilotprojekt gestartet. Mit diesem sind alle Beschäftigten im Textil- und Bekleidungssektor finanziell gegen Arbeitsunfälle abgesichert. Es handelt sich um die erste staatliche Unfallversicherung im Land. Für die Entwicklung der notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen berät die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH die Regierung von Bangladesch. Darüber hinaus unterstützt die GIZ mit Schulungen den Aufbau effektiver Verwaltungsstrukturen mit dem Ziel, Versicherungsfälle gut zu erfassen und Betroffene zeitnah mit Auszahlungen zu unterstützen. Der Auftrag dafür kommt vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ). Das Projekt arbeitet zudem eng mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der niederländischen Botschaft in Bangladesch zusammen.

Mehrere Frauen arbeiten in einer Textilfabrik.

Unfallversicherung schützt Frauen im Textilsektor

Vier Millionen Beschäftigte profitieren bereits von der Unfallversicherung wie auch Dilruba Begum. Sie arbeitet nun als Hilfskraft in einer Textilfabrik. Sie sagt: „Ich freue mich sehr. Falls heute einer meiner Kolleginnen oder mir selbst ein Unfall in der Fabrik passieren sollte, erhalten wir eine monatliche Entschädigung. Es ist eine große Erleichterung, dass meine Kolleginnen und ich diesen Schutz nun haben.“

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So wie in Bangladesch unterstützt die GIZ im Auftrag des BMZ weltweit Länder dabei, wirkungsvolle und gerechte Versicherungssysteme aufzubauen. Sie sind ein wirksames Instrument zur Armutsbekämpfung, da sie Arbeitnehmer*innen bei einem Unfall vor Verarmung und Jobverlust schützen. Und das ab sofort, schon mit dem Tag ihrer Einführung. Das ist wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, da es soziale Ungleichheit nachhaltig reduziert.

Indien: Kostenlose Behandlung für Millionen von Menschen

Auch in Indien bietet eine staatliche Versicherung umfassenden Gesundheitsschutz: Mehr als 500 Millionen Menschen haben Anspruch auf eine kostenlose Behandlung in registrierten Krankenhäusern. Bereits 2018 hat die indische Regierung die weltweit größte staatlich finanzierte Krankenversicherung eingeführt, die mittlerweile als Paradebeispiel für andere Länder gilt. Sie ermöglicht armen Familien Krankenhausbehandlungen ohne Beitragszahlung. Allein von April 2020 bis Januar 2022 wurden 18 Millionen Behandlungen in den rund 28.000 Vertragskrankenhäusern von der Versicherung übernommen. Besonders Beschäftigte aus dem informellen Sektor, die bisher keine oder nur unzureichende soziale Absicherung hatten, können sich nun behandeln lassen.

Zwei Frauen sitzen auf einer Couch.

Die GIZ unterstützt die indische Regierung im Auftrag des BMZ bei diesem Vorhaben von Beginn an. Seit mehr als zehn Jahren berät sie nunmehr bei der Planung und Umsetzung und unterstützt dabei, dezentrale Strukturen aufzubauen und die nötigen Fachkräfte auszubilden. Eine, die davon profitiert hat, ist Atiya Khatoon. Erst im Krankenhaus erfuhr sie von ihrem Gesundheitsschutz. Die 29-jährige Studentin benötigte eine Gallenstein-Operation, die sie trotz wiederkehrender Beschwerden nicht durchführen lassen wollte. „Mehr als vor der Operation selbst hatte ich Angst vor den Kosten“, erzählt Atiya, die aus einer kleinbäuerlichen Familie stammt. Für die Operation hätte sich ihre Familie verschulden müssen. Da sie Anspruch auf den Versicherungsschutz hatte, registrierte sie sich und wurde anschließend ohne eigene Zuzahlung operiert.

Besonders für Frauen macht die Krankenversicherung in Indien Gesundheitsleistungen nun leichter zugänglich. Anfangs war die Anzahl der Versicherten pro Haushalt begrenzt, was dazu führte, dass die Behandlung von Frauen und Mädchen in großen Familien vernachlässigt wurde. Nun kann jedes Familienmitglied sich selbst für den Gesundheitsschutz registrieren und Frauen und Mädchen unabhängig entscheiden, ob und wann sie sich behandeln lassen. Der Anteil der Frauen, die Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nahmen, stieg so von 37 Prozent in 2019 auf 44 Prozent in 2021. Gesund und genesen kann sich Atiya nun voll auf ihr Studium konzentrieren und wieder durchstarten: „Ich höre jetzt mehr auf meinen Körper. Und ich ermutige auch andere, nicht nachlässig mit ihrer Gesundheit zu sein.“

Stand: August 2022

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