Zwei Frauen sitzen sich an einem Schreibtisch gegenüber: Die Protagonistin Rita Mulenga bekommt eine kostenlose Rechtsberatung.
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22.08.2023

Gleiches Recht für alle – kostenlose Rechtshilfe in Sambia

So genannte Paralegals bieten in Sambia kostenlosen Rechtsbeistand. Das nützt insbesondere benachteiligten Bevölkerungsgruppen.

Kostenloser Rechtsbeistand durch sogenannte Rechtshelfer*innen - für viele von Armut betroffene Menschen in Sambia ist dieses Angebot Gold wert, insbesondere für Frauen, Kinder und Jugendliche. Viele wissen nicht, welche Rechte sie haben oder haben nicht das nötige Geld, um einen professionellen Rechtsbeistand zu engagieren. Denn hochwertige juristische Unterstützung ist in Sambia rar und deshalb sehr teuer: Auf eine Bevölkerung von über 18 Millionen Menschen kommen nur rund 2.050 registrierte Anwälte.

Die Köchin Rita Mulenga konnte wegen einer Verletzung eine Woche lang nicht arbeiten. Ihr ehemaliger Arbeitgeber weigerte sich, ihr den vollen Lohn zu zahlen. „Ich wollte nicht zur Polizei gehen, weil ich weiß, wie ähnliche Fälle gehandhabt wurden. Manchmal muss das Opfer am Ende zahlen“, erklärt Mulenga ihre damalige Situation.

Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und kofinanziert von der Europäischen Union fördert die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ein gerechteres Justizsystem in Sambia und konnte eine wichtige politische Änderung erreichen: Die GIZ unterstützte das sambische Justizministerium dabei, eine Rechtshilfepolitik zu verabschieden. Die Paralegals, wie die Rechtshelfer*innen in Sambia genannt werden, haben eine Grundausbildung in Recht und Menschenrechten. Sie sind nun offiziell anerkannt, ihre Ausbildung ist formalisiert. Paralegals arbeiten dort, wo Menschen mit dem Justizsystem in Kontakt kommen: in Gerichten, bei Polizeidienststellen oder in Gefängnissen.

Portrait-Bild von Rita Mulenga.

Rechtshilfe für über 100.000 Sambier*innen

Seit 2017 haben 104.000 Sambier*innen so kostenlosen Rechtsbeistand erhalten. Die Rechtshelferin Salome Kasonda ist eine von 317 Paralegals, die die GIZ geschult hat. „Ich habe in meiner früheren Arbeit als Journalistin oft gesehen, wie Menschen ihre Prozesse verloren haben und in überfüllten Haftanstalten wegen Bagatelldelikten zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Ich beschloss, Rechtshelferin zu werden, um meinen Teil dazu beizutragen, dass schutzbedürftige Menschen Zugang zur Justiz haben“, sagt sie.

In den letzten fünf Jahren haben sich die Anfragen bei den Beratungsstellen fast verdoppelt. Oft geht es um Familien-, Ehe- oder Besitzstreitigkeiten, aber auch Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt sind keine Seltenheit. Kasonda bekommt pro Tag sechs neue Fälle. Fälle wie den von Rita Mulenga: Die Paralegals unterstützten sie bei einem schlichtenden Gespräch mit ihrem Arbeitgeber und erwirkten so, dass Rita den ihr zustehenden Lohn bekam. Kasonda: „Mich macht es glücklich, wenn ich jemandem bei einer rechtlichen Angelegenheit helfen kann und zu einer Einigung komme, mit der alle zufrieden sind.“

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