©GIZ PEP Programme Aydın Davutoğlu

30.09.2021

Türkei: Berufliche Perspektiven in einem neuen Zuhause

Trainings eröffnen jungen Arbeitssuchenden aus der Türkei und Syrien Karrierewege im türkischen IT-Sektor.

Fast 7 Millionen Syrer*innen haben wegen des seit 2011 wütenden Bürgerkriegs ihr Land verlassen. Auf der Flucht vor Gewalt, Verfolgung und Hunger suchten sie Zuflucht in anderen Ländern. Mit über 3,6 Millionen Menschen hat die Türkei weltweit die meisten davon aufgenommen. Hier treffen die Flüchtlinge auf eine wirtschaftlich angespannte Situation, die es auch ihnen erschwert, gut bezahlte Jobs zu finden. Daher arbeiten viele informell ohne Arbeitserlaubnis und schlagen sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs durch, etwa in Fabriken oder auf Baustellen. Aber: Es gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten – in der Zusammenarbeit mit Kammern, in privaten Betrieben und auch im IT-Sektor.

Von dem Angebot profitierte auch der heute 22-jährige Aydin Davutoğlu. Als im Februar 2013 neben seiner Schule in Damaskus eine Bombe explodierte, war er gerade 16 Jahre alt. Über Stationen in Jordanien und Jemen kam er mit seiner Familie 2014 in die Türkei. In Istanbul studierte er Computerwissenschaften und bildete sich in der Webseiten-Entwicklung fort. Durchgeführt wurde die Weiterbildung als sogenanntes „Coding Bootcamp“ – also ein Art Trainingslager für Programmierer*innen – von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH mit zwei Partnern: Der US-Nichtregierungsorganisation Re:Coded und dem gemeinnützigen Verband Impact Hub, einer Austausch- und Wissensplattform für Sozialunternehmer. Flüchtlinge, aber auch türkische Jugendliche lernen in den Kursen, was sie brauchen, um Jobs im wachsenden IT-Sektor zu finden. 2020 schlossen insgesamt 40 Studierende, davon rund 50 Prozent Frauen, die durch das Bundesentwicklungsministerium finanziell geförderten Kompetenztrainings ab.

Vom Geflüchteten zum Software-Entwickler

Wie gefragt seine Fähigkeiten sind, hat auch Aydin schnell gemerkt. Nur zwei Monate nach Abschluss des Kurses fand er im Oktober 2020 einen Job als Software-Entwickler bei einem internationalen Digitalunternehmen: „Im Moment bin ich wirklich glücklich, meinen Job begonnen zu haben. Eines Tages könnte ich etwas Eigenes anfangen, aber zuerst muss ich etwas Erfahrung sammeln. Also vielleicht in 10 Jahren.“

Insgesamt haben bereits rund 3.000 Menschen eine solche berufliche Qualifikation abgeschlossen wie Aydin; ebenso viele wurden durch das Projekt kurzfristig beschäftigt. Knapp die Hälfte davon sind Frauen. Insgesamt haben rund 40 Prozent eine längerfristige Anstellung gefunden. Und eine solche Anstellung bedeutet nicht nur Einkommen. Gleichzeitig ist der Arbeitsplatz auch der Ort, an dem sie ihre türkischen Mitbürger*innen besser kennenlernen können. Dies hilft Menschen wie Aydin, in ihrer neuen Heimat anzukommen: „Ich fühle mich jetzt endlich zu Hause und habe eine Karriere gefunden, die ich verfolgen möchte. Das macht mich glücklich.“