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16.11.2021

Ruanda: Erster elektrischer Traktor geht in Betrieb

Im Rahmen einer Kooperation mit Volkswagen und lokalen Partnern unterstützt die GIZ die Erforschung und Weiterentwicklung des ersten E-Traktors in Afrika.

In Afrika bedeutet Landwirtschaft immer noch vor allem eins: harte Handarbeit. Nur die wenigsten haben Zugang zu Landmaschinen. Treibstoff für die veralteten Dieseltraktoren ist teuer und in vielen Regionen nicht immer verfügbar. Dabei ließen sich vor allem mit modernen Maschinen größere Flächen deutlich effektiver bewirtschaften. Also weniger Arbeit bei gleichzeitig höherem Ertrag und mehr Einkommen für Bäuerinnen und Bauern. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung einerseits und des Klimawandels andererseits, braucht es dabei Lösungen, die effizient, zukunftssicher und umweltfreundlich sind.

Eine Lösungsidee sind elektronische Traktoren. Bisher gibt es das in Afrika nicht, daher kooperiert die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH seit Frühjahr 2021 mit Volkswagen und der Nationalen Universität von Ruanda. Der Auftrag kommt vom Bundesentwicklungsministeriums (BMZ). Der Traktor wird von Volkswagen in Wolfsburg mit einem Elektromotor und einer Wechselbatterie ausgestattet und seit August in Ruanda getestet. Er wird auf lokale Anforderungen angepasst und soll größere Flächen effektiver bewirtschaften. Zugleich soll die moderne Maschine vor allem mehr junge Arbeitskräfte in den Agrarsektor locken.

Saubere Energie für die Landwirtschaft – und Dorfgemeinschaften

Eine Solaranlage vor Ort produziert den notwendigen Strom für die innovative Landmaschine. Das sorgt nicht nur für saubere Energie, sondern kann zusätzlich auch umliegende Dörfer mit klimafreundlicher Elektrizität versorgen. Vom ersten Praxistest auf dem Feld erwarten sich alle Beteiligten vielversprechende Ergebnisse. Dies soll später die Basis für eine mögliche Serienherstellung bilden. Der umweltschonende Ansatz überzeugt auch Dr. Bernard Munyazikwiye, Dozent an der Nationalen Universität von Ruanda: „Wir müssen neue Wege gehen, um unsere Landwirtschaft möglichst klimaneutral zu modernisieren. Dabei ist es wichtig, dass wir praxisnahe Lösungen finden, die sich an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort orientieren. Genau das wollen wir mit unserem Projekt erreichen.“

Innovativ ist nicht nur der Antrieb, sondern auch der Vertrieb des E-Traktors. Denn zugutekommen soll er nicht einzelnen Farmen, sondern ganzen Dorfgemeinschaften. Kollektiv erworben und genossenschaftlich verwaltet, können Bäuerinnen und Bauern das Fahrzeug über eine mobile Anwendung („App“) buchen und auf ihren Feldern einsetzen.

Die geteilte Nutzung („Sharing Economy“) ermöglicht eine gemeinschaftliche Investition, wodurch wesentlich mehr Menschen von der neuen Technologie profitieren. So kann die Transformation der afrikanischen Agrarwirtschaft nicht nur das Klima schützen, sondern auch gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.

Die erste Phase des Pilotprojekts läuft bis September 2022. Bei guter Bilanz könnte der E-Traktor ab 2024 – hauptsächlich in Afrika – in Serie gehen. Denn Ziel ist, dass elektrische Traktoren hier langfristig herkömmliche Dieseltraktoren ersetzen.