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22.11.2021

Peru: Abfälle sinnvoll nutzen, Ressourcen schonen

Für die Inka war Machu Picchu ein Ort der Spiritualität. Vor einigen Jahren war ein Umdenken erforderlich, um die Müllberge des beliebten Touristenorts in den Griff zu bekommen.

Terrassenförmig auf einem Bergrücken der Anden in etwa 2.500 Metern Höhe liegt die berühmte Ruinenstadt Machu Picchu. Die Inka bauten sie im 15. Jahrhundert als Quelle der Spiritualität. Vor Beginn der Pandemie lockte sie jährlich über 1,5 Millionen Tourist*innen ins peruanische Hochland. Die zahlreichen Besucher*innen sind Fluch und Segen zugleich für den kleinen Bergort, der nur mit dem Zug erreichbar ist. Einerseits sind sie eine wichtige Einnahmequelle, andererseits hinterlassen sie eine Menge Müll. Summiert mit dem der Einwohner*innen sind dies etwa vierzehn Tonnen Abfall pro Tag.

Daher beschlossen die Kommune und eine Gruppe von Unternehmen bereits 2017, gemeinsam zu handeln. Jorge Lopez Doriga, Direktor für Kommunikation und Nachhaltigkeit des peruanischen Getränkeherstellers AJE Group fasst die erste Erkenntnis zusammen: „Wir haben aufgehört, den Müll als Problem zu betrachten, sondern als Ressource.“ Die Allianz setzt dabei auf das Prinzip der Kreislaufwirtschaft – hierbei werden im Verlauf von Produktion, Handel und Konsum alle Materialen wiederverwendet und somit Ressourcen geschont.

Kreislaufwirtschaft: Praktische Beispiele finden und zeigen

Das Wirtschaften in Kreisläufen wie in Machu Picchu spielt für das gesamte Land eine wichtige Rolle, um die Artenvielfalt zu schützen, das Pariser Klimaabkommen sowie die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals; SDG) in die Tat umzusetzen. Da es oft an praktischen Beispielen mangelt, unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) das peruanische Umweltministerium dabei, konkrete Lösungen im Land zu identifizieren und sichtbar zu machen.

Insgesamt 140 Praxisbeispiele wurden bei der Erhebung erfasst. 30 davon werden bis Ende dieses Jahres auf einer eigenen Online-Plattform veröffentlicht. Die Beispiele sollen Menschen aus dem öffentlichen und privaten Sektor inspirieren und Wissen über Geschäftsmodelle vermitteln.

Aus alt wird neu: Von Biodiesel bis zum Straßenreiniger 

Die Gemeinde in Machu Picchu kann aufgrund ihrer Erfahrungen einige Beispiele beisteuern. Seit 2017 gibt es eine Müllpresse, die Plastikabfälle komprimiert. So kann er leichter mit dem Zug transportiert, recycelt und wiederverwendet werden. Eine Anlage verarbeitet gebrauchte Öle und Fette aus der Gastronomie zu Biodiesel und Glycerin. Der entstandene Biodiesel dient als Kraftstoff für Motoren, Glycerin zur Straßenreinigung. Biomüll wird in einem speziellen Ofen („Pyrolyseofen“) zu Pflanzenkohle umgewandelt. Und zwar ohne Verbrennung, da sonst das klimaschädliche Treibhausgas Methan entstehen und in die Atmosphäre austreten würde. Die Pflanzenkohle kann als Düngemittel oder als Filter zur Aufbereitung von Abwasser wiederverwendet werden. Die jüngste Anschaffung ist eine Pulverisierungsanlage, mit der Glasbehältnisse recycelt und zu Sand verarbeitet werden. Dieser dient dann als Rohstoff zum Hausbau. Bislang wurde der Sand aus dem anliegenden Vilcanota Fluss verwendet, was dessen Ökosystem schadet.

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