Ausgangssituation
Der Status Südafrikas als Schwellenland spiegelt nur unzureichend die strukturellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen des Landes wider: Das Wirtschaftswachstum lag 2014 bei lediglich 1,4 Prozent. Hohe Lohnkosten, ein rigides Arbeitsrecht, zunehmend willkürliche Eingriffe des Staates, eine verfehlte Bildungspolitik und ein daraus resultierender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften halten Unternehmen davon ab, im Land zu investieren.
Die strukturell bedingte Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 25 Prozent, inoffiziell bei 40 Prozent. Die Arbeitslosigkeit für Jugendliche unter 25 Jahren liegt bei 52 Prozent. Besonders betroffen sind schwarze Jugendliche, Frauen und alle Menschen mit geringer Bildung oder fehlender Berufsausbildung.
Ursachen der hohen Jugendarbeitslosigkeit sind das geringe Wirtschaftswachstum und eine Schulbildung, die nicht auf das Arbeitsleben ausgerichtet ist. Unternehmen können trotz hoher Arbeitslosigkeit mangels qualifizierter Arbeitskräfte freie Stellen nicht besetzen. Auch das Ausbildungsniveau an öffentlichen Berufsbildungsinstitutionen ist niedrig, die Lehrkräfte sind schlecht ausgebildet. Es existieren keine praxis- und wirtschaftsorientierten Berufsbildungsprogramme zur Ausbildung qualifizierter Fachkräfte, bei denen Unternehmen eine maßgebliche Rolle einnehmen. Unternehmen konzentrieren sich überwiegend auf betriebliche Aus- und Fortbildungsmaßnahmen für ihr eigenes Personal, arbeiten aber nicht mit den öffentlichen Colleges der technischen Berufsbildung (TVET-Colleges) zusammen. Weil qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, können freie Stellen häufig nicht besetzt werden.
Ziel
In den Provinzen Gauteng und Ost-Kap ist eine Pilotmaßnahme für ein praxis- und wirtschaftsorientiertes Berufsbildungsprogramm zur Ausbildung qualifizierter Fachkräfte in dem Unternehmen eine maßgebliche Rolle spielen, etabliert.
Vorgehensweise
Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kooperiert die GIZ eng mit dem südafrikanischen Ministerium für Höhere Bildung und Qualifizierung (DHET), vier TVET-Colleges, Unternehmens- und Berufsverbänden sowie Einzelunternehmen. Dabei unterstützt das Vorhaben die Strategie der südafrikanischen Regierung für eine bedarfs- und wirtschaftsorientierte Ausbildung für qualifizierte Fachkräfte, die bestehende TVET-Colleges stärkt und praktische Ausbildungsphasen in Betrieben integriert.
Das Vorhaben konzentriert sich dazu in fünf Handlungsfeldern auf
1.Etablierung von Mechanismen und Prozessen für ein südafrikanisches dual strukturiertes Berufsbildungsprogramm
2.Stärkung der Managementfähigkeiten in TVET-Colleges und Unternehmen
3.Verbesserung der Ausbildungsqualität an den TVET-Colleges
4.Etablierung von Prüfungsverfahren unter Beteiligung von Unternehmen
5.Verbesserung des Dienstleistungsangebots der TVET-Colleges
Wirkungen
Neue Ausbildungsgänge für Elektriker und Gas-Wasser-Installateure sind offiziell anerkannt und registriert. Der Berufsverband der Wasser-/Abwasser-Installateure und der Unternehmensverband „Swiss South African Cooperation Initiative" sind beim „National Skills Fund" registriert: Als Hauptarbeitgeber werden sie eine Koordinierungsfunktion gegenüber beteiligten Unternehmen für bis zu 200 Lehrlinge übernehmen.
Die Vorbereitungen für den Ausbildungsbeginn von bis zu 175 Lehrlingen sind abgeschlossen: An vier Standorten können im Januar 2016 insgesamt bis zu 125 Lehrlinge ihre Ausbildung zum Elektriker beginnen. An zwei weiteren Standorten können im Januar und Juni 2016 weitere 50 Lehrlinge ihre Ausbildung zum Wasser-/Abwasser-Installateur beginnen.