2009.2205.4

Förderung von Sozial- und Umweltstandards in der Industrie

Auftraggeber
BMZ
Dauer
Partner
Ministry of Commerce

Ausgangssituation

Bangladesch ist der weltweit zweitgrößte Exporteur von Kleidung. Die Bekleidungsindustrie exportiert jährlich Textilien im Wert von mehr als 14 Milliarden Euro und ist die größte Einnahmequelle des Landes aus Exportgütern. Die rund 5.500 Textilfabriken beschäftigen mehr als vier Millionen Menschen, meist arme Frauen, und sorgen damit indirekt für den Lebensunterhalt von etwa 60 Millionen Menschen.

Arbeits- und Umweltgesetze wurden in den letzten Jahren vermehrt an internationale Standards angepasst. Doch nationale Arbeits- und Umweltgesetze sowie internationale Standards werden von Unternehmerinnen und Unternehmern noch nicht ausreichend eingehalten. Dem Management ist noch weitgehend unbekannt, dass die Umsetzung von Sozial- und Umweltstandards mittelfristig ökonomische Vorteile generiert. Die Überwachung und Durchsetzung der Gesetze durch staatliche Akteure steht erst am Anfang. Qualifiziertes Personal zur Verbesserung von Sozial- und Umweltstandards in den Unternehmen ist bisher kaum vorhanden.

Ziel

Unternehmer und Unternehmerinnen, vorwiegend in der Textil- und Bekleidungsindustrie, halten nationale Arbeits- und Umweltgesetze sowie internationale Standards und Richtlinien vermehrt ein.

Vorgehensweise

Um die Sozial- und Umweltstandards in den Textilfabriken zu verbessern, entwickelt das Vorhaben gemeinsam mit allen relevanten Akteuren Lösungsansätze: mit Ministerien, Behörden, Unternehmerverbänden, lokalen Lieferanten, internationalen Einkäufern sowie Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften.

Für staatliche Arbeitsinspektoren und Berater von Verbänden werden Trainings angeboten. Geschult werden auch Trainer, die unterschiedliche Stakeholder der Bekleidungsindustrie beraten sollen.

Das Vorhaben bildet Umweltberater in Umweltmanagement und für den effizienten Umgang mit Wasser und Chemikalien aus. Sie unterstützen die Textilfabriken bei der Umsetzung internationaler Anforderungen wie REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals). Das Vorhaben arbeitet mit Färbereien und Wäschereien sowie privaten und öffentlichen Hochschulen zusammen, um die Fabriken bei der umweltfreundlichen Klärung von Industrieabwässern und der Entsorgung von Klärschlämmen mit dem neuesten Know-how beraten zu können. Außerdem wurden Energieauditoren geschult, um die Fabriken in Energieeffizienzfragen zu beraten.

Die GIZ unterstützt Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter einsetzen, beispielsweise die Awaj Foundation in Dhaka und Agrajatra in Chittagong. Die NRO haben Frauencafés eingerichtet, wo sich die Frauen über ihre Rechte und Pflichten als Arbeitnehmerinnen informieren können. Bei Arbeitsrechtsstreitigkeiten oder häuslicher Gewalt wird zusätzlich Rechtsberatung angeboten. Bisher wurden rund 200.000 Arbeiterinnen erreicht.

Nach einer Brandkatastrophe in der Fabrik Tazreen Fashions Limited (2012) und dem Gebäudeeinsturz des Rana Plaza in Savar (2013) mit zahlreichen Todesopfern und vielen Verletzten stellte das BMZ im August 2013 Mittel für die Opfer sowie allgemein für Unfallopfer im Textilsektor zur Verfügung. Die neue Komponente des Vorhabens (Behinderteninklusive Berufsbildung) will schnell wirksame Unterstützungsmaßnahmen für die Opfer des Gebäudeeinsturzes umsetzen. Außerdem sollen nachhaltige Angebote zur beruflichen Rehabilitierung und Arbeitsmarktintegration für Menschen mit Behinderungen angeboten werden.

Das Vorhaben wird von der Europäischen Union (EU) kofinanziert.

Wirkung - Was wurde bisher erreicht

Einhaltung von Sozialstandards

• Die Einhaltung von Sozialstandards, und somit die Arbeitsbedingungen für mehrere tausend Arbeiterinnen und Arbeiter, hat sich in mehr als 450 Fabriken nachhaltig verbessert. So schützen Plexiglasblättchen an den Nähmaschinen die Augen vor brechenden Nähnadeln. Feuerwehrteams zur Erstbekämpfung von Fabrikbränden wurden ausgebildet. Während der Arbeitszeit steht ausreichend Trinkwasser für die Belegschaft zur Verfügung.

• Insbesondere Frauen wurden in Trainings mit Postern, Filmen, Spielen und Theatergruppen über ihrer grundlegenden Arbeitsrechte und -pflichten aufgeklärt.

• Mehr als 6.000 Rechtsstreitigkeiten von Textilarbeiterinnen und -arbeitern mit dem Fabrikmanagement konnten außergerichtlich geregelt werden.

Förderung von Umweltstandards und Ökoeffizienz

• In mehr als 130 Textilfabriken wurden Seminare und Workshops für technische Fachkräfte zum Umgang mit Chemikalien und zur Abfallwasserwirtschaft durchgeführt. Unfälle am Arbeitsplatz und Umweltverschmutzung gingen deutlich zurück. Außerdem konnten Produktionsbedingungen und der gezieltere Ressourceneinsatz, verbunden mit Kosteneinsparungen, verbessert werden.

• In über 50 Fabriken konnten fünf Maßnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt werden: Energiesparlampen, Isolierungen, Luftkompressoren und Dampfleitungen sowie Servomotoren und die Gewinnung von Energie aus Abfall und Kondenswasser haben zu Energieeinsparungen von bis zu 20 Prozent geführt.

• Mehr als 200 Berater wurden für den Umgang mit Chemikalien, Abwasserklärung und Energieeffizienz ausgebildet und bieten als private Dienstleister ihre Serviceleistungen an.

• Mit der Umweltbehörde von Bangladesch wurden Standards und Richtlinien für die Behandlung von Klärschlämmen ausgearbeitet, die Bestandteil der Umweltgesetzgebung werden sollen.

Produktivitäts- und Qualitätssteigerung durch berufliche Qualifizierung

• Mehr als 1.000 Frauen aus armen ländlichen Gegenden wurden als Näherinnen ausgebildet, um als qualifizierte Fachkraft in den Textil- und Bekleidungssektor einsteigen zu können. Nachfrageorientierte Curricula wurden entwickelt, zwei staatliche Trainingsinstitute ausgestattet und staatliche Lehrerinnen und Lehrer trainiert.

• Überwiegend männliche Führungskräfte sind eine Ursache für die hohe Rate sexueller Belästigungen von Arbeiterinnen am Arbeitsplatz. Das Vorhaben bildete mit privaten Dienstleistern bisher mehr als 700 erfahrene Arbeiterinnen zu qualifizierten Produktions- und Qualitätsmanagerinnen aus.

• Die Führungskräfte des mittleren Managements haben bei der Umsetzung von Sozial- und Produktionsstandards eine Schlüsselrolle. Mehr als 250 Managerinnen und Manager wurden bisher an einer staatlichen und zwei privaten Fachschulen in jeweils einem der beiden Diplomlehrgänge Sozialstandards sowie Produktions- und Qualitätsmanagement ausgebildet.

 
Weitere Projektinformationen

CRS-Schlüssel
25010

Kombifinanzierung
  • Europäische Union (EU) - alt, bis 31.12.2011 (2,34 Mio. €)
Entwicklungspolitische Kennungen

Hauptziel:

  • Handelsentwicklung

Signifikante Nebenziele:

  • Gleichberechtigung der Geschlechter
  • Klimawandel, Minderung von Treibhausgasen

Zuständige Organisationseinheit
2B00 Asien II

Nachfolger-Projekt
2014.2111.4

Auftragsvolumen (aktuelles Projekt)
10.085.942 €

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