Ausgangssituation
Im Tschad beeinträchtigen schwankende Niederschlagsmengen, fehlende Bewässerung, Klima- und Umwelt-Extremsituationen sowie Wüstenbildung und Entwaldung die Ernährungssicherheit. Bäuerinnen und Bauern können durch Vieh- und Weidewirtschaft nicht ausreichend Nahrung für die Bevölkerung produzieren. Besonders betroffen sind die Sahelgebiete des Landes. Die Bodenerosion im Flachland und die ausbleibende Ausbreitung von Hochwassern tragen zum Verlust von Wasserreserven und fruchtbaren Böden bei. Deshalb kommt es in Jahren mit wenig Regen häufig zu Nahrungsknappheit.
Aus diesen Gründen hat die Direktion für die Entwicklung und Zusammenarbeit der Schweizerischen Eidgenossenschaft (DEZA) den Bereich Landwirtschaft und Ernährungssicherheit im Tschad als Priorität festgelegt. In der Sahel-Sahara-Zone sind die Schwerpunktregionen der DEZA Ennedi, Wadi-Fira und Batha. Die Agence Française de Développement (AFD) unterstützt die DEZA bei der dritten Projektphase finanziell.
Ziel
In den Regionen Batha, Ennedi East, Ennedi West und Wadi Fara ist die Ernährungssicherheit verbessert.
Vorgehensweise
Durch den Bau von Flussschwellen verbessert das Vorhaben die landwirtschaftliche Produktion in den Sahelgebieten. Diese verteilen das Regenwasser und verringern so die weitere Bodenerosion. Wasser fließt langsamer ab und versickert. Dadurch bauen sich Grundwasserreserven auf, die für die Landwirtschaft nutzbar sind. Neben der Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion sollen das Einkommen der Bevölkerung gesteigert und die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen, insbesondere von Wasser und Boden, verbessert werden.
Um diese Ziele zu erreichen, setzt das Projekt technische und sozioökonomische Maßnahmen um. Es arbeitet mit öffentlichen Akteuren wie lokalen Nichtregierungsorganisationen (NRO), Behörden, Betriebsleitungen oder wirtschaftlichen Interessengruppen und mit privaten Partnern, vor allem Ingenieurbüros oder Bauunternehmen, zusammen.
Das Vorhaben unterstützt Ministerien, die sich mit der Wasserentwicklung im ländlichen Raum befassen, dabei, Flussschwellen in ihre Entwicklungsprogramme zu integrieren. Außerdem erhalten private Unternehmen und Strukturen (zum Beispiel die Bauleitung) Unterstützung, um eine qualitativ hochwertige Arbeit bei der Planung, Konstruktion und Instandhaltung von Flussschwellen zu gewährleisten. Weiterhin arbeitet das Vorhaben mit Landwirt*innen zusammen, um den Zugang zu Wasser und den Erwerb von Know-how über gute landwirtschaftliche Praktiken zu verbessern. Dadurch soll die Ernährungssicherheit der Familien und Dorfgemeinschaften gewährleistet werden.
Das Projekt bezieht die wichtigsten lokalen Akteure in die verschiedenen Projektmaßnahmen ein. Hierdurch werden die jeweiligen Dorfgemeinschaften dabei unterstützt, die Instandhaltung und Nutzung der Flussschwellen gemeinschaftlich zu organisieren.
Wirkungen
—Bis November 2018 wurden elf Täler mit insgesamt 64 Flussschwellen ausgestattet. Der Anstieg des Grundwassers ist messbar, wodurch Brunnen länger Wasser führen.
—Die verfügbare Futtermenge hat deutlich zugenommen. Je nach Region wächst nun über einen längeren Zeitraum oder teilweise das ganze Jahr Gras auf den Viehweiden.
—Laut einer Umfrage in vier Tälern der Region Wadi-Fira hat das Projekt die Gemüseproduktion angekurbelt. Die Zahl der Menschen, die Gemüse anbauen, ist um mehr als 18 Prozent gestiegen. Bei den Frauen ist beträgt der Anstieg sogar 40 Prozent. 63 Prozent der Anbauflächen werden von Frauen und benachteiligten Haushalten genutzt.
—Bei Hirse haben sich die Erträge verdoppelt, beim Gemüseanbau sind sie um 23 Prozent gestiegen und auch bei Rauke, Zwiebel und Knoblauch gibt es deutliche Zuwächse. Die Ergebnisse der oben genannten Umfrage zeigen, dass ein Viertel der benachteiligten Frauen und Haushalte ihr Einkommen aus dem Gemüseanbau um fast 14 Prozent steigern konnte.
—In den Gemeinden sind lokale Konventionen und Bewirtschaftungspläne für Wassereinzugsgebiete entstanden.
—Die an der Bauleitung beteiligten Akteure verfügen über Grundlagentexte und halten Sitzungen ab. Sie wenden ein Beitragssystem für die Instandhaltung und Abschreibung der Flussschwellen an, die sich alle in gutem Zustand befinden.
—Das Vorhaben konnte sechs tschadische Beratungsfirmen dazu befähigen, Flussschwellen zu planen und die Bauarbeiten auf den Baustellen zu überwachen.