Ausgangssituation
In Entwicklungs- und Schwellenländern hält das Wachstum der Versicherungsmärkte nicht mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt. Risiken wie Krankheit, Tod eines Familienmitglieds, Unfälle, Ernteausfälle oder Zerstörung von Eigentum durch Naturkatastrophen tragen wesentlich zu Ungleichheit und Armut bei. Ärmere Haushalte, Klein- und Kleinstunternehmen (KKMU), sowie Kleinbauern sind meist nicht oder unterversichert und somit gezwungen, unzureichende informelle Mechanismen der Risikoabsicherung zu nutzen. Sie rutschen somit oft tiefer in die Armutsfalle und ihre Existenz ist gefährdet, wenn ein Risiko eintritt.
Versicherungen können einen wirksamen Schutz von Eigentum, wirtschaftlicher Aktivität und Leben ermöglichen. Um breitenwirksam und nachhaltig Versicherungen anzubieten, sind staatliche Akteure auf innovatives privatwirtschaftliches Engagement angewiesen. Vielen privaten Versicherern fehlt es jedoch an effektiven Strategien, das große Marktpotenzial dieser sogenannten Mikroversicherungen für ärmere Bevölkerungsschichten zu heben. Die staatlichen Akteure, wie Zentralbanken, Finanzministerien und Aufsichtsbehörden, sind ihrerseits nur eingeschränkt in der Lage, politische und regulative Lösungswege einzuschlagen, die Anreize und Rechtssicherheit für Versicherer in diesem Kundensegment schaffen und Verbraucher schützen. Global gesehen reichen die Anstrengungen nicht aus, um staatliche und privatwirtschaftliche Akteure zu qualifizieren, das Marktpotenzial effektiv zu nutzen. In Entwicklungsländern fehlt es häufig an innovativen ganzheitlichen Ansätzen für Versicherungslösungen – insbesondere Versicherungsregulierer und -aufseher sind oftmals nicht ausreichend befähigt, förderliche Rahmenbedingungen für den Zugang zu Versicherungen zu schaffen (Kernproblematik).
Ziel
Die beiden Modulziele des Sektorvorhabens (SV) lauten daher:
(1) Innovative ganzheitliche Ansätze für Versicherungslösungen sind in der deutschen EZ sowie in internationalen Fachdiskussionen verankert.
(2) Versicherungsregulierer und -aufseher sind befähigt, förderliche Rahmenbedingungen für den Zugang zu Versicherungen zu schaffen.
Vorgehensweise
Das SV setzt dazu mit zwei Arbeitssträngen an: Im ersten Arbeitsstrang werden die Erfahrungen der deutschen und internationalen EZ systematisch in Konzepten für ganzheitliche Versicherungslösungen aufgearbeitet, fließen in die Konzeption und Umsetzung von Vorhaben der deutschen EZ, sowie in den globalen Fachdialog, ein. Auf dieser Grundlage vertritt und positioniert das SV das BMZ in internationalen fachlichen und politischen Foren zum Thema Versicherungen. Der zweite Arbeitsstrang betrifft die globale Partnerschaft Access to Insurance Initiative (A2ii), deren Sekretariat weiterhin vom Sektorvorhaben beheimatet wird. Die A2ii hat zum Ziel, Versicherungsaufseher bei der Förderung inklusiver Versicherungsmärkte zu unterstützen, um die Verwundbarkeit der Bevölkerung gegenüber allgegenwärtigen Risiken zu verringern. In enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Verband der Versicherungsaufseher (IAIS) in Basel setzt die A2ii dazu ein umfangreiches Capacity Development für Versicherungsaufseher ein.
Wirkungen
Das Vorhaben unterstützt Regierungen bei der Verbesserung politischer, regulativer und aufsichtsrechtlicher Rahmenbedingungen im Bereich Versicherungen für ärmere Kundengruppen, Kleinbauern und KKMU. Ganzheitliche Ansätze motivieren private Akteure, in diese Versicherungen zu investieren und sich zu professionalisieren. Mittelbar wird damit der Zugang für Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen zu nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Versicherungsprodukten verbessert. Verbesserter Zugang zu und Nutzung von Versicherungslösungen steigert die Kapazitäten von Haushalten und Unternehmen, finanzielle Schocks abzufedern. Dies verhindert das Abrutschen in Armut, ermöglicht und sichert Kapitalbildung (Akkumulation von Einkommen und Produktionsmitteln). Auf Ebene der entwicklungspolitischen Wirkungen leistet das Vorhaben folglich einen Beitrag zu Armutsreduzierung und Einkommenssteigerung.
Ziel der Initiative ist es, weltweit Versicherungsaufsichtsbehörden in die Lage zu versetzen, effektive und effiziente Verbesserungs- und Reformansätze anzustoßen und zu implementieren. Die Verbesserung der politischen, regulativen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen schafft Anreize für Versicherer, innovative Produkte für den Niedrigeinkommensmarkt zu entwickeln und zu vertreiben. Verbesserte Kapazitäten der privaten und öffentlichen Akteure tragen dazu bei, den Wettbewerb zu fördern, den Kunden Produkte mit höherem Nutzen zur Verfügung zu stellen und sie vor unlauteren Geschäftspraktiken zu schützen.