2011.2221.7

PREVENIR - Prävention von Jugendgewalt in Zentralamerika (2. Phase)

Auftraggeber
BMZ
Land
Guatemala, Nicaragua
Dauer
Partner
Sistema de la Integración Centroamericana

Ausgangssituation

Die Gewalt durch konkurrierende Jugendbanden, die oft mit dem organisierten Verbrechen zusammenarbeiten, hat in Zentralamerika besorgniserregende Ausmaße angenommen. Die Region weist die weltweit höchsten Mordraten auf. Die Folgen der Jugendgewalt sind auf sozialer, politischer und wirtschaftlicher Ebene spürbar. Die Weltbank beziffert die Kosten, die den Ländern Zentralamerikas durch die Jugendgewalt entstehen, auf 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die fehlende Sicherheit beeinträchtigt die Lebensqualität der Menschen stark und führt dazu, dass Jugendliche aus sozial benachteiligten Schichten pauschal als Gewalttäter stigmatisiert werden.

Die Ursachen für die Jugendgewalt sind vielfältig. Männliche Dominanz („machismo"), Gewalt als Mittel der Durchsetzung individueller und kollektiver Ziele, Gewalt in der Familie sowie Gewalt gegen Frauen sind kulturell zum Teil akzeptiert und weit verbreitet. Langjährige Bürgerkriege haben die Kultur der Gewalt in Zentralamerika verstärkt. Vor dem Hintergrund von Armut, Perspektivlosigkeit und mangelnden Rechten werden Kriminalität, die wirtschaftlichen Aktivitäten von Jugendbanden sowie der Drogenhandel von vielen marginalisierten Jugendlichen als Aufstiegschance betrachtet. Schätzungen zufolge sind allein in El Salvador bis zu eine Million Menschen von den Aktivitäten der Gangs wirtschaftlich abhängig.

In den an PREVENIR beteiligten Ländern El Salvador, Guatemala, Nicaragua und Honduras wird die Jugendgewaltprävention bisher nicht ausreichend fach- und ressortübergreifend koordiniert.

gangssituation.

Ziel

Akteure in Zentralamerika verfügen über Instrumente und Fähigkeiten, um die Zusammenarbeit im Bereich Jugendgewaltprävention fach- und ressortübergreifend zu verbessern und so zum Rückgang von Jugendgewalt beizutragen.

Vorgehensweise

PREVENIR konzentriert sich auf Präventionsmaßnahmen für Jugendliche, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt, aber noch nicht gewalttätig geworden sind oder Gewalt erfahren haben (Primärprävention). Das Vorhaben setzt dabei einen systemischen Ansatz der Jugendgewaltprävention um, der auf dem Sozialisationsmodell des Psychologen Urie Bronfenbrenner beruht. Darin spielen die „signifikanten Anderen" eine zentrale Rolle, das heißt Personen, die in direktem Kontakt mit Kindern und Jugendlichen stehen und Einfluss auf ihr Verhalten haben (zum Beispiel Lehrer, Eltern, direkte Nachbarn sowie Gleichaltrige, aber auch Lokalpolitiker oder Polizisten). Ihr Handeln kann Chancen für prosoziale, gewaltfreie und produktive Beziehungen eröffnen oder, andererseits, negativ auf das Verhalten von Jugendlichen wirken. In diesem ökosystemischen Ansatz steht nicht mehr, wie in traditionellen Modellen, der „Problemjugendliche" und die Veränderung seines Verhaltens im Mittelpunkt der Intervention. Zielgruppen sind vielmehr die „signifikanten Anderen" als Mittler.

PREVENIR setzt den ökosystemischen Ansatz bezogen auf die folgenden drei Handlungsfelder um:

(1) Förderung der Zusammenarbeit der Gemeinden unter Einbeziehung kommunaler Modelle präventiver Jugendarbeit und Gemeindepolizeiarbeit

(2) Förderung der Jugendbeschäftigung sowie der Beschäftigungsfähigkeit von sozial benachteiligten Jugendlichen

(3) Gewaltprävention in der schulischen und außerschulischen Bildung

Das Vorhaben wird kofinanziert von dem Generaldirektorat für internationale Kooperation (DGIS, Niederlande) und Australian Aid.

Wirkungen

(1) PREVENIR hat praxisorientierte Fortbildungen für die Präventionsarbeit in den Gemeinden entwickelt und erfolgreich erprobt. Die Vorhaben zielen darauf ab, lokale Akteure zu befähigen, gemeinsam Präventionspläne zu erstellen und umzusetzen. In El Salvador und Honduras wurden neun Teams von Multiplikatoren fortgebildet (164 Personen), fünf weitere Gruppen (196 Personen) werden derzeit in Guatemala und Nicaragua fortgebildet. In El Salvador hat die Fortbildung bewirkt, dass die Multiplikatoren in 17 Gemeinden Präventionsräte aufgebaut haben und diese dabei unterstützen, ihre Präventionspläne erfolgreich umzusetzen. Um die Polizei besser in die Präventionsarbeit der Gemeinden zu integrieren, wurde ein Fortbildungskurs für Gemeindepolizeiarbeit entwickelt. Die Polizei nutzt den Fortbildungskurs, die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und den Gemeinden hat sich verbessert.

(2) Für Jugendliche, die aus dem Schulsystem herausgefallen sind, wurden in ausgewählten Gemeinden insgesamt 18 Jugendbeschäftigungspläne ausgearbeitet. Kurse für Jugendliche konnten an die Bedürfnisse des Marktes angepasst werden. Zu den Maßnahmen gehören beispielsweise Kurse zur Berufsorientierung, Maßnahmen zur Herausbildung von Unternehmerfähigkeiten und Lebenskompetenzen („life skills"), Computerkurse, Kurse in der Mobiltelefon- oder Fahrradreparatur, Ausbildungen als Koch oder Ofenbauer. Insgesamt wurden 3400 Jugendliche fortgebildet.

(3) Das pädagogische Angebot „Miles de Manos" für Gewaltprävention an Schulen wurde zunächst an Pilotschulen in jedem Partnerland erfolgreich getestet. Für die Pilotmaßnahmen wurden zunächst Lehrer, Mitarbeiter des Bildungsministeriums und Eltern ausgebildet. In den Schulen ging die sichtbare physische Gewalt zwischen Jugendlichen in 6 Monaten um 20 Prozent zurück. Die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern verbesserte sich, Lern- und Verhaltensprobleme wurden zunehmend partnerschaftlich gelöst. 2014 wurde „Miles de Manos" mit der Unterstützung der Bildungsministerien von Guatemala, Honduras und El Salvador in 200 Schulen und Schulnetzwerken eingeführt. In Nicaragua wurde bis dato mit 3 Pilotschulen begonnen. Begleitkomitees in den Ländern unterstützen die Umsetzung und die Einführung von „Miles de Manos" in weiteren Schulen.

 
Weitere Projektinformationen

CRS-Schlüssel
11230

Kombifinanzierung
  • AusAID - alt bis 31.12.2011 (833,88 Tsd. €)
  • Ministry of Foreign Affairs (NEDA/DGIS) - alt bis 31.12.2011 (5 Mio. €)
Entwicklungspolitische Kennungen

Signifikante Nebenziele:

  • Gleichberechtigung der Geschlechter
  • Demokratische und inklusive Regierungsführung

Zuständige Organisationseinheit
2C00 Lateinamerika, Karibik

Vorgänger-Projekt
2008.2217.1

Nachfolger-Projekt
2015.2168.1

Auftragsvolumen (aktuelles Projekt)
12.204.589 €

Aufträge mit ähnlicher thematischer und geografischer Passung:

Dominikanische Republik, Guatemala, Honduras, Panama
Belize, Costa Rica, Dominikanische Republik, Guatemala, Nicaragua, Panama
Costa Rica, Dominikanische Republik, Guatemala, Nicaragua, Panama
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