2013.0944.2

Ziviler Friedensdienst

Auftraggeber
EM-Dummy
Land
Globale Vorhaben, Konventions-/Sektor-/Pilotvorhaben
Dauer
Partner
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Bezeichnung: Ziviler Friedensdienst (ZFD): Stärkung der zivilen Konflikttransformation in Libanon

Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Land: Libanon

Gesamtlaufzeit: 2010 bis 2016

Ausgangssituation:

Die Gesellschaft Libanons ist gespalten: Der langjährige Bürgerkrieg (1975 bis 1990), die Unruhen von 2006 und 2008, der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien sowie nationale, regionale und konfessionelle Fragmentierung haben Spuren im sozialen Gefüge hinterlassen. Das fehlende staatliche Gewaltmonopol, die Kontinuität der Bürgerkriegseliten in politischen Ämtern und die damit verbundene Kultur der Straflosigkeit führen zu immer wiederkehrenden Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen. Die überproportional hohe Anzahl von Kleinwaffen in Libanon begünstigt die gewaltsame Konfliktaustragung.

Aktuell bedroht die syrische Flüchtlingskatastrophe das labile Gleichgewicht des Landes. Mehr als eine Million Syrer sind nach Libanon geflüchtet, dazu Zehntausende Palästinenser aus syrischen Flüchtlingslagern. Seit Ende 2013 ist Libanon außerdem direkt durch die Gewalt aus dem Bürgerkrieg im benachbarten Syrien bedroht. Bombenanschläge, zu denen sich Gruppen aus Saudi Arabien und Irak und grenzübergreifende Kämpferorganisationen wie die salafistische IS-Bewegung bekannt haben, machen dies deutlich. Angriffe auf Armeecheckpoints in der Grenzregion und das Eingreifen der Hisbollah in das Kriegseschehen destabilisieren den ohnehin schwachen Staat weiter und verunsichern die Menschen zunehmend.

Innerhalb der libanesischen Gesellschaft und Politik spielt die Konfessionszugehörgigkeit eine wichtige Rolle. Sie prägt den Aufbau des Bildungssystems, die Medienlandschaft, die öffentliche Verwaltung sowie die politische Repräsentation. Insgesamt 18 Religionsgemeinschaften sind in Libanon anerkannt, darunter schiitische und sunnitische Muslime, maronitische Christen sowie viele weitere christliche Religionsgemeinschaften der Ost- und Westkirchen, Drusen und eine sehr kleine jüdische Minderheit. In der jüngsten Vergangenheit gestaltet sich die Begegnung zwischen den Gruppierungen zunehmend schwieriger. Viele Menschen sehen sich und ihre Gemeinschaft als die einzigen Opfer an und schreiben den jeweils „anderen" die Schuld an der prekären Situation zu. Dies erschwert den gesellschaftlichen Dialog und blockiert notwendige politische Entscheidungen. Es spiegelt sich auch in der geringen Vernetzung und Kooperation innerhalb Zivilgesellschaft wider, was wiederum einen nachhaltigen Beitrag zur Friedensförderung hemmt.

Ziel:

Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Land stehen miteinander im Dialog. Die Zivilgesellschaft ist besser in der Lage, mit Konflikten konstruktiv und gewaltfrei umzugehen.

Vorgehensweise:

Der Zivile Friedensdienst (ZFD) unterstützt verschiedene Plattformen, die den interreligiösen sowie den innergesellschaftlichen Dialog ermöglichen. Dazu gehören Veranstaltungsreihen für künftige religiöse Würdenträger und mit politischen Nachwuchsorganisationen sowie die Arbeit mit jungen Medienschaffenden. Auf spielerische Art und Weise werden die Methoden der gewaltfreien Kommunikation Menschen in entlegenen Kommunen nahegebracht. Ein eigens dafür entwickeltes Brettspiel bietet den Spielenden Raum für Reflexion über das eigene Konfliktverhalten und weist neue Handlungsoptionen in Konfliktsituationen auf.

Ein Pilotprojekt stößt zudem eine konfessionsübergreifende Debatte über eine wünschenswerte Zukunft an, die ein Bewusstsein über den Umgang mit Konflikten schaffen soll und durch einen Perspektivwechsel gewaltfreies Verhalten in den Bereich des Denkbaren verschiebt.

Wirkungen:

Engagierte Akteure wurden durch Trainings und Dialogveranstaltungen vernetzt. Die wiederholte Begegnung von Teilnehmenden aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen hat dazu beigetragen, Vorbehalte abzubauen und ein nachhaltig besseres Verständnis für die Situation und die Sichtweisen anderer Gruppen zu entwickeln. ZFD-Partner und deren Zielgruppen sind zunehmend mit den Methoden der gewaltfreien Konflikttransformation vertraut und wenden diese aktiv in ihrem Umfeld an. Das Brettspiel zu den Methoden der gewaltfreien Kommunikation hat bereits über die Landesgrenzen hinaus Anklang gefunden und soll nun gemeinsam mit internationalen Trägern weiterentwickelt werden, um auch in anderen kulturellen Kontexten Raum zur Reflexion zu bieten.

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Bezeichnung: Konflikttransformation und Krisenprävention im Bereich der grenzüberschreitenden Transhumanz

Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Land: Niger, Burkina Faso, Benin

Gesamtlaufzeit: 2011 bis 2017

Ausgangssituation

Westafrika ist durch extensive und mobile Viehhaltung geprägt: Auf der Suche nach Wasser und Weide treiben Viehzüchter ihre Herden im jahreszeitlichen Verlauf zu unterschiedlichen Weidezonen, auch über Landesgrenzen hinweg. Diese Art der Viehhaltung wird Transhumanz genannt und gehört zu den wirtschaftlich wichtigsten Aktivitäten in der Region. Insbesondere die sich normalerweise in ihren Wirtschaftsformen ergänzenden Ackerbauern und Viehzüchter stehen sich zunehmend im Kampf um dieselben natürlichen Ressourcen, wie Wasser und Weideflächen, gegenüber. Während der jährlichen Wanderungsbewegungen kommt es oft zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Die Konkurrenz um die gemeinsam genutzten Ressourcen wird durch schlechte Regierungsführung, kommunales Missmanagement, die Ausdehnung ackerbaulicher Flächen, Umweltzerstörung, die Auswirkungen des Klimawandels und das enorme Bevölkerungswachstum in der Region verstärkt. Es besteht die Gefahr, dass lokale Konflikte politisiert werden und zu gewaltsamen ethnischen Auseinandersetzungen führen. Die Konflikte zwischen den Nutzergruppen, vor allem zwischen mobilen Viehzüchtern und sesshaften Ackerbauern, sowie innerhalb dieser und anderer Nutzergruppen, werden sich in den kommenden Jahren noch verschärfen.

Ziel

Die Nutzung natürlicher Ressourcen in Verbindung mit mobiler Viehzucht verläuft zunehmend sozial gerecht, friedlich und nachhaltig.

Vorgehensweise

Das Programm des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) in Niger, Burkina Faso und Benin unterstützt die gewaltfreie Bearbeitung von Konflikten im Bereich der grenzüberschreitenden Transhumanz. Dazu stärkt es die zuständigen Institutionen und bestehende Mechanismen zur Krisenprävention, wie die dezentralen Strukturen der staatlichen Behörde für Bodenrecht (Code Rural) in Niger und die Transhumanzkomitees in Benin. Ein zentrales Anliegen ist die Förderung des Austauschs und Dialogs zwischen den Akteuren, die die Ressourcen nutzen und managen – vor allem auf kommunaler und länderübergreifender Ebene.

Außerdem unterstützt der ZFD die aktive Lobbyarbeit kompetenter zivilgesellschaftlicher Organisationen. Die Anliegen mobiler Viehzüchter sollen so nachhaltig in kommunale, regionale und nationale Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

Durch die wirksame, nutzerorientierte und konfliktsensible Anwendung und Weiterentwicklung der im Bereich Transhumanz relevanten Regelwerke und Regelungsmechanismen durch staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure fördert der ZFD darüber hinaus die lokale Rechtssicherheit.

Der Aufbau und die Stärkung von Kooperations- und Dialogstrukturen tragen ferner dazu bei, die Konfliktparteien zu vernetzen, miteinander ins Gespräch zu bringen, auch über Ländergrenzen hinweg, um nachhaltige Lösungen für die Konflikte und Probleme in Verbindung mit nationaler und transnationaler Transhumanz zu finden.

Partner des ZFD sind, neben dem staatlichen Code Rural, die Viehhalterorganisation FNEN Daddo im Niger sowie die Nichtregierungsorganisationen Demi-E, RECOPA, GERED und Potal Men, die sich in der Region der Transformation von agro-pastoralen beziehungsweise Ressourcenkonflikten widmen.

Wirkungen

Staatliche und nichtstaatliche Akteure haben Instrumente zur Kommunikations- und Dialogförderung erarbeitet oder bestehende Mechanismen verbessert. Im Bereich Krisenprävention und Konfliktbearbeitung entstanden beispielsweise Weiterbildungsmodule, Ratgeber, Poster, Kassetten und Radiobeiträge.

In Niger haben der Code Rural und Viehzüchterorganisationen kommunale und länderübergreifende Dialogplattformen entwickelt und neue Gesetzestexte ausgearbeitet.

In Benin und Burkina Faso wurde ein Lobbying-Prozess zur Aktualisierung der Gesetzeslage im Bereich Naturweidewirtschaft angestoßen. Mit den Gemeinden wurden auf kommunaler Ebene Dialogveranstaltungen durchgeführt.

Resultierend aus diesen Prozessen einigen sich Ackerbauern und Viehhalter bereits im Vorfeld der Wanderungen auf Durchzugswege und -zeiten.

Sofern Anbauflächen beschädigt werden, kommen bestehende Regelungen für die Entschädigung von Ackerbauern zur Anwendung.

Die von einzelnen Gemeinden illegal erhobene „Transhumanzsteuer" wurde zurückgenommen.

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Bezeichnung: Konsolidierung des Prozesses der Vergangenheitsaufarbeitung und Förderung der gewaltfreien Bearbeitung von Ressourcenkonflikten

Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Land: Peru

Gesamtlaufzeit: 2005 bis 2016

Ausgangssituation

Seit 1980 wurde Peru besonders durch Aktivitäten der terroristischen Gruppierung „Leuchtender Pfad" (Sendero Luminoso) von einer Welle der Gewalt heimgesucht. Dabei kamen mehr als 70.000 Menschen ums Leben. Als Erbe des zwanzigjährigen bewaffneten internen Konfliktes ist das soziale Gefüge Perus durch ein tief sitzendes Misstrauen geprägt. Massive Menschenrechtsverletzungen haben das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Staat zutiefst erschüttert. Zentrale Empfehlungen der Wahrheitskommission, die auf einen innergesellschaftlichen Versöhnungsprozess abzielen, werden nur schleppend umgesetzt.

Trotz positiver wirtschaftlicher Entwicklung besteht die soziale Exklusion breiter Bevölkerungsgruppen fort. Zusammen mit dem fortdauernden Stocken des innergesellschaftlichen Versöhnungsprozesses bringt das ein Frustrationspotenzial mit sich, das sich nicht zuletzt in gewaltsamen Auseinandersetzungen um die Nutzung natürlicher Ressourcen entlädt. Insbesondere im Umfeld des Minenbergbaus sowie in Konflikten um die knapper werdende Ressource Wasser hat sich die soziale Anspannung in den letzten Jahren deutlich verschärft.

Ziel

Der Prozess der gesellschaftlichen Aufarbeitung des bewaffneten internen Konfliktes basierend auf den Empfehlungen der peruanischen Wahrheitskommission ist gestärkt. Vergangene Gewalt und Menschenrechtsverletzungen werden im Dialog zwischen Staat und Zivilgesellschaft bearbeitet. Institutionen zur gewaltfreien Transformation von Umwelt- und Ressourcenkonflikten sind gestärkt. Konflikte um die Nutzung natürlicher Ressourcen werden durch staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure zunehmend im Rahmen institutionell geschaffener Dialogräume bearbeitet.

Vorgehensweise

Der Zivile Friedensdienst (ZFD) fördert staatliche und zivilgesellschaftliche Partner in ihren organisatorischen und methodischen Kompetenzen der Konflikttransformation. Er bietet Training und Beratung in ziviler Konfliktbearbeitung, stärkt den Aufbau von Dialogräumen zwischen Staat und Zivilgesellschaft, berät bei der Entwicklung von Strategien zur Gewaltprävention und treibt die Vernetzung von Friedensakteuren voran.

Im Einzelnen erfolgt dies durch

• Stärkung der Konfliktbearbeitungskompetenzen der Menschenrechts-Ombudsstelle (Defensoría del Pueblo)

• Stärkung der Interventionskompetenzen der Regionalregierung Ayacucho in Umwelt- und Ressourcenkonflikten

• Stärkung der nationalen Menschenrechtskoordination in ihrer Fähigkeit zur Bearbeitung von Umwelt- und Ressourcenkonflikten zum Schutze der Menschenrechte

• Stärkung ayacuchanischer Friedensakteure in ihrem Engagement für gesellschaftliche Versöhnung und den Aufbau einer nachhaltigen Friedenskultur (Projekt Apoyo para la Paz)

Damit trägt der ZFD zum langfristigen Abbau von Gewalt und zur Stärkung innergesellschaftlicher Versöhnung bei und fördert die nachhaltige Entwicklung des Landes.

Wirkungen:

• Die frühzeitige Intervention der Menschenrechts-Ombudsstelle wirkt in sozialen Konflikten rund um die Nutzung natürlicher Ressourcen deeskalierend und unterstützt deren gewaltfreie Bearbeitung.

• Die Regionalregierung in Ayacucho hat ein Büro zur Prävention und Bearbeitung von Konflikten etabliert, dessen Mitarbeitenden zur Deeskalation von Konflikten und deren gewaltfreien Bearbeitung beitragen.

• Die nationale Menschenrechtskoordination tritt in Umwelt- und Ressourcenkonfliktszenarien dezidiert zum Schutze der Menschenrechte auf und stärkt dadurch die konstruktive, gewaltfreie Bearbeitung dieser Konflikte. Sie nimmt mit ihrer Lobbyarbeit Einfluss auf die Politikgestaltung und wird in der Öffentlichkeit als ehrlicher Mittler zum Schutz der Menschenrechte wahrgenommen.

• Betroffenen-Organisationen und andere Friedensakteure in der Region Ayacucho treten gemeinsam und in koordinierter Weise für ihre Rechte und den innergesellschaftlichen Versöhnungsprozess ein. Sie nehmen Einfluss auf lokale und regionale Entscheidungsträger und auf die Politikgestaltung. Die Aufarbeitung der Gewaltgeschichte wird dadurch verstärkt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet.

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Bezeichnung: Psychosoziale Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere für Kinder und Jugendliche

Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Land: Palästinensische Gebiete

Gesamtlaufzeit: 2008 bis 2017

Ausgangssituation

Die Auswirkungen der israelischen Besatzung sind die Grundursache vieler psychosozialer Probleme von Kindern und Jugendlichen in den Palästinensischen Gebieten. Arbeits- und Perspektivlosigkeit und die psychosozialen Folgen der Besatzung wie Frustration, Ohnmachts- und Gewalterfahrung machen sie anfällig für eine zunehmende Radikalisierung.

In Palästina fehlt es vor allem an menschlicher Sicherheit. Besonders deutlich wird dies in den Flüchtlingslagern, den C-Gebieten des Westjordanlandes und in Ostjerusalem. Hier kommen mehrere Probleme zusammen: mangelnder Zugang zu Bildung und Ausbildung, eine extrem hohe Arbeitslosenquote, Gewalt durch Sicherheitskräfte an der Bevölkerung oder auch häusliche Gewalt in Familien.

Ziel

Psychosoziale Maßnahmen haben psychische und physische Belastungen von Kindern und Jugendlichen in den Palästinensischen Gebieten aufgefangen, Frustration und Aggression sind reduziert. Die Bereitschaft zu gewalttätigen Handlungen innerhalb der palästinensischen Bevölkerung und gegen die Besatzungemacht ist verringert, konstruktive Wege in der Auseinandersetzung mit dem Konflikt sind entwickelt.

Neu entwickelte Handlungsoptionen des gewaltfreien Miteinanders wirken der politischen, sozialen und geografischen Fragmentierung der palästinensischen Gesellschaft entgegen.

Vorgehensweise

Der Zivile Friedensdienst (ZFD) stärkt zivilgesellschaftliche Akteure, die psychosoziale Beratung, Unterstützung und traumaspezifische Therapien anbieten und „sichere Räume" schaffen, um die Resilienz und Selbstbestimmung der Zielgruppen zu fördern.

Genderrelevante Themen werden durchgehend berücksichtigt, geschlechtsspezifische Gewalt und ihre politischen und kulturellen Ursachen werden gesellschaftspolitisch thematisiert.

Die Partner- und Trägerorganisationen des ZFD leiten Bedarfe bezüglich menschlicher Sicherheit (auch Gesundheit und Ernährung) von zivilgesellschaftlichen Akteuren an entsprechende Stellen weiter.

Mechanismen und Strukturen, wie konfliktverschärfende Narrative und Stereotype, die zur Fragmentierung beitragen, werden thematisiert und in gesellschaftlichen Strukturen (zum Beispiel kulturellen und Bildungseinrichtungen) bearbeitet. Fragmentierte Gruppen arbeiten zusammen, um Handlungsoptionen des gewaltfreien Miteinanders zu entwickeln und bringen diese in die jeweiligen gesellschaftlichen Strukturen ein.

Wirkungen

In den „sicheren Räumen" der ZFD-Partnerorganisationen werden alternative Methoden, Bewältigungsstrategien und Ausdrucksformen erarbeitet, die zu einem gewaltreduzierten Miteinander beitragen. Beschäftigungs- und Handlungsmöglichkeiten im sportlichen, musikalischen, künstlerischen und kulturellen Rahmen bieten insbesondere für Jugendliche kreativ-konstruktive Wege der Auseinandersetzung mit dem Konflikt und halten sie von den gewaltgeprägten Brennpunkten fern.

Die Partnerorganisationen treten als Besuchsziel für politische und zivilgesellschaftliche Repräsentanten hervor. Hierdurch wird die Problemsituation direkt und anschaulich in andere Länder getragen, und zugleich werden Handlungsoptionen diskutiert.

Über kulturelle, musikalische und sportliche Maßnahmen wurden zudem erste Schritte in Richtung Zusammenarbeit und Austausch zwischen den Partnerorganisationen aus den verschiedenen Teilen der Westbank und Ostjerusalem unternommen, so zum Beispiel in einem Konzert im Shuafat-Flüchtlingslager in Ostjerusalem, bei dem auch Organisationen aus Nazareth, Syrien und Jordanien teilnahmen.

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Bezeichnung: Vergangenheitsarbeit und Prävention politischer Gewalt

Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Land: Simbabwe

Gesamtlaufzeit: 2009 bis 2018

Ausgangssituation

Seit 2008 hat sich das Ausmaß direkter Gewalt in Simbabwe verringert. Die letzten Wahlen 2013 verliefen weitgehend gewaltfrei. Dennoch bestehen insbesondere die strukturell angelegten Gewaltursachen zum großen Teil fort. In Simbabwe sind echte politische Teilhabe und repressionsfreie Meinungsäußerung für den Großteil der Bevölkerung nicht möglich. Die breite Bevölkerung leidet unter der schlechten ökonomischen Situation und dem damit einhergehenden ungleichen Zugang zur Grundversorgung.

Mit der neuen Verfassung von 2013 wurde der Grundstein für eine unabhängige Nationale Friedens- und Versöhnungskommission gelegt, welche einen wichtigen Mechanismus zur Aufarbeitung von vergangenen Menschenrechtsverletzungen und zur Einleitung eines Prozesses des „national healing" (nationale Gesundung) darstellen könnte. Ein solcher Prozess hat eine bessere Verständigung zwischen den Konfliktparteien zum Ziel, sowohl unter den Anhängern verschiedener politischer Parteien als auch zwischen Opfern und Nutznießern von politisch motivierter Gewalt, wie sie zum Beispiel bei den Matabeleland-Massakern, der gewaltsamen Landreform oder der „Säuberung" von Armenvierteln in der Hauptstadt stattgefunden hat.

Ziel

Die Aufarbeitung der gewaltvollen Vergangenheit Simbabwes wird durch einen konfliktsensiblen und opferzentrierten Prozess gefördert, in dem verfassungsrechtliche Mechanismen Anwendung finden. Dazu treten staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure in einen konstruktiven institutionellen Dialog.

Vorgehensweise

Das aktuelle Programm des Zivilen Friedensdiensts (ZFD) baut auf den bisher erreichten Wirkungen des ZFD in Simbabwe auf und entwickelt diese weiter. Dazu unterstützt der ZFD das zivilgesellschaftliche Monitoring des Prozesses der Vergangenheitsarbeit und insbesondere Maßnahmen zur Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung. Damit wird ein Beitrag geleistet, die vorherrschende Kultur der Straflosigkeit aufzubrechen und einen nationalen Verständigungs- und Versöhnungsprozess anzustoßen.

Darüber hinaus unterstützt der ZFD die Anstrengungen der Zivilgesellschaft zur Erschließung von Dialogräumen. Hier können organisierte Gruppen oder Einzelpersonen ihre Rechte gewaltlos einfordern und mit Entscheidungsträgern sowie politisch Andersgesinnten in einen konstruktiven Dialog treten. Der ZFD fördert zivilgesellschaftliche Initiativen, welche sich für die Erfüllung grundlegender Menschenrechte und politischer Partizipation einsetzen. Damit zielt er auf den gleichberechtigten Zugang zur Grundversorgung, den freien Zugang zu Medien sowie die Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur ab. Durch Begegnungen zwischen der Bevölkerung und Vertretern staatlicher Institutionen sowie zwischen Anhängern polarisierter politischer Gruppen fördert der ZFD Mechanismen zur Stärkung der Bürgerbeteiligung und der gewaltfreien Konfliktbearbeitung.

Partner des ZFD in Simbabwe sind die Zimbabwe Human Rights Association (Zim Rights), das Zimbabwe Human Rights NGO Forum, Women of Zimbabwe Arise (WoZA) und der Community Tolerance, Reconciliation and Development Trust (COTRAD).

Wirkungen

Während der letzten Jahre hat die Zivilgesellschaft mit Unterstützung des ZFD verstärkt dazu beigetragen, die Debatte über das Thema Vergangenheitsarbeit voranzutreiben. Das hat zu mehr Aufmerksamkeit in der nationalen, regionalen und internationalen Öffentlichkeit geführt. Durch Sensibilisierung, Information und Aktivitäten in ländlichen Regionen wurde auch die dort lebende Bevölkerung erreicht und deren Bedarfe in die Debatte aufgenommen. Die von der Zivilgesellschaft eingesetzte National Transitionl Justice Working Group erarbeitete Vorschläge für die zentralen Bereiche von Transitional Justice: Gerechtigkeit, Gender, Wahrheit, Erinnerungskultur und Entschädigung. Innerhalb der Gesellschaft wurde das Bewusstsein für die Bedeutung des Versöhnungsprozesses gestärkt. Parlamentarier wurden zum Thema Transitional Justice trainiert. Die Forderung nach Partizipation führte zur Besetzung der Nationalen Friedens- und Versöhnungskommission sowie zu einer Diskussion um die Erstellung einer entsprechenden Gesetzesgrundlage.

 
Weitere Projektinformationen

CRS-Schlüssel
15220

Kombifinanzierung
  • Engagement Global GmbH (15,07 Mio. €)
Entwicklungspolitische Kennungen

Signifikantes Nebenziel:

  • Gleichberechtigung der Geschlechter

Zuständige Organisationseinheit
G220 Frieden und Sicherheit

Vorgänger-Projekt
2012.9999.9

Auftragsvolumen (aktuelles Projekt)
15.068.239 €

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