Energiesysteme der Zukunft für Brasilien (ESZ)

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Energiesysteme der Zukunft
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Brasilien 
Politischer Träger: Ministerium für Bergbau und Energie (MME)
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2024

Installation von Photovoltaik-Modulen in einem Trainingszentrum von SENAI

Ausgangssituation

Der brasilianische Energieverbrauch wird von 2019 bis 2029 voraussichtlich um 18 Prozent pro Kopf steigen. Brasilien bezieht bereits einen großen Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien. Davon stammen 60 Prozent aus Wasserkraft, etwa 20 Prozent entfallen auf andere Quellen wie Wind, Biomasse und Photovoltaik. 

Der große Anteil der Wasserkraft bringt jedoch Herausforderungen mit sich, die durch den Klimawandel und Trockenperioden verstärkt werden: Derzeit entstehen regelmäßig Engpässe, die mit fossilen Kraftwerken ausgeglichen werden. Das wiederum führt zu steigenden Treibhausgasemissionen und höheren Energiepreisen. Daher plant Brasilien, andere erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windenergie auszubauen und die Energieeffizienz zu erhöhen.

Prognosen gehen davon aus, dass der Anteil von Windkraft und Solarenergie sich vervielfachen wird. Der Ausbau birgt aber auch neue Herausforderungen für Planung, Betrieb und Regulierung des Energie- und Elektrizitätswesens. Denn Strom aus Wind- und Solarenergie hängt von meteorologischen Faktoren ab und schwankt entsprechend. Der Strom muss zudem über weite Strecken transportiert werden: Das größte Windenergiepotenzial des Landes liegt im Nordosten, die Verbrauchszentren befinden sich jedoch weit entfernt im Südosten.

Darüber hinaus sind ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte erforderlich, um Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu planen, umzusetzen und den optimalen Betrieb sicherzustellen.

Ziel

Die Bedingungen für die systematische Integration von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz in das brasilianische Energiesystem sind verbessert.

Energieeffiziente Beleuchtung für Städte und Gemeinden

Vorgehensweise

Das Vorhaben unterstützt Brasilien dabei, das enorme Potenzial für erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu nutzen. Dazu berät es Ministerien, Behörden, Banken und öffentliche Träger bei der Strategieentwicklung und unterstützt beim Aufbau von Management- und Kooperationsstrukturen. Zudem liefert es Fachwissen für Energieplanung, Regulierung und die Entwicklung von Geschäftsmodellen. Das Vorhaben fördert die Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Akteuren im Energiewesen und stärkt damit den Austausch von Technologien und Fachwissen.

Zudem arbeitet das Vorhaben mit beruflichen Bildungseinrichtungen und Universitäten zusammen, um Aus- und Fortbildungsprogramme (weiter-) zu entwickeln. Dadurch werden die bisher nur punktuellen Angebote für Berufe im Wind-, Solar- und Energieeffizienzbereich erweitert. Das Projekt fördert dabei die Bildung von nationalen Netzwerken unter Beteiligung von Lehrkräften, Wissenschaftler*innen und Wirtschaftsvertreter*innen. 

Fachkraft für Windenergie

Wirkungen

Das Ministerium für Bergbau und Energie (Ministério de Minas e Energia, MME) und die Organisation der brasilianischen Genossenschaften (Organização das Cooperativas do Brasil, OCB) haben gemeinsam mit dem Deutschen Genossenschaftsbund (DGRV) ein genossenschaftliches Geschäftsmodell für dezentrale Stromerzeugung ins Leben gerufen. Bisher wurden 19 Genossenschaften zur gemeinsamen Energieerzeugung gegründet. 

Im Jahr 2020 wurden zwei erweiterbare und anschlussfähige Lernnetzwerke gestartet: Eines konzentriert sich auf Energieeffizienz und dezentrale Energieerzeugung in öffentlichen Gebäuden. Das andere befasst sich mit Energiemanagement in Industrien.

Mit dem MME, der Energieplanungsbehörde sowie dem nationalen Betreiber des Verbundnetzes wurde eine Leitstudie erarbeitet. Sie zeigt, wie die Versorgungssicherheit trotz eines stark wachsenden Anteils schwankender Energiequellen gesichert werden kann. 

Das Vorhaben hat das Bildungsangebot weiterentwickelt, daran beteiligt waren das Bildungsministerium, das Bundesnetzwerk für berufliche, wissenschaftliche und technologische Bildung, der nationale Dienstleister für die industrielle Aus- und Weiterbildung (Serviço Nacional de Aprendizagem Industrial, SENAI) sowie Universitäten. Ein Fokus lag darauf, Studiengänge zu modernisieren und neue Studieninhalte zu Elektromobilität und Digitalisierung aufzunehmen, die von der Wirtschaft stark nachgefragt werden. Im Zeitraum 2016 bis 2020 wurden 650 Lehrkräfte sowie rund 4.600 qualifizierte Fachkräfte geschult. 

Das Vorhaben unterstützte SENAI dabei, zehn neue Schulungszentren für Photovoltaik einzurichten. Diese wurden mit Hilfe einer Partnerschaft mit Unternehmen ausgestattet. Das Vorhaben hat sie fachlich sowie durch Fortbildungen unterstützt. 

Das Bildungsministerium (Ministério da Educação, MEC) hat Ende 2020 das nationale EnergIF-Programm für Berufliche Bildung und angewandte Forschung formalisiert. Dadurch wird die bisherige Arbeit in ein Regierungsprogramm aufgenommen und fortgeführt. Das MEC investierte bereits etwa zwölf Millionen Euro in neue Photovoltaikanlagen an Berufs- und Fachhochschulen und etwa 500.000 Euro in Lehrwerkstätten.

Stand: Mai 2021