Bildung für syrische Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Bildungsprogramm für syrische Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden (BilSy)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Türkei
Politischer Träger: Vizepräsidialamt
Gesamtlaufzeit: 2016 bis 2019

Teambuilding-Aktivitäten, die von Freiwilligen während des Jugendgipfels am 10. April 2018 in Gaziantep, Türkei, durchgeführt wurden

Ausgangssituation

Die Türkei hat mehr als 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. Hinzu kommen schutzsuchende Menschen aus anderen Ländern der Region wie Irak und Afghanistan. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk ist sie damit das Land mit den meisten Flüchtlingen weltweit. Zu den Gemeinden mit dem höchsten Flüchtlingsanteil zählen die grenznahen Provinzen Sanliurfa, Gaziantep, Hatay, Kilis und Mardin sowie die Städte Ankara und Istanbul. Mehr als die Hälfte der syrischen Flüchtlinge in der Türkei sind Kinder und Jugendliche. Etwa 40 Prozent von ihnen nehmen an keinem geregelten Schulunterricht teil.

Die hohen Flüchtlingszahlen stellen öffentliche Institutionen vor immense Herausforderungen, unter anderem im Bildungsbereich. So müssen an vielen Schulen bauliche Maßnahmen umgesetzt werden, damit die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler in einem angemessenen Umfeld lernen können. Darüber hinaus müssen sowohl türkische als auch syrische Lehrkräfte die Fähigkeit erwerben, ein integratives Klima in den Schulen zu fördern. Bisher leben türkische und syrische Kinder und Jugendliche in parallelen Alltagsrealitäten. Es mangelt an Angeboten und Gelegenheiten für Austausch oder gemeinsame Aktivitäten, das Konfliktpotenzial steigt.

Ziel

Syrische und türkische Kinder und Jugendliche nutzen den verbesserten Zugang zu Bildung und Angeboten, die den Zusammenhalt fördern.

Teambuilding-Aktivitäten von Freiwilligen während des Jugendgipfels am 10. April 2018 in Gaziantep, Türkei

Vorgehensweise

Das Vorhaben baut auf dem im Februar 2017 beendeten Pilotvorhaben Unterstützung syrischer Flüchtlinge und türkischer Aufnahmegemeinden – Bildungsprogramm auf. Das Projektziel wird durch Aktivitäten in drei Handlungsfeldern erreicht:

  • Förderung formaler Bildung: Das Vorhaben stärkt gemeinsam mit dem Ministry of National Education (MoNE) die Kapazitäten bestehender Bildungsinstitutionen. Dies ermöglicht vielen Kindern und Jugendlichen in den besonders betroffenen Provinzen Gaziantep, Hatay, Kilis und Sanliurfa zeitnah den Zugang zu formaler Bildung. Öffentliche Schulen werden  rehabilitiert. Darüber hinaus unterstützt das Vorhaben den Transport der syrischen Kinder und Jugendlichen zur Schule und stellt Lehrmaterial für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler bereit.
  • Verbesserung der Qualität formaler und non-formaler Bildungsangebote: Das Vorhaben bildet und stärkt die interkulturellen und integrativen Kompetenzen von Lehrkräften. Dadurch gelingt es, syrische Flüchtlingskinder besser in das türkische Schulsystem zu integrieren.
  • Förderung von Aktivitäten, die die Gemeinschaft stärken: Das Projekt führt Maßnahmen in Gaziantep, Sanliurfa, Hatay, Mardin, Ankara und Istanbul durch, die ein gutes und vertrauensvolles Zusammenleben zwischen syrischen Flüchtlingen und Mitgliedern der aufnehmenden Gemeinden fördern. Türkische und syrische Jugendliche werden durch lokale und internationale Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter als Multiplikatoren ausgebildet. Sie erhalten Mittel, um selbst soziale, kulturelle und sportbezogene Aktivitäten für syrische und türkische Kinder und Jugendliche zu organisieren. Die ausgebildeten Jugendlichen sowie die fortgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dadurch in der Lage, sich in das Geschehen in den Gemeinden aktiv einzubringen und Prozesse mitzugestalten. Als Partner für die Umsetzung der Sportaktivitäten tritt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf, im Bereich der kulturellen Aktivitäten findet eine Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut statt. Wichtigster lokaler Partner neben den Kommunen ist die lokale Nichtregierungsorganisation Association for Solidarity with Asylum Seekers and Migrants (SGDD-ASAM), die sich auf Flüchtlinge und Asylsuchende in der Türkei spezialisiert hat.

Wirkung

Im Schuljahr 2017/2018 führte das Projekt zahlreiche Renovierungen von Schulen und Unterrichtsgebäuden durch. Renoviert wurden fünf Temporary Education Centers in der Provinz Sanliurfa, 22 öffentliche Schulen in den Provinzen Hatay, Gaziantep, Kilis und Sanliurfa sowie ein Temporary Education Center und drei Jugend- und Gemeindezentren der Stadt Gaziantep. 31.514 Kinder und Jugendliche (davon 50 Prozent Mädchen und junge Frauen) profitieren von der verbesserten schulischen Infrastruktur. Bis Ende September 2018 haben 45.547 syrische und türkische Kinder und Jugendliche (davon etwa 49 Prozent Mädchen und junge Frauen) an zusätzlich angebotenen, interkulturellen Austausch- und Freizeitaktivitäten teilgenommen.

570 Lehrkräfte, die gemischte Klassen von syrischen und türkischen Kindern unterrichten, nahmen bis Ende Oktober 2018 an fünftägigen Seminaren zum Thema interkulturelle Kompetenzen teil. 98 Prozent der bisher geschulten Lehrkräfte gaben an, dass sich ihre Fähigkeit, gemischte Klassen von syrischen und türkischen Kindern zu unterrichten, verbessert oder sehr verbessert hat.

Im ersten Jahr des Vorhabens wurde syrischen Kindern durch verbesserten Schultransport der Weg zur Schule und zu Sommerschulen erleichtert, womit 4.638 Kindern der Zugang zu Schulbildung ermöglicht wurde.

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