Klimainformation für die Infrastrukturplanung nutzbar machen (CSI)

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Verbesserte Climate Services für Infrastrukturinvestitionen (CSI)
Auftraggeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI)
Länder: Globalvorhaben (länderübergreifend): Brasilien, Costa Rica, die Nilbeckeninitiative (NBI), Vietnam
Politischer Träger: Brasilien: Ministério do Meio Ambiente (MMA, Ministry for the Environment); Costa Rica: Ministerio Ambiente y Energía (MINAE, Ministry for the Environment and Energy): Nilbeckeninitiative (NBI)Vietnam: Ministry of Planning and Investment (MPI)
Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2022

Ausgangssituation

Um eine wachsende Bevölkerung dauerhaft mit sauberer Energie, Wasser und Transport zu versorgen, bauen Entwicklungs- und Schwellenländer ihre Infrastruktur stetig aus. Allerdings berücksichtigen sie oft nicht die daraus entstehenden Klimarisiken, die oft mit hohen Kosten einhergehen. Ziel dieses Vorhabens ist es, Behörden und Entscheidungsträger*innen in Partnerländern so zu beraten, dass sie Klimainformationen und Risikobewertungen – sogenannte Climate Services – bei zukünftigen Investitionen beachten. Climate Services stellen Entscheidungsträger*innen Informationen über effektives Klimarisikomanagement zur Verfügung. Klimarisiken können somit frühzeitig erkannt werden, was Raum für finanzierbare und dauerhafte Alternativen schafft.

Zahlreiche Länder setzen bereits auf eine langlebige Infrastruktur und haben dies als Ziel in ihren „Klimaschutzzusagen“ festgehalten; unter ihnen Brasilien, Costa Rica und Vietnam.

Um diese Zusagen zu erfüllen, müssen die Partnerländer ihre Kompetenzen deutlich steigern. Dazu gehört, Institutionen und technische Verfahren so anzupassen, dass sie auf Klimainformationen, Beratungsleistungen und Produkte zugreifen und in der Infrastrukturplanung anwenden können. Aktuell werden diese Climate Services nur unzureichend genutzt, weil klimarelevante Fragestellungen bei Planungsvorgaben keine Berücksichtigung finden. Dies gilt vor allem für die Infrastrukturplanung.

Erste internationale Initiativen haben sich dieser Herausforderung angenommen, unter ihnen das Globale Rahmenwerk für Climate Services (Global Framework for Climate Services - GFCS). Ihr Ziel ist, den Ländern Hilfestellungen zu bieten, wie Klimadaten sinnvoll genutzt und Klimaprodukte institutionell verankert werden können, beispielsweise durch Klimarisikoanalysen und Bewertungen. Das Projekt berücksichtigt dabei länderspezifische Strukturen, so dass Länder Climate Services besser nutzen und sie in ihre Infrastrukturplanung einbeziehen können.

Ziel

Entscheidungsträger*innen in den drei Partnerländern und der Nilbeckeninitiative nutzen vermehrt Climate Services bei der Planung von Infrastrukturinvestitionen.

Vorgehensweise

Das Projekt, an dem sich der Deutsche Wetterdienst (DWD) als Kooperationspartner beteiligt, berät die nationalen Partner, wie Climate Services gewinnbringend genutzt werden können. Das Vorhaben leistet Hilfestellung bei der Verarbeitung von Klimadaten und darin wie Klimaprodukte und Beratungsdienstleistungen für die Infrastrukturplanung entwickelt werden können, zum Beispiel durch Klimarisikoanalysen. Ein besonderes Augenmerk liegt darauf, wie Anbieter und Veredler von Klimadaten, Entscheidungsträger*innen, Planer*innen und Ingenieur*innen im Infrastrukturbereich besser miteinander kooperieren können. Das Projekt initiiert hierfür in jedem Land pilothaft ein Kooperationsnetzwerk. Um dies zu erproben und institutionell zu festigen, erhalten die Beteiligten fortlaufend Einblick in die projektbasierte Einrichtung einer sogenannten Climate Service Anbieter-Nutzer-Schnittstelle. Dabei entwickeln sie passgenaue Klimaprodukte für die technische Risikoanalyse einer ausgewählten Infrastruktur. Diese Analyse fußt methodisch auf dem von den Engineers Canada - einem weiteren Kooperationspartner - bereitgestellten sogenannten Public Infrastructure Engineering Vulnerability Committee (PIEVC) Protokoll. Dieses gibt vor, wie Infrastrukturobjekte und deren Betrieb von verschiedenen Klimaeinflüssen betroffen sind und bildet die Grundlage zur Auswahl  sinnvoller Anpassungsmaßnahmen. Die Erfahrungen aus der Risikoanalyse helfen den Partnerländern, den Klimawandel bei bestehenden länderspezifischen Infrastrukturplanungsverfahren und –vorgaben zu berücksichtigen.

Wirkungen

Das Projekt fördert die Schnittstelle zwischen den Anbietern von Klimainformationen und Entscheidungsträger*innen. Durch Pilotstudien unterstützt das Vorhaben die Entwicklung von Klimainformationsprodukten, die auf die Bedürfnisse der Betreiber von Infrastrukturen zugeschnitten sind. Gleichzeitig sensibilisieren Schulungen die Projektbeteiligten für die Bedeutung von Klimainformationen auf den verschiedenen Ebenen der Planungsabläufe. Alle Maßnahmen sind in den nationalen Anpassungsplan (NAP) und die national festgelegten Beiträge (Nationally Determined Contributions, NDC) integriert, um deren Entwicklung und Umsetzung zu fördern.

Dabei erreicht das Projekt Beteiligte aus verschiedenen  Disziplinen und Verantwortungsbereichen, von Ingenieur*innen bis zu Klimatolog*innen, von Infrastrukturplaner*innen aus dem jeweiligen Fachministerium zum Anpassungsverantwortlichen aus dem Umweltministerium. Insgesamt wurden bereits mehr als 150 Teilnehmende aus dem Infrastrukturbereich geschult. Über 500 Teilnehmer*innen wurden durch von „Verbesserte Climate Services für Infrastrukturinvestitionen“ (CSI) organisierten Veranstaltungen stärker für die Bedeutung von Climate Services für klimaresiliente Infrastruktur sensibilisiert. Darüber hinaus wurden und werden verschiedene Strategien und Regularien zu klimarisikoinformierter Infrastrukturplanung und –management beratend unterstützt, wie zum Beispiel die Nationale Anpassungspolitik von Costa Rica und der Climate Service Action Plan der Nilbeckeninitiative (NBI). 

Im Kern verfolgt CSI dabei vier strategische Leitlinien:

  • Etablierung von Climate Services als neue öffentliche Dienstleistung: CSI unterstützt seine Partner darin, Climate Services besser zu nutzen. Als Werkzeuge dienen Klimarisikoanalysen für existierende und geplante (öffentliche wie private) Infrastruktur und digitale Lösungen (ClinfoMATE), um neue Wertschöpfungsketten von Anbietern und Nutzern von Climate Services ins Leben zu rufen. Diese Werkzeuge entwickeln Kompetenzen durch Praxisschulungen und Trainings für Ausbilder*innen entlang der Säulen des GFCS. Hierzu gehört die Entwicklung technischer Kompetenzen, wie zum Beispiel durch ein Datenharmonisierungstraining für den Wetterdienst in Costa Rica durch den DWD. Institutionell fördert CSI Strukturen und Fähigkeiten zur besseren Kommunikation und Kooperation über Disziplingrenzen hinweg sowie neue interinstitutionelle Partnerschaften (darunter zwischen Fachministerien und Wetterdiensten). 
  • Klimaresiliente Transformation von Infrastrukturinvestitionen: CSI bringt Personen aus Klimapolitik, Klimawissenschaft und Infrastrukturplanung und –management durch Dialogforen, Arbeitsgruppen und pilothafte Klimarisikoanalysen zusammen. Die Bereiche Energie und Seetransport (Brasilien), Straßenverkehr (Costa Rica), Wasser (Nilbeckeninitiative (NBI) sowie Wasser und Landwirtschaft (Vietnam) bilden Anpassungskoalitionen mit Umweltministerien, um gemeinsam Eintrittspunkte zu identifizieren und Regelwerke, Leitfäden und Werkzeuge zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln. 
  • Klimaanpassung nach Maß: Das PIEVC Protokoll ist ein partizipatives Risikoanalysetool, zugeschnitten auf die Bedarfe von Infrastrukturplanung und -management. CSI berät seine Partner darin, das Protokoll zu nutzen und für verschiedene Ansatzpunkte im Infrastrukturinvestitionsprozess anzupassen. Während das PIEVC-Protokoll in Costa Rica genutzt wird, um zwischen dem Neubau und Nachrüstung einer Brücke zu entscheiden, informieren seine Ergebnisse in Vietnam den Entwurf eines geplanten Wassersperrwerks. Die Länder greifen die Erfahrungen auf, um klimarisikoinformierte Infrastrukturplanung als neuen Standard zu etablieren. 
  • Internationaler Informationsaustausch: Erfahrungen aus CSI wurden auf den Zwischenverhandlungen in Bonn sowie den Weltklimaverhandlungen in Bonn und Kattowitz mit Partnern aus Costa Rica, dem Nilbecken und Vietnam, sowie dem DWD, der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und der World Federation of Engineering Organizations (WFEO) öffentlich vorgestellt und diskutiert. Erste Ergebnisse werden zudem in den politischen Dialog innerhalb und zwischen den Ländern eingebracht. Im Januar 2019 fand aus diesem Anlass das zweite „CSI Global Forum“ Treffen auf Einladung Costa Ricas statt. Das Forum diente dem Austausch und der Schaffung gemeinsamer zukünftiger Perspektiven. Darüber hinaus werden aus den Ergebnissen des Vorhabens fortlaufend Wissensprodukte entwickelt und auf AdaptationCommunity.net veröffentlicht. .

Stand: Januar 2021

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