Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Anpassung landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten an den Klimawandel (PrAda)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kofinanziert von: Europäische Union (EU)
Land: Madagaskar
Politischer Träger: Ministère de l’Agriculture, de l’Elevage et de la Pêche
Gesamtlaufzeit: 2017 bis 2022

Landwirt in Anosy bestellt sein Feld. (© GIZ/Mampionona Rakotonirina)

Ausgangssituation

Madagaskar zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Vanille, Nelken und Litschis sind nur einige der Agrarprodukte, die das Land anbaut. Landwirtschaft macht ungefähr ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts aus. Sie bildet die Existenzgrundlage für den Großteil der Bevölkerung und beschäftigt circa 80 Prozent der aktiven Bevölkerung. So ist die Abhängigkeit der Bevölkerung von natürlichen Ressourcen hoch.

Wegen seiner geographischen Lage im Indischen Ozean ist der Inselstaat mit am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffenen. Starkregen, Wirbelstürme und Dürren: In Madagaskar nehmen extreme Wetterereignisse zu. Auch der steigende Meeresspiegel sowie der Verlust von fruchtbaren Böden machen dem Land zu schaffen. Eine Anpassung der Landwirtschaft an die Folgen des Klimawandels muss erfolgen, um die Existenzgrundlage vieler Menschen zu sichern. Damit ist außerdem eine langfristige Entwicklung Madagaskars möglich.

In Madagaskar herrschen kleinbäuerliche landwirtschaftliche Strukturen vor. Häufig bauen die Menschen auf zergliedertem und schlecht zugänglichem Land an. Bäuerinnen, Bauern und verarbeitende Industrie sind kaum organisiert und arbeiten vielfach mit traditionellen Anbau-, Viehhaltungs- und Verarbeitungstechniken. Insgesamt bleibt die Produktivität der Landwirtschaft deshalb auf niedrigem Niveau. In der Folge kommt es regelmäßig zu schweren Lebensmittelkrisen.

Ziel

Die Leistungsfähigkeit der beteiligten Akteure hat sich in den vom Klimawandel besonders betroffenen landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten erhöht.

Fischer in Androy kehren nach erfolgreicher Ausfahrt an den Strand zurück. (© GIZ/Linh Feldkötter)

Vorgehensweise

Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist das Projekt in den Regionen Anosy, Androy und Atsimo Atsinanana, dem trockenen Süden des Landes, tätig. Das Projekt wird ebenfalls von der Europäischen Union kofinanziert. Der politische Träger ist das madagassische Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei. Darüber hinaus sind das meteorologische Institut und das Finanzministerium wichtige Durchführungspartner auf Landesebene. Regional arbeitet das Vorhaben unter anderem mit den zuständigen Industrie- und Handelskammern, lokalen Bauernverbänden und privaten Unternehmen zusammen.

Zu Beginn des Vorhabens wurden in den drei Regionen relevante Wertschöpfungsketten ausgewählt. Dazu zählen die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Erdnuss, Hirse/Sorghum, Honig, Ingwer, Küstenfischerei, Rizinus, Ziege/Schaf, Zwiebel und ein Cluster aus Kaffee/Nelke/Pfeffer/Vanille. Durch systematische und handlungsorientierte Methoden soll die Leistungsfähigkeit der unterschiedlichen Akteure gesteigert werden. Die Förderung einer Produktionskette ist mit entsprechenden Anpassungen an den Klimawandel verbunden. Dadurch werden die betreffenden landwirtschaftlichen Bereiche langfristig entwickelt.

Dafür erhalten Akteure der Wertschöpfungsketten einen besseren Zugang zu agrarmeteorologischen und landwirtschaftlichen Beratungsleistungen. Dadurch kann die Produktion an den Klimawandel angepasst werden.

Außerdem möchte das Projekt die strukturellen Rahmenbedingungen verbessern. Dazu gehören beispielsweise Erarbeitung von guter Agrarpolitik, Organisation und Zusammenarbeit zwischen den Akteuren. Der Zugang zu Betriebsmitteln wird erleichtert und die Produktionstechnik angepasst.

Zuletzt unterstützt das Projekt die Einführung von Klimarisikoversicherungen. Das bedeutet, dass sich Akteure im Bereich Landwirtschaft gegen Einnahmeverluste durch klima- und wetterbedingte Ereignisse absichern können.

Darüber hinaus sollen ausgewählte Aktivitäten eine Digitalisierung erfahren. Dadurch werden unter anderem Informationen über den Markt, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und Klimarisikoversicherungen den Menschen in entlegeneren Gebieten zugänglich gemacht.

Frau in Atsimo-Atsinanana sortiert wilden Pfeffer aus. (© GIZ/Isabell Kiener)

Wirkungen

Im ersten Jahr der Umsetzung hat das Projekt das meteorologische Institut bei der Datenerhebung und -verarbeitung unterstützt. Ein Modell zur Bestimmung der Bodenfeuchtigkeit wird an den madagassischen Kontext angepasst und Mitarbeiter*innen des madagassischen Wetterdienstes geschult. Für einige landwirtschaftliche Anbaukulturen wurden Erntekalender aktualisiert und digitalisiert, sodass Landwirte über Mobiltelefone darauf zugreifen können.

Erfolge kann das Vorhaben auch im Bereich Professionalisierung und Marktzugang aufweisen. So wurden Produzent*innen mit privaten Investor*innen vernetzt. Dadurch konnten sechs Genossenschaften mit insgesamt rund 500 Mitgliedern Verträge mit der Privatwirtschaft abschließen. Gemeinsam mit dem amerikanischen Genossenschaftsdachverband ist eine Strategie zur Förderung von Genossenschaften entstanden.

Des Weiteren ist ein Spiel zur Schärfung des Bewusstseins für Versicherungen gegen Klimarisiken entstanden. Dieses ist über eine Hotline verfügbar. In den ersten sechs Monaten nach der Freischaltung haben es circa 300.000 Menschen gespielt.

Weitere Informationen