Nachhaltige Infrastruktur: Mit „Green Bonds“ in eine nachhaltige Zukunft investieren

Klima-Anleihen finanzieren den grünen Wandel in Südafrika.

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Mit „Green Bonds“ in eine nachhaltige Zukunft investieren

Zukunftsfähige Infrastruktur aufbauen und gleichzeitig Klimaziele erreichen? Durch „Green Bonds“ kann dies gelingen. Die grünen Anleihen sind ein wichtiges Instrument, um umweltfreundliche Projekte zu finanzieren. Eine Kooperation mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Südafrika macht vor, wie Klimaschutz, Armutsbekämpfung und Wachstum zusammengehen.

Wirtschaftlichkeit, Klimaschutz und soziale Inklusion müssen kein Widerspruch sein, sondern können sich gegenseitig ergänzen: Das Konzept der „Green Economy“ zeigt, dass weite Teile der Bevölkerung vom Klimaschutz profitieren können. Südafrika verfolgt diesen Ansatz seit knapp zehn Jahren und gilt international als Vorreiter. Besonders die Finanzierung ist ein wesentlicher Punkt: Die Regierung Südafrikas will verstärkt auf grüne Anleihen setzen, um Kapital für nachhaltige Investitionen zu gewinnen.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt das Land dabei zusammen mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme, UNEP). GIZ, UNEP und südafrikanische Partner kooperieren auch bei der Förderung von grünen Arbeitsplätzen und Kreislaufwirtschaft. Globales Wissen der Vereinten Nationen und praktische Erfahrungen der GIZ aus weltweiten Projekten fließen dort in die nationale Arbeit ein.

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Nachhaltige Infrastrukturprojekte erhalten Finanzierung

Seit 2019 kooperieren UNEP und die GIZ in einem Vorhaben zu grünen Wirtschaftsreformen in Südafrika und greifen dafür auf bewährte Partnerschaften zurück. Das Projekt wird von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums (BMU) finanziert. Als treibende Kraft im globalen Umweltschutz verschafft sich UNEP bei Regierungen Gehör und arbeitet mit verschiedenen UN-Organisationen zusammen, um Expertise bereichsübergreifend zu bündeln und aus einer Hand anzubieten. Durch ihr langjähriges Engagement im Land verfügt die GIZ über ein großes Netzwerk und kooperiert mit lokalen Partnern vor Ort. Dazu gehört auch Dr. Jenitha Badul vom südafrikanischen Umweltministerium DEFF, die sich seit Jahren für die „Green Economy“ einsetzt. Südafrika profitiert durch die Zusammenarbeit mit der GIZ und UNEP vor allem von den Beratungsleistungen, die das Land auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft begleiten. Dr. Badul erklärt hierzu: „Die Maßnahmen zur ‚Green Economy‘ zielen auch darauf ab, kleinste, kleine und mittlere Unternehmen sowie die Jugend zu fördern, Geschlechtergleichheit herzustellen und neue Märkte zu erschließen.“ 

Die Einnahmen aus den „Green Bonds“ ermöglichen den Kommunen, im großen Maßstab grüne und klimafreundliche Infrastruktur zu bauen und zugleich die Wirtschaft im Land zu stärken, indem sie externe Investitionen anziehen. Dies ist gerade in Krisenzeiten, wie aktuell bedingt durch die Corona-Pandemie, ein Vorteil. Da grüne Anleihen Gelder für öffentliche Vorhaben zur Verfügung stellen, haben Staat und Kommunen mehr Ressourcen, die sie für Maßnahmen zur wirtschaftlichen Erholung sowie relevante Themen der Entwicklungsagenda nutzen können.

In Südafrika ist das Interesse an grünen Anleihen bereits so groß, dass die GIZ zusammen mit UNEP ein weiteres Programm der Vereinten Nationen als Partner gewinnen konnte: „Poverty-Environment Action“ (PEA) ist eine Kooperation von UNEP und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und verbindet Armutsbekämpfung mit Umweltschutz. Poverty-Environment Action bietet zusätzliche finanzielle und fachliche Unterstützung für das südafrikanische Umweltministerium sowie die Städte Durban (Ethekwini Municipality) und Pretoria (City of Tshwane). Die Beteiligten erarbeiten ein Handbuch über grüne Anleihen für südafrikanische Städte und bieten Weiterbildungen für die kommunalen Angestellten. 

Die erfolgreiche Kooperation in Südafrika könnte künftig als Vorbild für andere Länder dienen. Die GIZ, Poverty-Environment Action und UNEP planen zum Beispiel den Austausch zwischen Südafrika und Indonesien mit Blick auf nachhaltige Finanzierung. Der Zeitpunkt ist optimal: Südafrika hat einen Kriterienkatalog (Taxonomie) für „Green Bonds“ erstellt, der Anfang 2021 veröffentlicht werden soll. Indonesien hat bereits langjährige Erfahrungen mit grünen Anleihen. So kann Südafrika von Indonesien bei der Umsetzung des Katalogs lernen und dadurch von der Partnerschaft profitieren. 

"Green Economy liefert Lösungen für die Herausforderungen des
21. Jahrhunderts"

Seit 2011 arbeiten GIZ und UNEP erfolgreich zusammen. Damals war die „Green Economy“ kaum mehr als ein Konzept auf dem Papier. Mittlerweile berät UNEP im Rahmen der UN-Allianz für nachhaltigere Wirtschaft („Partnership for Action on Green Economy“, PAGE) Länder auf der ganzen Welt zu dem Thema und setzt mit der GIZ Projekte um. Doch was zeichnet die Kooperation der beiden Organisationen aus? Darauf antworten Steven Stone, Abteilungsleiter Ressourcen und Märkte bei UNEP, und Vera Scholz, Abteilungsleiterin Klima, Umwelt, Infrastruktur bei der GIZ. 

1.)    Wo steht das Konzept der „Green Economy“ heute, sowohl in den Ländern als in der internationalen Zusammenarbeit?

Steven Stone: Das Konzept hat einen langen Weg hinter sich: Nach der Finanzkrise 2008 hat UNEP ein Konzeptpapier namens „Global Green New Deal“ veröffentlicht. Dieses empfahl grüne Konjunkturpakete für Wirtschaftsaufschwung und Arbeitsplätze. 

Seit der Rio+20 Konferenz 2012 übernehmen Länder auf der ganzen Welt das Konzept auf nationaler Ebene. Die von UNEP gegründete PAGE-Initiative unterstützt inzwischen 20 Länder. Für die „Green Economy“ ist die globale Wissensplattform („Green Growth Knowledge Partnership“) wichtig. Sie verbindet Wissen und Experten auf der ganzen Welt. Auch nach 12 Jahren hat das Konzept seinen Reiz nicht verloren. Der „Green Deal“ der Europäischen Union und die derzeitigen Debatten über grüne Maßnahmen zur wirtschaftlichen Erholung von der COVID-19-Krise zeigen: Die Green Economy kann politische Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts liefern. 

2.)    Welche Rolle spielt der internationale Austausch mit anderen Partnern dabei für die GIZ und UNEP? 

Vera Scholz: Der Austausch ist essenziell. Zum Beispiel mit Blick auf grüne Finanzpolitik, die ein wichtiger Baustein der „Green Economy“ ist. Es geht darum, dass Staaten ihre öffentlichen Einnahmen und Ausgaben als Hebel für den Wandel einsetzen, etwa durch eine ökologische Steuer- und Subventionsreform. GIZ und UNEP haben deshalb 2014 zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds das Netzwerk für grüne Finanzpolitik (Green Fiscal Policy Network) gegründet, um international Erfahrungen zu diesem Thema auszutauschen. 

3.)    Wie ergänzen sich UNEP und GIZ und welche Vorteile entstehen aus der Zusammenarbeit?

Steven Stone: Das gemeinsame Projekt „Green Economy Transformation” verbindet die Stärken beider Organisationen: die starke Länderpräsenz sowie enge Arbeitsbeziehungen mit Regierungen auf Seiten der GIZ. Dazu kommen UNEPs Stärke, Partner an einen Tisch zu bringen und als führende Stimme internationale Umweltthemen zu gestalten. Seit dem Beginn der Zusammenarbeit im Jahr 2011 haben wir hervorragende Synergien erzeugt. 

Vera Scholz: Ein wichtiger Punkt und Vorteil der GIZ in dieser Kooperation ist, dass wir sehr eng mit unserem Partnerprojekt vor Ort zusammenarbeiten. Dadurch ist die Partnernähe stark. Und wir können komplementär unterstützen.

4.)    Was sind die nächsten Schritte im Projekt „Green Economy Transformation“? Inwieweit können andere Länder von den Erfahrungen in Südafrika lernen?

Vera Scholz: Wir werden unsere Kooperation mit UNEP und anderen UN-Partnern von PAGE weiter ausbauen. In Südafrika arbeiten wir beispielsweise mit UNEP und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) an einem Dialogprozess, um Jugendarbeitslosigkeit mit gezielten nachhaltigen Konjunkturmaßnahmen zu bekämpfen. 

Steven Stone: Wichtig ist: Der Wandel zur „Green Economy“ und die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele erfordern Investitionen, die der Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft gleichzeitig nutzen. Öffentliche Budgets sind vielerorts durch Covid-19-Maßnahmen erschöpft und benötigen daher innovative Finanzierungsmöglichkeiten, die Investitionen aus der Privatwirtschaft anregen. Südafrika hat bereits mehrere kommunale grüne Anleihen ausgegeben. Diese Erfahrungen inspirieren auch andere Länder, die sich ähnliche Verfahren ansehen. UNEP übernimmt hier eine wichtige Multiplikatoren-Rolle, um diesen Wissensaustausch zu fördern. 


Stand: November 2020

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