Soziale Entwicklung: Indien: Gesundheit für eine halbe Milliarde Menschen

In der Corona-Pandemie bewährt sich Indiens staatliche Krankenvorsorge und schützt besonders die Bedürftigen.

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Indien: Gesundheit für eine halbe Milliarde Menschen

Mehr als 500 Millionen Menschen können sich in Indien dank einer staatlichen Krankenversicherung kostenlos behandeln lassen. Während der Corona-Pandemie erweist sich die langjährige Arbeit für eine nationale Krankenversicherung als lebensrettend. 

Die Corona-Pandemie hat Indien fest im Griff: Nur die USA verzeichnen mehr Infektionen als Indien, aktuell sind es bereits über acht Millionen. Eine Erkrankung hat für viele Inder*innen schwerwiegende Konsequenzen: 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind informell beschäftigt und haben daher keine berufliche Krankenversicherung. Dazu zählen etwa Tagelöhner*innen und Taxifahrer*innen. Eine ärztliche Behandlung können die wenigsten von ihnen bezahlen.

Um die Gesundheitsversorgung für die Menschen zu verbessern, hat die indische Regierung bereits vor über zehn Jahren begonnen, die heute weltweit größte staatliche Krankenversicherung (PM-JAY) aufzubauen. Über eine halbe Milliarde Menschen sind in dem Programm registriert und können sich kostenlos behandeln lassen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat die indische Regierung hierzu im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) von Beginn an unterstützt. Seit 2017 beteiligt sich auch die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung mit finanzieller Unterstützung. Zusammen mit dem indischen Gesundheitsministerium, der 2018 gegründeten nationalen Gesundheitsbehörde und medizinischem Fachpersonal arbeitet die GIZ nun daran, die medizinische Versorgung während der Corona-Pandemie für die arme Bevölkerung weiter auszubauen.

Langjährige Partnerschaften ermöglichen weitreichenden Schutz

Die staatliche Krankenversicherung ist ein Projekt von historischer Dimension: PM-JAY hat bereits fast zwölf Millionen Aufenthalte in über 10.000 Krankenhäusern ermöglicht. Um diese Größenordnung zu bewältigen, kommen innovative IT-Instrumente zum Einsatz. Diese helfen, den Anspruch auf Leistungen zu ermitteln und abzurechnen. Dafür bietet die GIZ Schulungen für Manager*innen und Expert*innen aus den Gesundheitsbehörden, die die Krankenversicherung einführen und umsetzen. Ein großes Ziel: Möglichst viele staatliche und private Krankenhäuser sollen Leistungen unter PM-JAY anbieten. So können noch mehr Menschen erreicht und das Versicherungssystem landesweit genutzt werden.

Die Corona-Pandemie bringt das indische Gesundheitssystem nun an seine Belastungsgrenze. Die GIZ und die Regionalregierungen bündeln daher alle Kräfte, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und das Gesundheitswesen zu entlasten. Große Aufmerksamkeit liegt dabei auf den nördlichen Bundesstaaten: Dort ist das Gesundheitswesen besonders stark beansprucht. Viele Menschen, die aus dem Norden stammen und für die Arbeit in südlichere Städte gezogen waren, haben wegen der Pandemie ihre Jobs verloren. Sie kehren nun in ihre Heimat zurück und belasten die Gesundheitseinrichtungen zusätzlich.

Testkapazitäten erhöhen und moderne IT-Infrastruktur ausbauen

Um die rasante Verbreitung des Virus zu stoppen, setzen die Gesundheitsbehörden auf vorgeschriebene Covid-19-Tests bei Atemwegsinfektionen. Die indische Regierung hat bereits zu Beginn der Pandemie festgelegt, dass die Kosten für Tests und Medikamente für über 100 Millionen Haushalte von der Versicherung getragen werden. Die GIZ unterstützt außerdem bestehende öffentliche und private Labore: Sie arbeitet mit den Bundesstaaten dafür, die Tests zu koordinieren und subventioniert die anfallenden Kosten für Personen, die keinen Zugang zur staatlichen Versicherung haben. Zusätzliche Labore werden mit Hilfe der GIZ eingerichtet, um die enorme Menge an Testproben zu bewältigen. 
 

Datenerhebung und Aufklärung gegen die Pandemie

Die vielen Infektionen in Indien machen es schwierig, die Lage zu überblicken und Verbesserungen zu erzielen. Daher sammelt die GIZ Daten zur Auslastung von Krankenhäusern und Behandlung von Infizierten und wertet diese anschließend für die regionalen Regierungen aus. Mit Hilfe der Daten können die Behörden auf dynamische Situationen reagieren und Maßnahmen anpassen. 

Für mehr Aufklärung in der Bevölkerung laufen in den sozialen Medien Informationskampagnen, ältere Menschen erhalten automatisierte Anrufe mit wichtigen Informationen. Zusätzlich hat das Programm Gesundheitstrainings für Regierungen, Städte und Kommunen weiterentwickelt und in digitale Formate umgewandelt. Damit sollen die Menschen mehr über die Pandemie lernen und einen Beitrag leisten, um sie einzudämmen.

Stand: November 2020

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