Ein Bild von Björn Richter der Clusterkoordinator für Digitale Transformation der GIZ.
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13.06.2023

„Mit künstlicher Intelligenz für bessere Lebensbedingungen“

Künstliche Intelligenz war das Top-Thema der re:publica 2023. Die GIZ setzt mit Partnern bereits erfolgreich Projekte damit um. Björn Richter, Clusterkoordinator Digitale Transformation der GIZ, im Interview.

Digitale internationale Zusammenarbeit – kein Neuland für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Weltweit setzt sie im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) digitale Projekte um. Dabei im Fokus: ein menschenzentrierter Ansatz.

Herr Richter – die GIZ, das BMZ und ihre Partner waren mit verschiedenen Projekten auf der re:publica präsent. Was nehmen Sie mit?

Digitale Technologien sinnvoll einsetzen und hinterfragen, wo sie einen Mehrwert geben. Denn die Digitalisierung ist nicht per se gut. Sie hat große Potenziale für die internationale Zusammenarbeit, aber wichtig ist ein nachhaltiger Ansatz. Der CO2-Ausstoß für digitale Infrastruktur ist bereits jetzt höher als der für den Flugverkehr. Das zeigt: Digitalisierung muss auch mit Klimaschutz einhergehen. Im sogenannten Twin-Transition-Ansatz schauen wir daher, wo Digitalisierung wirksam ist, wo sie die UN-Entwicklungsziele befördert und wie man Klima und Biodiversität gleichzeitig mit digitalen Ansätzen schützt.

Die Anzahl digitaler Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI) nimmt rasant zu. Wie nähert sich die GIZ diesem Thema?

Eine Gruppe von Menschen, die auf Stühlen vor einer Bühne sitzen.

Menschenzentriert und werteorientiert. Wir arbeiten partnerschaftlich zusammen, entwickeln Standards und beraten die Politik – besonders zum Datenschutz. Im Fokus unserer Unterstützung zu KI stehen ein klarer Rahmen und offene Daten. Ein Beispiel ist Ruanda: Wir haben die Regierung und das digitale Ökosystem bei der Entwicklung einer KI-Strategie unterstützt, um mit KI die Lebensbedingungen der Menschen im Land zu verbessern. Gemeinsam mit der nationalen Gesundheitsbehörde entwickelten wir in Ruanda beispielsweise einen Covid-19 Chat-Bot, der Fragen zur Pandemie von über 2,2 Millionen Menschen beantworten konnte. Dieser Ansatz findet nun auch in anderen Ländern wie Südafrika, Ghana und Kenia Verbreitung. Eine wichtige Rolle spielt dabei Smart Africa, ein Netzwerk von 35 afrikanischen Staats- und Regierungschef*innen mit dem Ziel, einen digitalen Binnenmarkt in Afrika zu schaffen. Oft ist unser Job, Partner innerhalb des digitalen Ökosystems, wie die afrikanischen Mitgliedsstaaten oder privatwirtschaftliche Partner wie Microsoft, zu vernetzen und konkrete Anwendungen bedarfsgerecht zu entwickeln.

Digitale Innovationen entwickeln sich stetig weiter. Wie kann man am Puls der Zeit bleiben und trotzdem niemanden abhängen?

Die digitale Kluft hat sich durch die Corona-Pandemie verschärft. Der Zugang zum Internet und die Anteile von Nutzer*innen unterscheiden sich stark, sowohl vom globalen Norden zum Süden als auch von Mann zu Frau. Wir denken Digitalisierung daher breitenwirksam. Im ländlichen Afrika stellen wir dafür zum Beispiel Lerninhalte von mehr als 100 GIZ-Vorhaben auf der Lernplattform „atingi“ zur Verfügung. Nutzer*innen können den Inhalt auch offline, ohne Verbindung zum Internet, abrufen und nutzen. Neben dem Netzzugang ist auch Gendergerechtigkeit ein großes Thema der re:publica und bei uns in der Umsetzung. Die Informations- und Kommunikationstechnologie ist noch stark männlich dominiert.

Wie gehen Sie mit der digitalen Kluft zwischen Frauen und Männern um?

Wir können das nicht aussitzen. Wir fördern gezielt weibliche Entwicklerinnen in den Projekten. Mit Trainings speziell für Frauen arbeiten wir für einen fairen und inklusiven Zugang. In Malawi unterstützten wir beispielsweise die „Daten- und Drohnenakademie“, die vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) betrieben wird. Sie hilft Frauen, in den technischen Bereich einzusteigen.

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