„So ein Gebäude baut man nur einmal im Leben“

Ein Haus für Frieden und Sicherheit

Der Geschäftsbereich International Services der GIZ war für das Projektmanagement des Friedens- und Sicherheitsgebäudes der Afrikanischen Union in Äthiopien zuständig. Martin Hansen leitet den Bereich.

giz2016-Martin-Hansen-IMG_1616

Die GIZ hat ein hochmodernes Gebäude für die Afrikanische Union (AU) gebaut. Wie ist es dazu gekommen?

Das Auswärtige Amt hat uns damit beauftragt. Wir haben bereits mit einer Reihe von anderen Projekten in Äthiopien gezeigt, dass wir dies zuverlässig umsetzen können. Wir hatten unter anderem für die äthiopische Regierung 15 Universitätsstandorte errichtet – und dabei äthiopische Baufirmen eingesetzt, die wir fortgebildet haben. So bleibt das wichtige Know-how im Land.

Wie viele GIZ-Mitarbeiter waren an dem Projekt beteiligt?

Zwei Bauingenieure mit ausgewiesener Expertise waren mit dem Projekt betraut, sie waren von Anfang bis Ende vor Ort. Darüber hinaus waren aber auch immer wieder weitere deutsche Handwerksmeister, Ingenieure und Fachkräfte für eine ganze Reihe unterschiedlicher Gewerke in Addis Abeba, um ihr Wissen an die Äthiopier weiterzugeben.

Nach Fertigstellung und Übergabe des Baus – gibt es für die GIZ jetzt noch etwas zu tun?

Jetzt bauen wir das laufende Facility Management bei der AU auf. Das Gebäude ist kein normaler Bau, es ist ein äußerst komplexes High-Tech-Gebäude. Um so ein Gebäude störungsfrei betreiben zu können, muss das Team eingearbeitet werden. Die AU hat ja eine eigene Abteilung für das Facility Management, das den gesamten Campus in Addis Abeba betreibt. Die Gebäudetechniker müssen die Klima- und Lüftungstechnik, die gesamte Gebäudeelektronik, die IT – also alle Steuerungselemente des neuen Gebäudes – professionell bedienen können. Dieser Auftrag wird ein Jahr dauern, noch bis zum September 2017, und vom Auswärtigen Amt ermöglicht. Daran beteiligt sind auch einige der äthiopischen Baufachleute, die das Gebäude mit errichtet haben.

Wie hat die Bevölkerung in Addis Abeba und Äthiopien vom Bau profitiert?

Das Besondere an dem Vorhaben und an unserem Ansatz ist, dass das gesamte Gebäude von Äthiopiern gebaut worden ist: Betonbauer, Malermeister, Estrichleger, Lüftungsbauer, Gartengestalter und viele mehr waren beteiligt. Das Ergebnis ist also nicht bloß ein wunderschönes Gebäude; das komplette Know-how zur Errichtung eines High-Tech-Gebäudes wurde weitergegeben. Nicht nur an viele Handwerker und Fachleute, sondern auch an kleine und größere Firmen, die sich zum Teil erst neu gegründet haben. Alles am und im Gebäude ist darüber hinaus individuell vor Ort konzipiert und hergestellt worden: vom einzelnen Stein für die Natursteinfassade bis hin zur Bestuhlung samt Bezügen für einzelne Tagungsräume. Dieses Wissen bleibt vor Ort. Dafür steht unser Unternehmen.

…also „Learning by doing“ mit nachhaltiger Wirkung?

Genau – die Leute, die beteiligt waren, sind sehr stolz, sie sind sehr selbstbewusst geworden; sie vertrauen ihren eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. So ein Gebäude baut man nur einmal im Leben, und wer die Gelegenheit hatte, daran Teil zu haben, der hat wirklich was mitbekommen! Das ist schon ein einschneidendes Erlebnis.